Rüdiger Grube Der diplomatische Weichensteller geht von Bord
Nach acht Jahren an der Spitze verlässt Rüdiger Grube die Deutsche Bahn. In seiner Zeit hat er vieles anders gemacht als sein Vorgänger Hartmut Mehdorn – doch auch Grube konnte wichtige Baustellen nicht beseitigen.

Bahnchef Rüdiger Grube ist am Montag wegen eines Streits um seine geplante Vertragsverlängerung zurückgetreten. Ein Blick auf die Karriere des 65-jährigen Managers.
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Geboren wurde Grube am 2. August 1951 in Hamburg. Nach einer Ausbildung im Metallflugzeugbau studierte er an der Fachhochschule Hamburg Fahrzeugbau und Flugzeugtechnik.
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Anschließend folgte ein Studium in Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Universität Hamburg. Von 1981 bis 1986 hatte er einen Lehrauftrag an dieser Universität im Fachbereich Fertigungstechnik. 1986 promovierte er in Hamburg und Kassel in der Fachrichtung Arbeitswissenschaften und Polytechnik.
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Ab 1989 arbeitete er dann für die damalige Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (MBB), der späteren Daimler-Benz Aerospace AG (DASA).
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Bereits in den frühen 1990er Jahren lernte Grube bei der DASA das damalige Vorstandsmitglied Hartmut Mehdorn kennen und arbeitete unter anderem als Büroleiter für ihn.
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Später wechselte Grube von der Daimler-Tochter DASA zum Hauptkonzern und stieg dort 2001 sogar zum Entwicklungsvorstand auf. Zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp trieb er die sogenannte "Welt-AG" voran, unter anderem die Fusion mit Chrysler. Zudem wurde der Diplom-Ingenieur Vorsitzender des Verwaltungsrats bei EADS – heute Airbus.
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Selbst nach dem Scheitern der "Welt-AG" und dem damit verbundenen Abgang Schrempps bei Daimler behielt Grube seinen Job in Stuttgart und auch seinen Posten bei EADS.
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Zum 1. Mai 2009 verließ er dann Daimler in Richtung Deutsche Bahn – um dort auf seinen früheren Vorgesetzten Hartmut Mehdorn zu folgen.
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Bei der Bahn griff Grube schnell durch und tauschte beinahe den gesamten Vorstand aus, ebenfalls suspendierte er die Führung der Berliner S-Bahn. Trotz der harten Personalentscheidungen zu Beginn seiner Bahn-Zeit hat Grube den Ruf eines diplomatischen Verhandlers – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Mehdorn.
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Im Dezember 2012 wurde Grubes ursprünglich bis 2014 laufender Vertrag vorzeitig bis 2017 verlängert. Grube hat sich unter anderem auf die Fahnen geschrieben, den Konzern fit für den digitalen Wandel zu machen.
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Doch in seine Zeit an der Bahn-Spitze fallen auch größere Baustellen des Konzerns, etwa das Stellwerksproblem am Hauptbahnhof Mainz, die Liberalisierung des Fernbusverkehrs, steigende Kosten- und Zeitplanüberschreitungen bei Stuttgart 21 und eine Krise bei DB Cargo. Zudem hat Grube einige versprochenen Bilanzziele nicht erreicht.
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Nicht nur bei öffentlichen Fototerminen gab sich Grube betont freundlich. Er soll sich auch jeden Tag mit einigen der Beschwerdebriefe beschäftigen und sogar mit einigen der Briefeschreiber persönlich telefonieren.
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Dass Grube jetzt zurückgetreten ist, hat aber offenbar nichts mit seinen Leistungen zu tun – zumindest nicht direkt. Er soll auf eine Vertragsverlängerung um drei weitere Jahre bestanden haben, die Vertreter der Bundesregierung wollten dagegen lediglich einen Vertrag über zwei Jahre schließen. Grube soll nun dem Bahn-Aufsichtsrat vorgeworfen haben, sich nicht an Absprachen gehalten zu haben. Ihm sei zuvor eine Vertragsverlängerung um drei Jahre bis Ende 2020 zugesichert worden, er habe im Gegenzug auf eine Gehaltserhöhung verzichtet, hieß es aus dem Umfeld des Aufsichtsrats. In der Sitzung der Kontrolleure am Montag habe man ihm dann aber doch nur zwei weitere Jahre als Vorstandschef geben wollen – das war offenbar zu viel.
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