Gleich nach der Landung trug er seinen Einfall Beat Tschudi vor, dem operativen Chef seiner Immobiliensparte. Die erste Reaktion des Schweizers: „Um Gottes willen!“ Doch nach einem längeren Gespräch kamen beide zu dem Schluss, dass die Verbindung der Erfahrungen im Autogeschäft mit der Projektentwicklung „spannend“ sein könnte. „Also habe ich weitergemacht.“
Alleine konnte Wild das nicht schaffen. Also holte er sich Verstärkung aus der Nachbarschaft: Axel Heinemann, 51, Düsseldorfer und mit seinem Unternehmen GetSpeed ebenfalls im Meuspather Gewerbegebiet ansässig. Heinemann war Partner bei der Beratung Boston Consulting und arbeitete für Pharmaunternehmen. Seit knapp zwei Jahren bietet er mit GetSpeed einen Werkstattservice für Sportwagen am Nürburgring.
Schwierige Mission
Doch Erfahrung, Ideen und Mut reichten nicht aus, um einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag zusammenzubekommen, der für den Erwerb des Nürburgrings notwendig war. Auch gemeinsam hatten Wild und Heinemann zunächst Schwierigkeiten, an Geld zu kommen. Sogar beim ADAC und dem Finanzinvestor HIG Capital, die ebenfalls am Nürburgring interessiert waren, fragten sie nach, allerdings vergeblich. Nach Informationen der WirtschaftsWoche half am Ende die Deutsche Bank Wild, die Finanzierung zu sichern und HIG auf den letzten Metern des Bieterprozesses zu überholen.
Nun steht Wild vor der größten Herausforderung seines Lebens: den Nürburgring zu einer wirtschaftlichen Veranstaltung zu machen. Eine schwierige Mission, denn die Rennstrecke gleicht einem Minenfeld. Die rheinland-pfälzische Landesregierung versenkte dort unter ihrem früheren Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) eine halbe Milliarde Euro an Steuergeldern, alleine 330 Millionen Euro davon für ein Business- und Freizeitzentrum. Bei der EU-Kommission läuft ein Beihilfeverfahren, sie muss den Verkauf erst absegnen. Ist der Verkaufsprozess nicht europarechtskonform abgelaufen, könnte die Kommission Beihilfen von Wild zurückfordern. Dann dürfte er vom Kaufvertrag zurücktreten.
Schon wird am Nürburgring diskutiert, ob Capricorn überhaupt wirtschaftlich stabil genug ist, den Ring dauerhaft erfolgreich zu betreiben. Denn die Creditreform-Auskunft zumindest ist verheerend. Capricorn wird von der Auskunftei mit „sehr schwacher Bonität“ bewertet. Zahlungsziele seien nicht eingehalten worden, heißt es dort. Wild führt die schlechte Beurteilung auf eine Umstrukturierung vor drei Jahren zurück. Aktuell habe er keine Probleme. Das Immobiliengeschäft sei allerdings schwankend.