Produzenten Blank & Jones "Kreative sind nicht ersetzbar"

Warum die Kölner Produzenten Blank & Jones statt von Auftritten wieder von ihren Platten leben können und dazu weder Musikkonzerne noch Streamingdienste brauchen.

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Die Kölner Produzenten Piet Blank, 42, und Jaspa Jones (bürgerlich Rene Runge), 45, haben in ihrer 15-jährigen Karriere gut zwei Millionen Tonträger verkauft. Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Herr Blank, Herr Jones, Sie haben Ihre Musik schon bei jeder der größeren Plattenfirmen veröffentlicht. Warum haben Sie sich inzwischen von den Majors genannten Branchenriesen wie Universal, Warner oder Sony gelöst?

Wir wollten vor allem mehr Kontrolle über unsere Arbeit. Als Generation der Computertechnologie müssen wir keine aufwändigen Aufnahmen in teuren Studios mehr machen und dafür einen Geldgeber suchen, sondern sind quasi autark, weil wir alles mit Computern und digitalen Mischpulten selbst machen können. Die Technik ist erschwinglich geworden und wir können ein fertiges Produkt anbieten.

Wie läuft das konkret ab?

Wir suchen ein Presswerk und zahlen die Fertigung von sagen wir mal 10.000 CDs. Die liefern wir an einen Vertrieb, in unserem Fall Soulfood aus Hamburg. Die verteilen das dann für uns an die Plattenläden und bekommen einen Teil vom Umsatz. Auch beim Digitalprodukt liefern wir dann das fertige Produkt, das dann von Kontor New Media an die entsprechenden Anbieter wie iTunes oder Amazon verteilt wird.

Können Sie das nicht auch selbst? Es reicht doch ein paar CDs zu den Zentrallagern von Amazon und Saturn zu schaffen, weil woanders ohnehin nichts mehr gekauft wird. Oder Sie laden Ihre Sachen bei iTunes und Amazon hoch und haben dann 80 Prozent des Marktes.

Das ist uns zu marktschreierisch. Wir wissen es zu schätzen, was unsere Vertriebe für uns tun. Denn auch wenn unsere Musik vorne in den Charts landet, ist sie ist nicht so massentauglich und braucht schon etwas mehr Betreuung. Da brauchst du auch im Vertrieb Leute, die dir ehrlich und ohne Hintergedanken Rückmeldung geben. Das ist uns wichtig. Da haben wir einen höheren Stellenwert als bei einem Major und das hat dann auch seine Berechtigung.

Könnten Sie nicht zumindest auch noch den digitalen Teil selbst machen?

Könnten wir, wollen wir aber nicht. Wir konzentrieren uns lieber auf das, worin wir gut sind und das ist Musik machen und eben nicht Vertriebs- und Verwaltungsarbeit. Wir können eben nicht mit allen Digital-Händlern Kontakt halten und hinterher die Abrechnungen prüfen. Denn beispielsweise von den Streamingportalen gibt es ewig lange Abrechnungslisten, auf denen jeder einzelne Stream steht. Das alles zu prüfen und zu bearbeiten, überlassen wir lieber anderen.

Werden Sie das so beibehalten?

Die digitale Revolution ist eine permanente Revolution, weil ständig neue Sachen kommen in der Technik, an Geschäftsmodellen und im Umgang der Fans mit Musik und Technik. Da müsste man schon Hellseher sein, um zu wissen, was in sechs Jahren läuft.

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