Bei den großen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften stehen die Zeichen stehen weiter auf Wachstum: Das hat jetzt einmal mehr die Stuttgarter EY-Gruppe (ehemals Ernst & Young) unterstrichen, die am Montag als letzter der großen vier ihren Zahlen vorlegte.
Mit einer Umsatzsteigerung von 16,2 Prozent auf 1,83 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2016/17 kommt EY beim Wachstum zwar nicht den Champion Deloitte (plus 34 Prozent) heran. Ihre Position als zweitgrößte Prüfungsgesellschaft in Deutschland – hinter PWC und vor KPMG – konnten die Stuttgarter indessen festigen.
Organisch legte die Gruppe um 13 Prozent zu, 2,6 Prozentpunkte Wachstum ergaben sich aus einer Änderung der Bilanzregeln, weitere 0,7 Punkte aus Zukäufen. Die Mitarbeiterzahl wuchs um rund 500 Personen und dürfte 2018 erstmals die Schwelle von 10.000 überschreiten.





EY-Deutschlandchef Hubert Barth präsentierte die Jahreszahlen am Montag nicht in der Stuttgarter Zentrale, sondern am Standort Eschborn bei Frankfurt, in einem futurischen Konferenzraum, dem so genannten „CFO Space“. Modernste Digitaltechnik und vier Touch-Screens an den Wänden ermöglichen dort die Darstellung und Analyse komplexer Unternehmensdaten in Echtzeit und die Arbeit an kundenspezifischen Problemlösungen in Kooperation mit den CFOs und Finanzexperten aus den Unternehmen, wie es Barth beschreibt.
Das Projekt ist exemplarisch für die Strategie von EY und den generellen Umbruch bei den großen Prüfungsgesellschaften: Die Digitalisierung ist gleich in mehrfacher Hinsicht zum Treiber für ihre Aktivitäten geworden. Zum einen wandelt sich das Prüfungsgeschäft selbst, indem standardisierte Vorgänge und Aufgaben immer stärker auf digitale „Roboter“ verlagert werden und sich der einzelne Wirtschaftsprüfer dadurch stärker auf analytische Tätigkeiten konzentrieren kann – ein Wandel, der wie Barth erwartet, den Beruf des Prüfers wieder attraktiver macht.
Zum anderen ist die Digitalisierung aber auch einer der maßgeblichen Motoren hinter dem kräftig boomenden Consultinggeschäft „Big Four“. Die Beratung von Unternehmen bei der Digitalisierung von Produktion, Administration und Vertrieb gewinnt stetig an Gewicht. „Wir wollen für Unternehmen aller Branchen der bevorzugte Partner beim Übergang in eine digitalisierte Wirtschaft sein“, so Barth.
Akquisitions-Serie in der Beratung
Ihre Strategie auf dem Gebiet hat EY in den vergangenen Monaten zudem durch eine Serie von Zukäufen forciert: So vereinbarte sie Ende Dezember die Übernahme des Strategieberaters OC&C Strategy Consultants. Er soll in die globale Beratungsgruppe EY-Parthenon eingegliedert werden, die bereits zum Netzwerk der weltweiten EY-Gruppe gehört. Bereits im dritten Quartal hatte EY den Digitalberater Etventure sowie die Firma Kivala-HR, einen auf die Digitalisierung von Human-Resources-Funktionen spezialisierten Berater, übernommen.
Außerdem erwarb die Gruppe zu Jahresbeginn auch den Bereich „Process Excellence“ von Kienbaum Consultants International. Alles in allem hat EY nach Angaben Barths mit diesen Übernahmen etwa 60 Millionen Euro an zusätzlichem Umsatz und rund 450 Mitarbeiter erworben.