
Manchmal gibt es zeitliche Koinzidenzen, die man sich nicht aussuchen kann. Wie ganz aktuell bei Roland Berger. Die Beratung meldete am Wochenende einen Wechsel an der Spitze des Unternehmens: Martin Wittig, seit knapp drei Jahren Chef der größten Strategieberatung mit deutschen Wurzeln, hat seinen Posten geräumt, sein Nachfolger wird der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Burkhard Schwenker.
Der leitete das Unternehmen schon vor Wittigs Wahl sieben Jahre lang. Gleichzeitig wird schon seit Monaten darüber spekuliert, dass Berger wieder mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte über einen Verkauf verhandelt. Unterschriftsreife Pläne dafür lagen schon im Herbst 2010 einmal vor, wurden damals aber von den Partnern abgelehnt – vor allem auf Betreiben von Gründer Roland Berger selbst.
Die größten Managementberatungen
Umsatz in Deutschland 2011: mehr als 600 Millionen Euro
Quelle: Lünendonk-Liste, Umsätze teilweise geschätzt
Umsatz in Deutschland 2011: 490 Millionen Euro
Umsatz 2011 in Deutschland: 420 Millionen Euro
Umsatz 2011 in Deutschland: 265 Millionen Euro
Umsatz 2011 in Deutschland: 259 Millionen Euro
Umsatz 2011 in Deutschland: 258 Millionen EUro
Umsatz 2011 in Deutschland: 256 Millionen Euro
Umsatz 2011 in Deutschland: 245 Millionen Euro
Umsatz 2011 in Deutschland: 242 Millionen Euro
Umsatz 2011 in Deutschland: 241 Millionen Euro
Das zeitliche Zusammentreffen befeuert Spekulationen in mehrere Richtungen. Die erste geht von einem Zusammenhang mit der angeblich unbefriedigenden Geschäftsentwicklung bei Roland Berger aus. Undenkbar ist das nicht – dass vor allem der deutsche Beratungsmarkt im vergangenen Jahr deutlich schwächelte, bestätigen auch andere große Beratungshäuser. Aber dass die Berger-Partner, Berger-Aufsichtsratschef Schwenker und vor allem der immer noch mächtige Gründer selbst die aktuelle Entwicklung Wittig persönlich anlasten, wäre ungerecht und ist darum unwahrscheinlich.
So häufig „gesundheitliche Gründe“ bei Rücktritten zum Vernebeln der tatsächlichen Ursachen missbraucht werden – wer Wittigs Lebenslauf ein wenig näher kennt, der weiß, dass die Formulierung in seinem Fall wohl leider zutreffend ist. Der 49-Jährige musste schon vor einigen Jahren mehrere Monate kürzer treten, weil bei ihm eine schwere Krankheit diagnostiziert worden war. Als Wittig seinen neuen Job an der Spitze vor drei Jahren antrat, galt die Krankheit als überwunden. Das war wohl leider ein Irrtum.
Denkbar ist, dass die Partner Wittig den Rückzug nahe gelegt haben: Gerade in schwierigen Zeiten kann sich kein Unternehmen einen Chef leisten, der durch Krankheit oder persönliche Probleme gehandicapt ist. Doch auch diese Deutung hat einen Schwachpunkt: Auch Wittig-Nachfolger und –Vorgänger Schwenker ist gesundheitlich angeschlagen. Zwar gilt der bisherige Aufsichtsratschef als zäher Hund, aber jahrelang 60 rote Marlboro pro Tag bleiben in der Regel nicht ohne Folgen.