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Private Equity Billiges Geld lässt Firmenjäger ausschwärmen

Die niedrigen Zinsen beschleunigen das Comeback internationaler Finanzinvestoren. Sie wollen besonders gern im deutschen Mittelstand Beute machen.

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Die größten Finanzinvestoren
FinanzinvestorenDer Topf- und Besteckhersteller WMF gehört seit Mitte 2012 dem Finanzinvestor KKR. Der amerikanische Eigner war einst Pionier der Idee des Private-Equity-Investors. Die Idee: Firmen mit Wachstum- oder schlummernden Einsparpotenzialen aufkaufen, auf Rendite trimmen und mit Gewinn weiterverkaufen. In der Finanzkrise gerieten die als „Heuschrecken“ verschrieenen Investoren unter die Räder, da sie viele Zukäufe mit Kredit finanziert haben. Unsere Übersicht zeigt, wer bei Investoren am meisten Geld eingesammelt hat, um als Firmenjäger durch die Welt zu ziehen. Quelle: dpa
Platz 10 mit 10,8 Milliarden Euro Volumen:CVC Capital Partners ist eines der führenden internationalen Private-Equity-Unternehmen. Es wurde 1981 gegründet und ist heute mit 19 Niederlassungen und über 130 Investment Professionals in Europa, Asien und den USA präsent. Im Juli 2008 wurde der CVC European Equity Partners V Fonds geschlossen, der auf Platz 9 im Ranking landet. Zu den größten Beteiligungen des Unternehmens gehörte 2005 der Kauf von 86 Prozent der Anteile am Unternehmen SLEC Holdings, der Unternehmensgruppe, die die Formel 1 betreibt. Ein Jahr später erwarb CVC die übrigen 14 Prozent. In Deutschland ist CVC an Unternehmen wie Elster Group, Ista, Flint, Evonik Industries AG (25,01 Prozent seit 2008) und der Metzeler Automotive Profile Systems beteiligt. Quelle: PR
Platz 9 mit 14,7 Milliarden US-Dollar:Nicht ganz so erfolgreich wie der Vorgänger-Fonds, aber immerhin Platz 9 im Ranking. Im Dezember 2008 wurde der Apollo Investment Fund VII mit einem Volumen von 14,6 Milliarden US-Dollar geschlossen. Obwohl die Kapital-Sammelaktion mehr als 16 Monate dauerte, wurde das 15-Milliarden-Dollar-Ziel knapp verfehlt. Quelle: dpa
Platz 8 mit 15,4 Milliarden US-DollarSeit der Gründung der Texas Pacific Group 1992 hat das Unternehmen mehr als 57,5 Milliarden Dollar mit 18 verschiedenen Fonds eingesammelt. Im Ranking sind gleich zwei TPG-Fonds vertreten: Platz 7 belegt der im Jahr 2006 mit einem Volumen von 15,4 Milliarden US-Dollar geschlossene Texas Pacific Group Partners V. Trotz der beeindruckenden Größe der Fonds haben sie nicht immer eine positive Performance hingelegt. So verstieg sich der Fonds in einem Engagement in den Finanzdienstleister Washington Mutual, der 2008 teilweise kollabierte. Gemeinsam mit dem Folgefonds TPG Partners VI verlor TPG Partners V insgesamt 1,35 Milliarden Dollar. Ein bekanntes Investment von TPG in Deutschland: der Armaturenhersteller Grohe. Quelle: REUTERS
Platz 7 mit 16, 2 Milliarden US-Dollar:Mit rund 16 Milliarden Dollar ist Blackstone's Capital Partners VI der siebtgrößte Fonds, der jemals von Finanzinvestoren initiiert wurde. Ursprünglich wollte Blackstone (im Bild Verwaltungsratschef Stephen Schwarzman) das Geld für den neuen Fonds bereits bis Mitte 2010 eingesammelt haben. Das Interesse der Investoren an Private-Equity-Fonds hat nach der US-Hypothekenkrise jedoch nachgelassen, sodass sich der Abschluss der Kapital-Sammelaktion auf Anfang 2012 verschob. Einen Teil des Geldes hat Blackstone in Emdeon, einen drei Milliarden US-Dollar teuren IT-Dienstleister der Gesundheitsbranche investiert. Zu den Großanlegern des BCP VI gehören unter anderem einige große Pensionsfonds. Beispielsweise sind Gelder für die Altersversorgung der kalifornischen Staatsdiener in den Fonds geflossen. Quelle: REUTERS
Platz 6 mit 17,6 Milliarden US-DollarMit diesem Fonds tätigten Henry Kravis (Mitte) und seine Partner einen der größten fremdkapitalgestützten Käufe der Geschichte. Der Kohlberg Kravis Roberts – KKR Fund 2006 war einer der ersten großen Buyout-Fonds der New Yorker Gesellschaft und gemeinsam mit der Texas Pacific Group (heute TPG) akquirierte KKR darüber TXU, Texas größtes Energieunternehmen. Der Deal erwies sich rückblickend als fatal, das Unternehmen stand 2012 vor dem Bankrott. Der KKR Fonds 2006 investiert typischerweise in Konsumprodukte, auch Supermarkt-Portfolios, außerdem im Versicherungswesen, im Kommunikations- und Unterhaltungsbereich wie auch elektronischen Medien und in der Gesundheitsversorgung. 2012 hinkte der einst so furios gestartete Fonds bezüglich der internen Ertragsrate dem Branchenschnitt hinterher, ein neu aufgelegter KKR Fonds in diesem Jahr bekam außerdem nur knapp die Hälfte des Investitionskapitals des 2006er Fonds zusammen. Beobachter schätzten, dass die Lust der Anleger auf Megadeals jenseits der zehn Milliarden Dollar-Grenze in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen hat. Insgesamt konnte KKR in den vergangenen zehn Jahren 51,9 Milliarden Dollar für das Private Equity Geschäft einsammeln. Quelle: REUTERS
Platz 5: 11,2 Milliarden Euro Auch hier lässt sich Geld verdienen: Gesundheitsversorgung gehört zu den fünf Kerninvestmentbereichen der Londoner Kapitalbeteiligungsgesellschaft Apax. Die Firma führt mit dem 2007 in die Investitionsphase gestarteten Apax Europe VII Fund den größten Investmentfonds Europas – und den viertgrößten der Welt. Das Private Equity Portfolio von Apax beinhaltet den Schuh- und Accessoire-Hersteller Cole Haan, die nordamerikanische Versicherungsgruppe HUB International und die General Healthcare Group Großbritanniens größten Krankenhausbetreiber. Bis 2005 gehörte der in den 80ern als kleines Venture Capital gestarteten Kapitalbeteiligungsgesellschaft übrigens auch die Fastfood-Kette Nordsee. Das Unternehmen hatte sie 1997 von Unilever erworben und verkaufte sie dann an den Besitzer der Bäckereikette Kamps. Während Apax mit dem stärksten Fonds-Schluss im Krisenjahr 2008 aufwarten konnte, hatte die Gesellschaft in den vergangenen Jahren auch viele Probleme. Apax Europe VII wies laut dem Washington State Investment Board Ende 2012 nur knapp 2,8 Prozent Ertragsrate auf, zudem herrschte eine hohe Personalfluktuation: Knapp die Hälfte der Händler in verantwortlichen Positionen hatten laut Reuters das Unternehmen zwischen 2007 und 2012 verlassen. 2013 hingegen lag die Ertragsrate bei 4,3 Prozent. Quelle: dpa

