Rocket Internet Kinnevik wirft Hälfte der Aktien auf den Markt

Überraschend trennt sich Kinnevik von der Hälfte seiner Rocket-Internet-Aktien. Die Schweden nehmen dabei einen zweistelligen Preisnachlass hin. Zwist zwischen dem Großaktionär und dem Berliner Investor ist nicht neu.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Berliner Start-up-Investor wird neue Käufer für mehr als zehn Millionen Aktien finden müssen. Quelle: Reuters

Frankfurt Der schwedische Rocket-Internet-Großaktionär Kinnevik will sich schnell von der Hälfte seiner Beteiligung an dem Berliner Start-up-Investor trennen. Die Investmentbank Bank of America Merrill Lynch will noch am Mittwochabend neue Eigentümer für 10,9 Millionen Rocket-Internet-Aktien finden, die Kinnevik überraschend zum Verkauf gestellt hat. Der schwedische Finanzinvestor, der mit der Holding von Internet-Investor Oliver Samwer auch bei vielen operativen Beteiligungen gemeinsame Sache gemacht hatte, ist mit 13,2 Prozent bisher zweitgrößter Aktionär von Rocket Internet. Zwischen den beiden Unternehmen kriselt es aber Insidern zufolge schon länger. Rocket Internet wollte sich dazu nicht äußern.

Kinnevik ist sogar bereit, bei der Platzierung der Anteile einen ungewöhnlich starken Abschlag zum Xetra-Schlusskurs von 21,34 Euro hinzunehmen. Merrill Lynch bietet die Papiere zu 19 bis 20 Euro an, das wären bis zu elf Prozent Preisnachlass. Kinnevik könnte damit gut 200 Millionen Euro einnehmen. Die Rocket-Papiere, die im Oktober 2014 zu je 42,50 Euro ausgegeben worden waren, stürzten im Späthandel um zehn Prozent auf 19,79 Euro ab. Die Nachfrage sei aber groß, berichtete die Bank. Die Orderbücher waren binnen einer halben Stunde gefüllt, die Investoren wären sogar bereit, Kinnevik mehr Aktien abzunehmen. Der Verkauf solle noch am Abend über die Bühne gehen.

Der ehemalige Kinnevik-Chef Lorenzo Grabau hatte vergangenes Jahr gesagt, sein Haus werde die Beteiligung an Rocket erst in zwei bis drei Jahren auf den Prüfstand stellen. Dann werde man sehen, wie sich die jungen Unternehmen im Portfolio weiter entwickelten. Im Dezember musste der Italiener aber gehen. Seine Nachfolger wollten offenbar nicht mehr so lange warten.

Spekulationen über einen Komplettausstieg von Kinnevik gibt es schon länger. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Schweden beide Vertreter aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen. Zwist hatte es Insidern zufolge unter anderem im Zusammenhang mit dem abgeblasenen Börsengang des Lebensmittel-Lieferanten HelloFresh gegeben. Wertverluste der Rocket-Beteiligungen an Start-ups wie den Möbelhändlern Westwing oder Home24 hatten auch Kinnevik zu Korrekturen in den Büchern gezwungen – die Kinnevik meist schneller und radikaler vornahm als Rocket selbst. Auch den Wert ihrer Beteiligung an Rocket hatten die Schweden wegen des Kurseinbruchs drastisch reduziert.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%