Wer sich im Internet auf die Suche nach einer Putzfrau macht, dem springen zahlreiche Angebote entgegen. Sie tragen die Sauberkeit meist im Namen und bieten auf den ersten Blick alle den gleichen Service. Mit nur wenigen Klicks können Nutzer den Reinigungsservice buchen – für einen Tag, wöchentlich oder monatlich. Gezahlt werden kann meist bar oder direkt online per Kreditkarte oder PayPal. Alle Anbieter werben außerdem mit ähnlichen Stundenpreisen zwischen 12 und 15 Euro, unterscheiden sich am Ende aber im Detail.
Auf dem deutschen Online-Putz-Markt stechen insgesamt acht Plattformen ins Auge: Helpling, CleanAgents, Homejoy, Putzfee, Book a Tiger und Mr. Cleaner bieten ausschließlich Reinigungsdienste an und sehen sich als Vermittler.
Zwei weitere Anbieter sind Betreut.de und Haushelden. Sie haben ein etwas anderes Konzept, da sie zum einen verschiedene Dienste im Haushalt – wie auch Babysitten, Gartenservice oder Altenpflege – anbieten, zum anderen reine Plattformen sind, auf denen sich Kunden und Dienstleister mit individuell ausgehandelten Konditionen finden können. Dafür muss der Nutzer aber vorher ein Abo abschließen, um überhaupt Kontakt zu potenziellen Putzhilfen aufnehmen zu können. Die endgültigen Kosten sind also schwierig abzuschätzen – deshalb fallen sie etwas aus dem Konzept der anderen Anbieter.
Geputzt wird erst ab zwei Stunden Minimum
Gebucht werden müssen grundsätzlich mindestens zwei Stunden pro Auftrag – das gilt für alle Anbieter. Auch das Versprechen, es werde nur das berechnet, was tatsächlich auch geputzt wurde, gilt für Helpling und Homejoy ebenso wie für Book A Tiger und die CleanAgents. Sollte es also einmal schneller gehen als veranschlagt, kostet die Reinigung entsprechend weniger. Sollte es länger dauern, muss das abgesprochen werden – der Preis soll nicht einfach automatisch steigen.
Putzplan - was, wann, wie lange
Jede Woche gehören laut der Verbraucherzentrale NRW die Reinigung von Polstermöbeln, Tischen, Stereoanlage und Fernsehen zu den notwendigen Erledigungen. Alles in allem werden dafür 20 Minuten berechnet – Böden und Teppiche kommen noch dazu. Bücher abstauben sollte man nach diesem Putzplan mindestens zwei Mal im Jahr. Das dauert dann etwa eine Stunde.
Waschbecken, Badewanne und Schränke von außen wischen gehört für die Verbraucherzentrale NRW jede Woche ebenso dazu wie die WC-Reinigung, Handtücher und Fußmatte wechseln und Fließen reinigen. Alles in allem dauert etwa eine halbe Stunde.
Gerade mal 15 Minuten sind im Putzplan der Verbraucherzentrale NRW für die Küche vorgesehen – Böden außen vorgelassen. Dazu gehören Arbeitsplatte, Herd, Spüle und Küchengeräte wie die Kaffeemaschine oder die Mikrowelle reinigen.
Betten abziehen und neu beziehen dauert nur fünf Minuten bei der Verbraucherzentrale NRW und sollte zwei Mal im Monat gemacht werden.
Fußböden saugen und fegen gehört zwei Mal die Woche in den Putzplan der Verbraucherzentrale NRW und soll rund 15 Minuten dauern. Fußböden wischen dauert 20 Minuten und gehört einmal die Woche zum Putzprogramm. Ebenso das Möbel und die Regale abzustauben – dafür berechnet die Verbraucherzentrale etwa zehn Minuten.
Abgerechnet wird meist im Stundentakt – die Preise variieren zwischen 12 und 15 Euro. Damit Kunden eine Orientierungshilfe haben, bieten manche Anbieter Richtwerte an. Ein Beispiel bei Helpling: Für 60 Quadratmeter sollen etwa zweieinhalb Stunden Arbeitszeit anfallen. Zusätzlich bietet Helpling einen Kalkulator an, in dem anhand der Zimmer- und Bäderzahl, der gewünschten Stunden und anhand von Sonderwünschen - wie Backoffeninnenreinigung oder Fensterputzen - der Preis für die eigene Reinigung berechnet wird. Jedes zusätzliche Bad ist bei Helpling zum Beispiel eine Stunde Mehrarbeit. Jede Stunde kostet 14,90 Euro.
