Rote Zahlen seit 2008 Air Berlin fliegt neuen Rekordverlust ein

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Etihad will Schlussstrich unter das teure Engagement ziehen

Bis zu 1200 Arbeitsplätze gehen verloren. Rund 38 Flugzeuge samt Besatzung sind an die Lufthansa vermietet, andere gehen in ein Ferienflieger-Bündnis mit Tuifly ein. Von den 137 Maschinen, die noch im Herbst für Air Berlin flogen, bleiben 75 – und auch die sind nur geleast. Das Unternehmen betonte, es habe genug Liquidität, um seine Restrukturierung fortzusetzen. 

Ob der Kurswechsel ausreichen wird, ist unklar. Manche Branchekenner sehen die Airline bereits vor dem Aus. Der frühere Lufthansa-Vorstand Adrian von Dörnberg sprach Air Berlin schon vor Monaten die Existenzberechtigung ab. Auch der für seinen aggressiven Kurs bekannte Ryanair-Chef Michael O'Leary meint, man solle die kriselnde Fluggesellschaft am besten ganz einstampfen. Eine Aussage mit Kalkül, denn Ryanair möchte in Deutschland wachsen.



Unklar ist derweil, wie es mit der wichtigsten Partnerschaft von Air Berlin weitergeht. Die schnell wachsende Airline Etihad war 2011 bei Air Berlin mit 29 Prozent eingestiegen und hält die Gesellschaft seitdem mit Finanzspritzen von etwa 1,5 Milliarden Euro in der Luft. Die Etihad-Eigner, die Herrscherfamilie des ölreichen Gold-Emirates Abu Dhabi, wollen jedoch einen Schlussstrich unter das teure Engagement ziehen. Zu spüren bekam das bereits die zweite namhafte europäische Etihad-Beteiligung Alitalia, die nun am Rande der Pleite steht.

Aufstieg und Niedergang von Air Berlin
Kim Lundgren (l), Mitgründer und Präsident der 'Air Berlin Inc.' und Pilot, mit seinem Sohn Shane Lundgren, ebenfalls Pilot bei Air Berlin Inc. Quelle: airberlin
Joachim Hunold Quelle: airberlin
Einstieg ins Linienfluggeschäft Quelle: airberlin
Service an Bord von Air Berlin 2003 Quelle: airberlin
Niki Lauda (2009) Quelle: dpa
Airbus A 320 (2005) Quelle: airberlin
dba Air Berlin Quelle: AP

Am Freitag sicherte Etihad Air-Berlin-Chef Winkelmann vorerst weitere Unterstützung zu. „Etihad wird weiterhin Air Berlin bei ihrem Restrukturierungsprozess unterstützen“, sagte Eithad-Vorstandschef James Hogan laut einer Mitteilung. „Wir sehen die ersten Strukturveränderungen, die nötig sind, um eine nachhaltige Zukunft für Air Berlin zu schaffen. Die Finanzergebnisse zeigen, dass substantielle Arbeit geleistet werden muss, aber ich glaube daran, dass die im September 2016 vorgestellte Strategie die richtige ist, und mit Thomas Winkelmann haben wir den richtigen Mann an der Spitze, um die nötigen Veränderungen voranzutreiben.“ 

Was Hogans Worte wert sind, ist freilich unklar. Denn der bullige Australier hat de facto keine große Macht mehr bei der arabischen Staatslinie. Er wird wohl noch vor Ende des Sommers ausscheiden.

Air-Berlin-Chef Winkelmann lobte am Freitag die Zusammenarbeit mit den Arabern. Er wolle den begonnenen Umbau von Air Berlin „mit aller Konsequenz und noch schneller als geplant vorantreiben“. Zugleich hielt Winkelmann sich aber auch weitere Optionen offen: „Air Berlin zum Erfolg zu führen, das heißt auch: Wir sind offen für neue Partnerschaften und neue Kooperationen.“

Mit Material von dpa und Reuters

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