Rückstellungen fürs US-Geschäft Bilfinger schraubt Prognose zurück

Tom Blades kämpft bei Bilfinger um eine Sanierung. Nun muss er drohende Verluste bei Altprojekten in den USA auffangen. Doch Gewinnwarnungen läuteten schon einmal eine Krise des Industriedienstleisters ein.

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Das Firmenlogo am Hauptsitz des Industriedienstleisters Bilfinger: Das Unternehmen sieht hohe Belastungen im US-Geschäft auf sich zukommen. Quelle: dpa

Frankfurt Der Industriedienstleister Bilfinger hat im Kampf gegen seine Dauerkrise einen Rückschlag erlitten. Vorstandschef Tom Blades gab am Mittwoch das Jahresziel einer Rendite von rund anderthalb Prozent wegen drohender Verluste im US-Projektgeschäft auf.

Durch Rückstellungen werde der operative Gewinn im zweiten Quartal um 55 Millionen Euro geschmälert, erklärte das Unternehmen am Dienstag per Pflichtmitteilung. Daher werde kein operativer Gewinn mehr im Gesamtjahr 2017 erwartet nach 15 Millionen Euro 2016. Der Umsatz soll wie im Frühjahr angekündigt unterdessen gegenüber dem Vorjahresstand von 4,22 Milliarden Euro um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz sinken.

Mit der Gewinnwarnung werden am Finanzmarkt Erinnerungen an den Ausbruch der Krise bei dem einst traditionsreichen Bau- und Serviceunternehmen vor drei Jahren wach. Bilfinger musste wegen Verlusten im Kraftwerksgeschäft mehrmals seine Jahresziele senken, der damalige Vorstandschef und frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch musste gehen. Der Aktienkurs stürzte unter 30 Euro und erholte sich seither kaum. Der vor rund einem Jahr nach mehreren Chefwechseln angetretene Industrieexperte Blades kämpft um das Vertrauen der Anleger und eine Sanierung des MDax-Konzerns.

Die missglückten "Alt-Projekte" in den USA seien wenige Wochen vor Blades' Antritt am 1. Juli 2016 vom Vorstand beschlossen worden, erklärte ein Unternehmenssprecher. Blades versicherte, das Projektgeschäft werde inzwischen besser geführt und kontrolliert. "Wir haben unser Risikomanagement geschärft", erklärte der Brite.

Mit der Rückstellung sollen die Altlasten im US-Geschäft, das Koch noch ausgebaut hatte, bereinigt sein. "Der Vorstand geht davon aus, dass für Risiken aus Alt-Projekten damit ausreichend bilanzielle Vorsorge getroffen ist", erklärte Bilfinger weiter. Die aus Sicht Bilfingers berechtigten Zahlungsansprüche gegenüber den Kunden will das Unternehmen weiter verfolgen.

Blades hatte ursprünglich für 2017 einen Renditeanstieg vor Steuern um einen Prozentpunkt auf rund anderthalb Prozent in Aussicht gestellt. Der Auftragseingang werde steigen, bekräftigte er. Im zweiten Quartal seien wie geplant mehr Orders hereingekommen, der Umsatz jedoch gesunken.

Das Nettoergebnis kann der Mannheimer Konzern unterdessen dank Zuflüssen durch einen Rechtsstreit um ein Bauprojekt in Katar um 60 Millionen Euro erhöhen. Zudem hält Bilfinger an dem Ziel für 2020 fest, die operative Rendite wieder in etwa auf das Vorkrisenniveau von fünf Prozent zu schrauben.

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