Probleme der Lufthansa Sieben Schritte zur Sanierung

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Lufthansa zieht sich aus Düsseldorf zurück

Für die Mitarbeiter bedeutet das härtere Zeiten. Glaubten viele Mitarbeiter, allen voran die Piloten, noch vor einem Jahr, durch Streiks verhindern zu können, dass Spohr immer mehr Verkehr von der klassischen Lufthansa auf die Billigtöchter verlagert, so ist nun klar: der drahtige Konzernlenker will eher mehr als weniger verlagern. Er hat kein Problem, die Zahl der Flieger der Marke Lufthansa von einst geplanten 480 Maschinen nicht nur auf die heute 310 Jets zu schrumpfen, sondern kann sich auch 250 Flugzeuge und weniger vorstellen. Selbst dass sich die Marke Lufthansa ganz auf Langstreckenflüge beschränkt und Zubringer von Billigtöchtern innerhalb oder außerhalb des Konzern erledigen lässt, ist nicht mehr undenkbar.

Denn das, glaubt Spohr, ist immer noch besser als Strecken und Kunden komplett der Konkurrenz zu überlassen. Dafür ist Spohr auch bereit, neue Fluglinien zuzukaufen oder bei der Billigtochter Eurowings Investoren von außerhalb zuzulassen.

Ängste der Piloten werden real

Was Spohrs Vorgabe "Perspektive statt Privilegien" bedeutet, erleben gerade Kunden und Belegschaft in Düsseldorf. Vom drittgrößten – und lange lukrativsten – Flughafen im Netz zieht sich die Lufthansa als Marke weitgehend zurück. Nachdem sie auf der Kurzstrecke bereits alle Flüge – außer denen nach Frankfurt und München – an ihre Billigtochter Germanwings übergeben hat, kappt sie nun die verblieben Langstrecken auf eine Route nach New York. Und das liegt nicht an der Macht der Golflinien, sondern an den US-Linien Delta und American mit ihrem Partner Air Berlin, die besonders in der Economy-Class deutlich effizienter und damit für Kunden preiswerter fliegen.

Dazu praktiziert Eurowings konsequent eine neue Tarifpolitik. Wen sie noch neu einstellt, der bekommt statt eines besser dotierten Lufthansa-Arbeitsvertrags nun einen einfacheren von Eurowings mit weniger Grundgehalt und schmaleren Zulagen.

Das Vorbild scheint zu wirken. Hatten es die Gewerkschaften gerade angesichts der Erfolge der Piloten in den vergangenen Jahren nicht leicht in ihrem Werben für Kompromisse, so ist die Bedrohung nun real.

Noch ist freilich offen, ob sein Konzept Spohrs Belegschaft genauso schnell überzeugt wie die Investoren. Denn von der bequemen Lounge eilte Spohr zurück an seinen Schreibtisch mit der direkten Leitung zum Krisenstab. Er habe sich für heute Abend erstmal nichts vorgenommen, ließ er verlauten.

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