Richtwerte geben Orientierung, wie lange es dauern könnte
Bei Book A Tiger ist der Richtwert der gleiche wie bei der Konkurrenz von Helpling: Bei einer 60-Quadratmeter-Wohnung veranschlagen sie 2,5 Stunden. Ihr Preis ist gerade einmal zehn Cent höher: Das Unternehmen kassiert pro Stunde 15 Euro. Ähnlich sieht das bei CleanAgents aus: Eine Stunde kostet 15 Euro bei einem Minimum von zwei Stunden, die CleanAgents für 60 Quadratmeter schätzt. Hier kann die Reinigung bei regelmäßiger Buchung allerdings günstiger werden – dann ist sie schon ab zwölf Euro pro Stunde zu haben.
Beim Anbieter Homejoy sind die Angaben etwas überraschend: Bei einer Wohnung mit einem Schlafzimmer und einem Bad empfiehlt die Computeranalyse sofort drei Stunden Reinigung „basierend auf unserer Erfahrung mit vergleichbaren Wohnungen“. Das ist eine halbe Stunde mehr als bei der Konkurrenz – die allerdings auch eine Quadratmeterzahl als Richtwert angibt. Der fehlt bei dem US-amerikanischen Anbieter hingegen. Dafür ist der Stundenpreis der gleiche: 15 Euro.
Bei Mr. Cleaner wird anders geputzt
Eine große Ausnahme ist Mr. Cleaner: Das Unternehmen schreibt, es gäbe keinen festen Grundpreis. Begründung: „Für ein seriöses Reinigungsunternehmen ist es nicht möglich, ohne Besichtigung einen Festpreis zu erstellen.“
Trotzdem bietet auch dieser Anbieter einen Richtwert: Für „möblierte Objekte mit einem Aufwand von bis zu 60 Minuten pro zehn Quadratmeter“ wird kalkuliert. Am günstigsten ist es beim Anbieter Putzfee. Das Portal, auf dessen Website sonst kaum Infos zu finden sind, verlangt 11,90 Euro pro Stunde bei einer Minimum-Buchung von zwei Stunden.
Wer Putzmittel, Wischmopp und Co. stellt, könnte auf den ersten Blick der größte Unterschied zwischen den Online-Anbietern sein, denn das läuft überall etwas anders: Bei Helpling stellt sie der Kunde. Hier gibt es online extra eine sehr ausführliche Liste, was vorhanden sein sollte. Auch bei Book a Tiger ist der Kunde für das Equipment verantwortlich. Bei Homejoy bringt die Putzfrau ihre Reinigungs- und Hilfsmittel gegen fünf Euro Aufpreis selbst mit – alles außer dem Staubsauger.
Auch die CleanAgents haben für zehn Euro extra das Reinigungsmittel im Gepäck. Der Kunde muss jedoch Putzutensilien wie Wischmopp, Eimer und Tücher stellen. Mr. Cleaner bringt hingegen grundsätzlich alles mit – „vom Staubsauger bis zum Reinigungstuch“, wie es auf der Website heißt. Bei Putzfee bekommt der Kunde dazu keine Info, wenn er noch nicht gebucht hat.
Putzdienstleistungen sind ein Milliardengeschäft
Sauberkeit ist in Deutschland ein riesiges Geschäft: Bundesweit sorgen tagtäglich fast 600.000 Menschen für Sauberkeit und Hygiene, so der Bundesinnungsverband „Die Gebäudedienstleister“. Damit arbeitet jeder 100. Arbeitnehmer im Gebäudereiniger-Handwerk – und da sind selbstständige Haushaltshilfen noch gar nicht hineingerechnet. Die Branche machte laut dem Statistischen Bundesamt 2013 einen Umsatz von rund 13,7 Milliarden Euro.
Allerdings kämpft gerade diese Branche besonders mit dem Problem Schwarzarbeit: Mehr als 90 Prozent der vermutlich vier Millionen Hilfen in deutschen Privathaushalten arbeiten ohne Steueranmeldung, so eine Schätzung des IW Köln. Das Bundesfamilienministerium schätzt den Anteil der Schwarzarbeit bei Putzhilfen grob auf 66 bis 95 Prozent. Hier rühmen sich die Online-Putzdienste damit, dass sie genau diesen dunklen Fleck beseitigen, denn ihre Vermittlung gehe definitiv nicht an der Steuer vorbei. Garantieren können aber auch sie das nicht.
