Radikales Reformpaket Deutsche Bahn will schneller und pünktlicher werden

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In vier Stunden von München nach Berlin

Zwei anstehende Megaprojekte sollen in den kommenden Jahren deutlich mehr Umsatz bringen. Ende des Jahres wird die Schnellstrecke zwischen Erfurt und Ebensfeld in Betrieb genommen. Mit dem Sprinter-ICE wird die bayrische Landeshauptstadt ab Ende 2017 in weniger als vier Stunden mit Berlin verbunden sein. Mit Lufthansa laufen bereits Gespräche über Kooperationsangebote, heißt es. Außerdem erhält die Bahn ab September sechs weitere ICE4-Züge von Siemens. Zwei Züge sind bereits im Testbetrieb zwischen Hamburg und München zuverlässig unterwegs. Die Prestigezüge (Auftragswert: fünf Milliarden Euro für 130 Züge) sollen den Fernverkehr deutlich attraktiver machen.

Abseits des Fernverkehrs bleibt die Lage des Konzerns angespannt, vor allem wegen DB Cargo. Der Umsatz der Güterbahntochter sank 2016 um vier Prozent auf 4,6 Milliarden Euro, noch immer fehlt ein Rezept, wie sie dem Lkw auf der Straße Paroli bieten kann. In der kommenden Woche muss Grube deshalb zum Rapport: Der Aufsichtsrat fordert ein Rezept gegen die drohende Bedeutungslosigkeit.

Der wirtschaftliche Druck ist gewaltig. Angesichts der desolaten Lage bei DB Cargo sah sich der Bund jüngst gezwungen, dem Staatskonzern mit 2,4 Milliarden Euro über die nächsten fünf Jahre unter die Arme zu greifen – etwa, indem er auf einen Teil der Dividende verzichtet. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt wolle damit „das System Schiene weiter stärken“. Tatsächlich war das Geld dringend nötig, damit sich der Staatskonzern nicht hoffnungslos verschuldet. Wegen des Brexits musste die Bahn etwa ihre Pläne für den Teilverkauf der britischen Nahverkehrstochter Arriva auf Eis legen.

Pünktlichkeit-der-deutschen-Bahn

Wahrscheinlich hatte Cheflobbyist Ronald Pofalla bei dem Deal um die Finanzspritze seine Hand im Spiel. Künftig wird seine Bedeutung im Konzern weiter zunehmen. Seit Januar verantwortet Pofalla den Bereich Infrastruktur. Der Exkanzleramtsminister gilt als möglicher Nachfolger Grubes. Für Projekte wie Stuttgart 21, die Güterbahnstrecke zwischen Holland und Deutschland (Betuwe-Linie) und den Tunnel unter dem Fehmarnbelt „braucht man einen mit politischer Nähe“, sagt ein Aufsichtsrat, der ihm nicht immer gewogen war. Pofalla habe „seine Sache bisher ganz gut gemacht“.

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