Die vor einigen Jahren noch heftig von der Finanzkrise gebeutelte Private-Equity-Branche erlebt ein Revival. Das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft PwC. Danach blickt die überwältigende Mehrheit der Fondsgesellschaften äußerst optimistisch in die Zukunft: 91 Prozent der 200 von PwC befragten Finanzinvestoren rechnen mit einer weiteren Marktbelebung in 2015.

Einer der Gründe für die wieder erwachte Euphorie der Firmenjäger ist das billige Geld, mit dem die Europäische Zentralbank im Kampf gegen die Staatsschuldenkrise die Märkte flutet. „Das niedrige Zinsniveau sorgt für günstiges Kapital“, sagte Steve Roberts, der das Private-Equity-Geschäft bei PwC Deutschland leitet. Bei der Übernahme von Mehrheitsbeteiligungen an Unternehmen sind Fondsgesellschaften auch auf Kredite angewiesen, um die Kaufpreise zu finanzieren. Daher verschafft ihnen die Lockerung der Geldpolitik mehr Spielraum.

Allerdings: Die Verschuldungsquote bei Firmenkäufen ist im Vergleich zu den vor der Finanzkrise üblichen Werten deutlich gesunken. Laut PwC-Umfrage lag der Kreditanteil bei neuen Engagements im Schnitt unter 40 Prozent. Damit spielt Fremdkapital immer noch eine große Rolle für Übernahmen durch Finanzinvestoren, doch besonders hohe Verschuldungsquoten um die 60 bis 70 Prozent sind zur Ausnahme geworden.

Der schlechte Ruf von Finanzinvestoren bei Politikern und Arbeitnehmern ist zu einem großen Teil auf die Praxis zurückzuführen, die Deals mit Krediten zu finanzieren und diese den aufgekauften Unternehmen aufzubürden. Die Zinslast werde dann unter anderem durch Kostendruck und Arbeitsplatzabbau gestemmt, so die Kritik. Die aktuell sinkenden Schuldenquoten lassen eine Veränderung dieses Geschäftsmodells erkennen.

Die krisenbedingt lockere Geldpolitik der EZB steigert wegen der daraus resultierenden Schwäche des Euro vor allem das Interesse ausländischer Investoren an Unternehmenskäufen in Deutschland und Europa. „Käufer aus Regionen mit starken Währungen werden zudem verstärkt Ziele im Euroraum ins Visier nehmen“, erwartet PwC-Experte Roberts.

So halten 75 Prozent der durch PwC befragten internationalen Fondsgesellschaften Deutschland auf Sicht der nächsten fünf Jahre für den attraktivsten Markt für Privat-Equity-Investitionen in Westeuropa. Das liegt allerdings nicht nur an den günstigen Wechselkursen und Finanzierungsbedingungen. So schätzen Investoren laut Roberts die Beständigkeit der deutschen Wirtschaft und die Stärke des hiesigen Mittelstandes. Die Firmenjäger suchen dabei gezielt nach Beute im Industriesektor, der das Rückgrat der deutschen Wirtschaft darstellt. Als weitere attraktive Branchen folgen laut Konsumgüter und Energie.

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