Problemfall Eurowings Wie die Lufthansa das Chaos in den Griff kriegen will

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Auch der Flugbetrieb sorgt für Verdruss

Doch nicht nur bei der Anbindung von Partnern hakt es. Auch der Flugbetrieb selbst sorgt bei Personal wie bei Passagieren für Verdruss. Zwar lief der Namenswechsel von Germanwings zu Eurowings Anfang 2015 ebenso ohne Probleme wie zuvor die Übernahme aller Lufthansa-Flüge abseits der Drehkreuze Frankfurt und München. Doch als Eurowings im Herbst 2015 dann ins Geschäft Billiglangstrecke startete, häuften sich die fliegerischen Pannen.

So landete zwischen Weihnachten und der ersten Januarwoche laut einer Statistik des Fluggastrechteportals Fairplane mehr als jeder dritte Langstreckenflug von Eurowings verspätet – im Schnitt acht Stunden hinter der Zeit.

Das lag vor allem an der anfälligen Flotte. Blieb einer der beiden zwölf Jahre alten Airbusse A330 liegen, dauerte es mangels Ersatzmaschinen bis zu zwei Tage, bevor Ersatzteile kamen oder ein anderer Jet die gestrandete Kundschaft nach Hause fliegen konnte.

Welche Gesellschaften für Eurowings fliegen.

Dazu kamen Schwächen in der Organisation. Obwohl am Zielort eine nur für Airbus zugelassene Besatzung wartete, schickten die Planer mangels Alternativen eine gemietete Boeing auf die Strecke. Nun mussten die Passagiere warten, bis die Boeing-Crew nach der vorgeschriebenen Mindestruhezeit zurückfliegen durfte. „Sicher haben wir hier und da Lehrgeld bezahlt, wenn viele unerwartete Dinge zusammenkamen. Aber wir haben inzwischen gut 1000 Langstreckenflüge absolviert, und derlei Verspätungen waren seltene Ausnahmen“, so Garnadt.

Dafür knirscht es auf der Kurzstrecke so sehr, dass Eurowings sogar die im vorigen Jahr als Konter gegen Ryanair aufgelegte Route von Köln nach Berlin-Schönefeld jüngst wieder aufgab. Auch das hat hausgemachte Gründe. Die Airbusse A320 der ehemaligen Germanwings sind teilweise mehr als 25 Jahre alt und entsprechend anfällig. Dazu drückt der Mangel an Piloten.

Wie es bei der Lufthansa besser werden soll

Um Geld zu sparen, engagiert die Lufthansa bei ihrer Billigtochter keine Flugzeugführer zu den Bedingungen der Konzernmutter. Lieber schult sie Neulinge oder Mitarbeiter schlechter zahlender Regionalfluglinien um auf die größeren Airbus-Jets der Eurowings.

Das sorgt für passiven Widerstand in der Belegschaft. „Die Schulungen laufen langsamer als geplant, weil die ausgebooteten Konzernpiloten den Neulingen bei den Prüfungen keinen Fehler durchgehen lassen“, berichtet ein Konzerninsider. „Fliegt nicht mehr der Beste, sondern der Billigste, kann die Sicherheit leiden“, sagt ein Pilot dazu.

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