Peter-Pane-Chef „Lieferungen sind keine Frage des Wollens mehr – sondern ein Muss“

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„Der Lieferando-Fahrer hat ja keine berufliche Heimat“

Jetzt haben Sie aber auch eine eigene Plattform, über die Sie Lieferungen anbieten. Damit stehen Sie in direkter Konkurrenz zu Lieferando. Heißt aber nicht, dass Sie darüber nachdenken, Lieferando zu verlassen?
Da sehe ich keine Notwendigkeit. Es gibt Lieferando-Gäste, die möchten die Vielfalt dort haben. Und die finden bei Lieferando Peter Pane – und bestellen dort. Es kommt dann aber der Peter-Fahrer. Das bietet eine sehr gute Qualität.

Wenn man rein die Online-Plattform nutzt, ist die Gebühr mit rund zehn Prozent deutlich geringer – das sind faire Konditionen, auf die man sich einlassen kann. Wir haben aber auch unsere Plattform, auf der wir uns so darstellen können, wie wir möchten.

Was kann Ihr Lieferdienst denn besser als der Lieferando-Full-Service?
Zum einen ist in unserem Online-Shop die Produktpräsentation hochwertiger. Zum anderen bringen unsere ganz eigenen Peter-Pane-Fahrer dann das Produkt und das ist eine andere Haltung. Der Lieferando-Fahrer liefert ja von zahlreichen Restaurants. Da fehlt die Identifikation mit dem Produkt. Unsere Fahrer gehören fest zu unseren Teams in den Restaurants. Das hat einen großen Effekt auf die Auslieferung – und das Erlebnis des Kunden, auch an der Haustür. Unsere Fahrer sind schließlich Markenbotschafter auf der Straße.



Was ist Ihnen beim eigenen Lieferdienst denn besonders wichtig?
Es ist ein harter Job und wir möchten den Kollegen das Bestmögliche bieten. Das Ziel war: Ein Peter-Pane-Fahrer ist kein zeitlich begrenzter Söldner, sondern fester Teil des Teams. Sie bekommen ein gutes Gehalt, einen Bonus, eine vernünftige Unfallversicherung, Berufsbekleidung, das Fahrrad, einen Pausenraum und so weiter. Das bringt aus meiner Sicht dieses bisschen mehr an Freundlichkeit und Qualität. Der Lieferando-Fahrer hat ja keine berufliche Heimat. Der ist sozusagen ein Rumtreiber ohne feste Anlaufstelle.

Gute Arbeitsbedingungen sind vermutlich auch deshalb wichtig, weil die Nachfrage nach Menschen, die ausliefern, höher ist als die Zahl derjenigen, die diesen Job machen wollen.
Es gab im Sommer eine hohe Nachfrage nach solchen Jobs. Da hatten wir Glück, dass wir in dieser Zeit eingestellt haben. Die Zahl potenzieller Mitarbeiter ist seitdem schon sehr deutlich gesunken. Man merkt, dass die Unternehmen den Markt langsam „abgegrast“ haben. Damit ist die Zeit gekommen, dass man gute Argumente bringen muss, warum diejenigen bei Peter fahren sollten und ich glaube, die Menschen merken, wo sie adäquate Bedingungen geboten bekommen. Das wird in den nächsten Monaten sicher vermehrt eine Rolle dabei spielen, wer Mitarbeiter für sich gewinnen wird und wer nicht.

Einige Gastroketten sind erstaunlich gut durch das Corona-Jahr gekommen. Auch, weil sie den Delivery-Service für sich entdeckt haben. Und zwar mit einem eigenen Dienst – zum Leidwesen von Lieferando.
von Katja Joho

Wer macht bei Peter Pane denn diesen Jobs?
Das sind häufig Menschen zwischen 20 und 30, viele Studenten, die die Gastronomie als Chance sehen, Geld zu verdienen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen tendenziell sportlich veranlagt sein, weil sie mehrheitlich mit dem Fahrrad unterwegs sind – auch wenn die Restaurants bei uns mittlerweile in erster Linie mit E-Bikes ausgestattet werden.

L’Osteria hat einen ähnlichen Weg mit dem eigenen Lieferdienst genommen und möchte jetzt neue Filialen auch bautechnisch verändern, um Delivery künftig ins Kernkonzept einer jeden Filiale zu integrieren. Gibt es bei Ihnen auch solche Pläne?
Wir haben Umsatzgrößen für unser Delivery-Geschäft definiert, die wir ohne größere Umbauten mit den bisherigen Kapazitäten unserer Restaurantküchen neben dem klassischen Geschäft stemmen können.


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Und wagen Sie schon eine Perspektive auf 2021? Was haben Sie vor?
Ich bin der Meinung, dass sich für diejenigen in der Gastronomie, die diese Krise überleben, gute Zeiten auftun. Unser Fokus liegt deshalb darauf, dass wir das gut überstehen.

Wir hoffen, dass sich die generelle Situation in Deutschland und der Welt so verbessert, dass wir unser Geschäft wieder mehr oder minder normal betreiben können und wir dann als Zusatz ein etabliertes, erfolgreiches Delivery-Geschäft betreiben können, mit dem wir die Verluste aus 2020 wettmachen können und mit dessen Hilfe wir eine noch engere Bindung zu unseren Gästen kreieren.

Mehr zum Thema: Jobwunder Corona! Die Pandemie treibt den Boom der Lieferökonomie und schafft täglich neue Arbeitsplätze. Doch Personal wird knapp.

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