McDonald's, Kamps, Subway oder Joey's Pizza - am vergangenen Freitag versammelten sich die größten Franchisegeber im Gastronomiebereich in Köln, um auf den "Franchise Matching Days" neue Filialbetreiber und Lizenznehmer zu suchen. Burger King fehlte mit einem offiziellen Stand und war doch omnipräsent.
Kaum ein Gespräch, in dem es nicht um die spektakuläre Kündigung für den größten Franchisenehmer, die Yi-Ko, und insgesamt 89 Filialen ging - ein bislang einmaliger Vorgang in Deutschland. „Die Nachricht hat in unserer Vorstandssitzung eingeschlagen, wie eine Bombe", sagt Torben Leif Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchiseverbandes.
So funktioniert das Franchise-System
Beim Franchisesystem läuft das Geschäft über rechtlich selbstständige Unternehmer. Diese Franchisenehmer dürfen gegen Gebühr das Geschäftskonzept eines Franchisegebers nutzen, bestimmte Markennamen verwenden, Produkte herstellen und vertreiben. Der Franchisegeber erspart sich so den Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes.
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Die Idee des Franchising (englisch für: „eine Konzession geben“) stammt aus den USA. Der Franchisegeber unterstützt seine Partner auch beim Aufbau und der Führung des Betriebs. Anders als beim Filialsystem tragen beim Franchising die jeweiligen Unternehmer vor Ort das unternehmerische Risiko.
Nach Angaben des Deutschen Franchise-Verbandes gab es 2013 bundesweit 76.500 Franchisenehmer mit insgesamt 525.000 Beschäftigten. Die bekanntesten Beispiele finden sich in der Gastronomie wie McDonald's oder Burger King.
Und auch einige Mitarbeiter von Yi-Ko-Läden waren in Köln unterwegs. Sie verteilten Visitenkarten an die Konkurrenz und loteten aus, ob diese Interesse an den bedrohten Standorten hätten. Derzeit wird intensiv um die Zukunft der Läden gerungen – und die Lage spitzt sich immer weiter zu.
Obwohl Ergün Yildiz - ehemals Geschäftsführer, Mitgesellschafter und in den Augen vieler verantwortlich für die jüngsten Probleme und Skandale - den Franchisenehmer verlassen musste, hält Burger King an seiner Kündigung fest.
Die Yi-Ko-Filialen dürfen nicht mit dem Firmenlogo werben, die Produktnamen nicht verwenden und bekommen keine Waren mehr geliefert. Die allermeisten von ihnen sind deshalb geschlossen. Das große Problem: Sie generieren keine Einnahmen, verursachen aber weiterhin Kosten. Zudem werden nun die Löhne und Gehälter für die rund 3000 Beschäftigten geschlossenen Schnellrestaurants fällig. Branchenschätzungen zufolge dürfte es sich um einen einstelligen Millionenbetrag handeln. Zwar verhandelt Yi-Ko-Alleineigentümer Alexander Kolobov derzeit mit Burger King Europe. Gelingt es nicht, die Restaurants schnell wiederzueröffnen, droht Yi-Ko die Insolvenz und den Mitarbeitern eine unsichere Zukunft.
Die Skandale und Probleme der vergangenen Monate haben nicht nur Yi-Ko selbst an den Rand der Pleite gebracht – sie strahlen ab. Nachdem schon die Fast-Food-Kette Subway vor einiger Zeit durch ihren Umgang mit Lizenznehmern für Negativschlagzeilen gesorgt hat, fürchtet die Branche einen Imageschaden für das System Franchise an sich. Dabei hat das Prinzip für Unternehmensgründer viele Vorteile: Sie bekommen ein vorhandenes Konzept zur Verfügung stellt und können unter einer bekannten Marke agieren. Der Preis sind Gebühren, die bei den meisten Systemen von fünf bis zehn Prozent des Umsatzes reichen, ein Teil fließt dabei oft in einen gemeinsamen Werbetopf.
Leistungsversprechen der Franchisnehmer
Einer der größten Pluspunkte ist wohl die Kundenbindung. „Die Marke gibt ein Leistungsversprechen“, erklärt Martin Ahlert, Geschäftsführer des Internationalen Centrums für Franchising und Cooperation (F&C) an der Universität Münster. Zufriedene Kunden steuern ihm zufolge auch andere Filialen einer Kette an, weil sie wissen, was sie dort erwartet.
Auf der anderen Seite hilft das System Marken zu einer schnelleren Expansion bei vergleichsweise niedrigen Investitionen, hat aber auch Schattenseiten - etwa wenn ein großer Franchise-Partner Probleme macht wie aktuell bei Burger King. Auch andere Franchisenehmer sind durch den Imageschaden und ausbleibende Kunden betroffen.
Solche Fälle wie aktuell bei Burger King, wo gleich 89 Restaurants wegen Hygienemängeln und schlechter Arbeitsbedingungen bei einem Partner dichtmachen mussten, sind Branchenkennern zufolge aber die Seltenheit.
Die größten Franchisesysteme in Deutschland
Der Burger-King-Rivale gilt als Mitbegründer des Franchisesystems in Deutschland. Aktuell werden den Angaben zufolge gut 80 Prozent der 1415 Restaurants in Deutschland von Franchise-Partnern betrieben.
Die Frauenfitnesskette hat nach eigenen Angaben rund 550 Clubs - und mehr als 420 Franchise-Partner. Die Zentrale unterstützt diese etwa bei der Standortplanung oder dem Werbekonzept.
Rund 500 Bäckereien und Backstuben hat das Unternehmen bundesweit. Die Anzahl der Franchise-Partner liegt nach Angaben des Mitglieder-Verzeichnisses des Deutschen Franchise-Verbands (DFV) bei 340.
Der Optikkonzern betreibt laut DFV-Mitgliederverzeichnis 800 Augenoptik-Geschäfte in Deutschland - davon mehr als 250 mit Franchise-Partnern.
Die Tiernahrungsgruppe wurde 1990 gegründet, zwei Jahre später starteten die ersten Märkte mit dem Franchisesystem. Die Anzahl der Partner liegt den Angaben zufolge bei rund 270.
Das Dienstleistungsunternehmen ist auch Lizenzgeber für die Vermittlung von Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie Jachten. Dazu zählen mehr als 210 Franchise-Nehmer, die auf den Markennamen und das Netzwerk zugreifen können.
Dass ein Franchise-Nehmer überhaupt so viele Filialen auf einmal betreibe, sei „untypisch“, sagt Martin Ahlert. „Der Vorteil des Zusammenspiels ist es ja, dass der einzelne Unternehmer das gut und effizient machen kann, weil er vor Ort ist.“ Bei einer Masse an Filialen sei es für den Franchise-Partner aber schwer, die lokalen Gegebenheiten im Blick zu behalten. Auch wenn die Zusammenarbeit in der Regel ohne größere Zwischenfälle ablaufe: „In jedem System gibt es Menschen, die aus der Reihe tanzen.“