Reportage von der Eröffnung BER: Neu, aber noch lange nicht Spitze

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Ausblick: Wie der BER besser werden kann

Die Gestaltung des Flughafens will derzeit noch keine Fluglinie kritisieren. „Alle sind erstmal froh, dass er endlich aufsperrt“, sagt Berater Stefan Höffinger. „Wir müssen das erstmal im Alltagsbetrieb erleben“, erklärt auch Easyjet-Chef Lundgren auf die Frage, wie er den BER im Vergleich zu seinen anderen gut 40 Flughäfen sieht. Doch keine Linie sieht in der heutigen Form bereits das endgültige Design. Am deutlichsten wird die Lufthansa: „Die Modernisierung des BER sollte weiter vorangetrieben werden“, gibt sich eine Sprecherin diplomatisch. 

Der Wunsch ist zu erfüllen, glaubt Höffinger. „Nicht zuletzt Frankfurt hat gezeigt, was auch in schwierigen Gebäuden möglich ist.“ So hat es Deutschlands Tor zur Welt geschafft, durch jahrelange stetige Verbesserung im wichtigen Skytrax-Ranking von einem Platz am unteren Ende der Top 100 auf zuletzt Rang 14 empor zu klettern. Damit rückt Frankfurt in die Nähe der führenden asiatischen Airports und Münchens, das seit Jahren unter den zehn besten Flughäfen der Welt landet.

Wichtigster Weg dahin ist für den BER aus Sicht von Wettbewerbern etwas mehr Lokalkolorit, sowie eine Auflockerung der vergleichsweise monotonen Holzflächen. „Jeder Flughafengast sollte sofort erkennen, in welcher Stadt er ist. Dazu braucht es auch differenzierende Angebote, die sonst keiner hat, wie etwa die Gärten im Singapurer Flughafen Changi, das Museum in Amsterdam Schiphol oder Münchens Airbräu-Brauerei“, meint Höffinger. Das umzusetzen, wird nicht leicht. Experten bezweifeln, dass sich die Flughafengesellschaft sofort große Umbauten leisten kann. „Wenn nach der Eröffnungseuphorie mal alle Zahlen auf den Tisch kommen, könnte es richtig eklig werden“, sagt ein Branchenkenner. Denn mit ihren zuletzt 416 Millionen Euro Umsatz wird sie wohl nie die gut sechs Milliarden Euro Baukosten abbauen können, zumindest nicht ohne eine grundlegende Veränderung in der Bilanz.

Neben dem Geld könnte der Gesellschaft in ihrer heutigen Form auch die für die nötigen Innovationen passende Firmenkultur fehlen. „Von außen hat es den Eindruck, als ob es da vor allem Techniker und Ingenieure gibt – und wenige kreative Designer und Leute, die neue Airlines ins Haus holen“, befindet ein Geschäftspartner. 


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Darum erwarten viele, dass der heutige Chef Engelbert Lütke Daldrup das Haus verlässt, so lange ihn noch der Glanz des Machers umgibt. Ersetzen könnte ihn dann ein gestandener Branchenmanager, der sich gleichermaßen auf Design, Marketing und Geldverdienen versteht. „Dann kommt der BER auch schnell in die Herzen der Kundschaft und an die Spitze der Ranglisten“, prophezeit ein Branchenkenner.

Mehr zum Thema: BER, Elbphilharmonie, Kölner Oper: Warum Großprojekte in Deutschland oft aus dem Ruder laufen.

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