Rolf Habben-Jansen Neuer Hapag-Lloyd-Chef in stürmischen Zeiten

Zeitenwende bei Deutschlands größter Reederei: Rolf Habben-Jansen ist ab 1. Juli neuer Chef von Hapag-Lloyd - als erster Ausländer überhaupt. Sein Meisterstück muss er erst im Herbst nächsten Jahres abliefern.

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Rolf Habben-Jansen Quelle: dpa

Seit April übt Rolf Habben-Jansen schon. Damals stieg der niederländische Logistikmanager in den Vorstand der größten deutschen Reederei Hapag-Lloyd auf. Am 1. Juli übernimmt er den Chefposten. Habben-Jansen ist nicht nur der erste Ausländer an der Spitze des traditionsreichen Hamburger Schifffahrtsunternehmens. Er ist auch der erste Vorstandsvorsitzende, der nicht direkt aus dem Reedereigeschäft kommt.

Bis zu seinem Wechsel zu Hapag-Lloyd leitete er die niederländische Speditionsgruppe Damco. Sie ist zwar eine Tochter der dänischen Linienreederei Maersk, aber mit dem Einsatz von Schiffen hatte Habben-Jansen bis dahin weniger zu tun.

Dass er nun Hapag-Lloyd führt, zeigt auch, welche Position die Reederei einnimmt: Sie wird noch internationaler. Sobald die Wettbewerbsbehörden zustimmen, übernimmt Hapag-Lloyd die Containersparte der chilenischen Reederei CSAV. Im Gegenzug beteiligen sich die Chilenen zu 30 Prozent am Hamburger Konzern. Durch den Zusammenschluss spart alleine Hapag-Lloyd pro Jahr rund 300 Millionen Euro. Weitere Übernahmen und Kooperationen hat der bisherige Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt bereits angekündigt. So soll das Unternehmen der Schifffahrtskrise trotzen.

Wissenswertes zu Hapag-Lloyd

Den nächsten Wunschpartner hat er schon ausgeguckt: die Reederei NOL aus Singapur. Pikant daran: Im Jahr 2005 wollte NOL Hapag-Lloyd übernehmen. Mit dem damaligen Hamburger Finanzsenator Wolfgang Peiner und dem Banker Christian Olearius konnte Behrendt das verhindern. Die Stadt und der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne beteiligten sich an der Hamburger Reederei und verhinderten so deren Ausverkauf und den Abzug der Zentrale aus der Hansestadt.

Ursprünglich war die Allianz mit den Chilenen auch als Reaktion auf einen anderen Verbund gedacht: Die drei größten Reedereien der Welt wollten in diesem Jahr die weltweit größte Schifffahrtsallianz gründen, vor wenigen Wochen allerdings ist der Plan geplatzt. Die chinesische Kartellbehörde legte ihr Veto ein.

Umso stärker steht nun Hapag-Lloyd da, seit der Fusion mit den Chilenen immerhin die viertgrößte Containerreederei der Welt. Das Scheitern der weltgrößten Allianz dürfte den Kampf um Marktanteile und den Druck auf die Transportpreise noch verstärken.

Sein Meisterstück muss der neue Hapag-Lloyd-Chef aber erst im Herbst nächsten Jahres abliefern. Dann soll der Konzern an die Börse gehen – endlich. Die bisherigen Versuche scheiterten. Das neue Datum hat noch der alte Chef Behrendt vorgegeben. Schon er stand unter dem Druck des Touristikkonzerns TUI, der Anteile an der Reederei hält und diese über die Börse losschlagen möchte. Durch die Neuordnung bei TUI dürfte der Druck noch steigen.

Entgegen den allgemeinen Verhaltensregeln für Aktiengesellschaft wechselt der bisherige Vorstandsvorsitzende schon im Herbst in den Aufsichtsrat und übernimmt dort den Vorsitz. Insbesondere die Stadt Hamburg und der Logistikunternehmer Kühne baten darum. Schließlich arbeitete Behrendt 38 Jahre lang für die Reederei, davon fast 13 Jahre als Vorstandsvorsitzender. Ein Mann, der alle Untiefen der Branche kennt. Und auf den auch der neue Chef bauen kann. Ihm stehen stürmische Zeiten bevor.

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