Steuererleichterungen durch Putzhilfe-Ausgaben
Außerdem setzen sie auf dasselbe Schmankerl, mit dem auch der Staat deutschen Privathaushalten eine steuerlich gemeldete Haushaltshilfe schmackhaft machen möchte: die Steuererleichterung. Geregelt ist diese in Paragraph 35a des Einkommensteuergesetzes. Die Einsparung bei der Steuerschuld kann bei einem Minijobber, wozu die Putzfrau meist zählt, bis zu 20 Prozent der Ausgaben betragen – maximal 510 Euro pro Jahr. Wer professionelle Dienstleistungen nutzt – und dazu zählen auch die Putz-Portale - kann bei der Einkommenssteuer bis zu 1800 Euro sparen. Dies wird allerdings von Kritikern hinterfragt: Laut Gesetz müssten Privatpersonen den Lohn für die Putzhilfe an sie direkt zahlen. Setzt man auf die Online-Plattformen, kommt die Rechnung aber von dort. Dies könnte so die steuerliche Absetzbarkeit gefährden, warnen sie.
5 Gründe gegen Schwarzarbeit
Schwarzarbeit im Haushalt ist eine Ordnungswidrigkeit. Wer erwischt wird, muss deshalb mit einer Geldbuße von bis zu 300.000 Euro rechnen. Außerdem haben Haushaltshilfen, die ohne Anmeldung arbeiten wollen, schwierige Gründe dafür – so haben sie zum Beispiel keine Arbeits- oder sogar keine Aufenthaltserlaubnis. Werden sie erwischt, droht ihnen in diesem Fall die Ausweisung.
Eine Putzhilfe, die nicht gemeldet ist, arbeitet um die Staatskasse herum und zahlt somit auch nicht in die sozialen Sicherungssysteme ein. Wer seine Einnahmen nicht voll angibt, behält Gelder, die ihm nicht zustehen und letztlich bleibt so weniger Geld für diejenigen übrig, die es wirklich brauchen.
Nur eine kleine Unachtsamkeit kann schon große Probleme bringen. Sachschäden, wie eine kaputte Vase sind da lästig, aber was passiert, wenn sich ihre Putzhilfe schwer verletzt? Wer schwarzarbeitet, kann sich nicht gegen Schäden versichern – das gilt dann insbesondere für Sachschäden – auf denen bleiben Nutzer mit hoher Wahrscheinlichkeit sitzen.
Damit werben viele Online-Putzdienst-Vermittler: Jeder kann Haushaltsdienste von der Steuer absetzen – da können im Jahr einige Euros zusammen kommen und rechnet man die Steuerersparnis gegen die Kosten einer illegalen Hilfe auf, kann manchmal ein legales Angebot sogar preiswerter sein.
Wird die schwarz-arbeitende Haushaltshilfe krank oder fährt in den Urlaub, sorgt sie in den seltensten Fällen für einen Ersatz. Den muss der Arbeitgeber sich selbst suchen und hoffen, dass das klappt. Wer Kunde einer Dienstleistungsfirma ist, kann sich sicher sein, dass das zum Service gehört.
In erster Linie ist es die Qualität und die Verlässlichkeit, die Kunden in Online-Foren und Bewertungsportalen an den Online-Putzdiensten bemängeln. Zwar liegen beispielsweise der Pflegestelle der Verbraucherzentrale NRW (VZ NRW) keine Beschwerden dazu vor. Dies solle aber "nichts heißen", schränkt Referentin Catharina Hansen ein. Die VZ NRW führt ihre eigene Datenbank zu haushaltsnahen Dienstleistungen. Die basiert auf einer Selbstverpflichtung zur Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards. In dieser „schließen wir Vermittlungsagenturen, die lediglich den Kontakt zu in- und ausländischen Firmen, Selbstständigen oder Arbeitssuchenden herstellen, ausdrücklich aus“, so Hansen.
Garantie für den Glanz?
Ein stichprobenartiger Test vom Oktober wirft kein allzu gutes Licht auf die Angebote von Helpling, Book A Tiger und Co: Die Stiftung Warentest hatte fünf der Online-Putz-Portale unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Nach zehn Putz-Terminen war die Wohnung nur in vier Fällen so sauber wie versprochen.
„Die Vermittler kümmerten sich längst nicht so sehr um das Wohl der Kunden, wie sie vorgaben“, heißt es bei den Testern. Ihr Fazit: Wer genau ins Kleingedruckte der Verträge blicke, dem werde das Gefühl vermittelt, dass die Anbieter für ihre zentralen Werbeversprechen oft nicht geradestehen wollten.
Eine professionelle Reinigung versprechen alle Online-Anbieter, aber wirklich prüfen lässt sich das nur in der Praxis, denn CleanAgents nennt lediglich ein persönliches Bewerbungsgesprächs und die Prüfung der Personalien als Einstellungshürde. Fraglich, ob das als Kriterium für eine professionelle Reinigungskraft ausreicht.
Die Konkurrenz von Helpling wirbt damit, Kunden könnten sich „darauf verlassen, dass alle Reinigungskräfte, unsere Helplinge, über viel Putzerfahrung und Know-how verfügen“ und auch Mr. Cleaner verspricht ein „zertifiziertes Reinigungsverfahren“. Wie die Anbieter das genau prüfen, verraten sie jedoch nicht. Bei Putzfee bekommt der Interessierte gar keine Info zu den Putzhilfen.
Erfahrung der Online-Putzhilfen wenig überprüft
Andere wie etwa der US-Anbieter Homejoy sprechen auf ihren Websites immerhin davon, dass jede Reinigungskraft „überprüft und persönlich zertifiziert“ werde, wozu auch „diverse Prüfungen zu ihren Referenzen“ gehören.
Am genausten nimmt es eigenen Angaben zufolge Book A Tiger. Das Unternehmen erklärt zumindest, dass „intensive Einzelgespräche“, Probe-Reinigung und Vorlage eines Führungszeugnisses zum Auswahlverfahren der Reinigungskräfte dazu gehört. Dieses Versprechen könnte Kunden zumindest ein besseres Gefühl geben. Außerdem gibt’s hier ein besonderes Zuckerli: Wer einmal nicht zufrieden ist, der bekommt eine weitere Reinigung kostenlos, wenn er gute Gründe nennen kann. Damit hat Book a Tiger zumindest ein gutes Lockangebot für Unsichere.
Bei Mr. Cleaner klingt das ganze Prüfsystem extrem professionell: Die Reinigungskräfte arbeiten mit einer Checkliste. „Damit überprüfen wir, ob wir auch nichts vergessen haben“, so der Anbieter. „Sollten Sie verhindert sein, übernehmen wir die Kontrolle der Reinigung anhand unserer Checkliste. Diese hinterlegen wir und Sie haben anschließend die Möglichkeit, unsere Leistung unter Verwendung der ausgefüllten Checkliste zu überprüfen.“
Und was ist, wenn ich zufrieden bin mit meiner Reinigungskraft? Bei einigen Anbietern kann man dann bei ihr bleiben – vorausgesetzt, die Reinigungskraft möchte das auch. Bei Helpling können Kunden grundsätzlich nicht aus einem Verzeichnis die passendste Putzhilfe wählen, sondern müssen die Reinigungskraft nehmen, die vermittelt wird. Wer allerdings schon mehrere Sauberkeitskünstler da hatte, kann aus dieser Liste wählen, wenn er erneut bucht. Gleiches ist bei Book A Tiger möglich: Wer einmal sehr zufrieden war, der kann denselben „Professional“ wieder buchen und das auch regelmäßig.
Bei CleanAgents, Homejoy und Putzfee gibt es dazu keine Infos. Das einzige Problem, das sich in Kundenkommentaren im Netz häufiger findet: Viele Putzhilfen arbeiten nur für einen begrenzten Zeitraum in der Branche, wollen sich nur für kurze Zeit etwas dazu verdienen, um sich etwas bestimmtes leisten zu können oder einen Zeitraum überbrücken, bis ein „richtiger“ Job winkt. Das zeigte sich auch bei den Stichproben der Stiftung Warentest. Deshalb das Fazit der Tester: „Die Reinigungsleistung hängt stark von der Putzkraft ab. Vor allem wegen rechtlicher Unsicherheiten können wir keines der fünf Vermittlungsportale empfehlen. Der Markt ist aber in Bewegung.“
Wer also für wenig Geld mal jemanden zum Putzen braucht und auch mit wahrscheinlichen Abstrichen bei der Professionalität leben kann, sollte der Putzfrau aus dem Netz eine Chance geben. Dabei scheint zunächst egal, welchen Anbieter man in die eigenen vier Wände einlädt. Eine Garantie für neuen Glanz in der Wohnung können die Online-Portale nicht bieten.