




Europas größter Billigflieger Ryanair will Medienberichten zufolge Flüge von Berlin in die USA anbieten. Geplante Ziele seien unter anderem New York, Boston, Chicago und Miami, berichteten der „Guardian“ und die „Financial Times“ am Dienstag. Anfliegen will Ryanair diese Ziele demnach von Berlin, Dublin und London aus. Die Airline war für Nachfragen am Dienstag zunächst nicht erreichbar.
Die Strategie von Ryanair
Seit Ryanair-Chef Michael O’Leary die Vorteile der Freundlichkeit entdeckt hat, schickt er bei kitzligen Dingen seinen erst vor knapp einem Jahr eingestellten Marketingchef Kenny Jacobs vor. „Das ist unser neues freundliches Gesicht“, so das größte Raubein der Flugbranche. Doch auch wenn der früher bei Handelskonzernen Tesco und Metro tätige Jacobs nett auftritt und im Humor – anders als sein Chef – garantiert jugendfrei ist: Er agiert kaum sanfter beim Kampf um die lukrativste Passagiergruppe der Geschäftsreisenden. „Wir werden zu Europas wichtigster Fluglinie für Manager“, sagt der sportliche 40-Jährige. „Bereits ohne große Werbung verkaufen wir mehr als 10 000 unserer Geschäftsreisepakete pro Woche, und Ende 2017 werden es gut 200 000 pro Woche oder zehn Millionen im Jahr sein.“
Um die Reiseetats der Manager kämpft Ryanair in drei Schritten.
Den Anfang machten die Iren vor gut einem Jahr, als die Linie auf dem europäischen Festland zusätzlich zu abgelegenen Flughäfen wie Hahn im Hunsrück vermehrt große Flughäfen wie Hamburg oder Brüssel anflog. Zwölf waren es seit Ende 2013. „Da kommen bis 2017 noch mindestens 20 hinzu“, verspricht Jacobs. In Deutschland will er neben Düsseldorf und Stuttgart sogar im Lufthansa-Drehkreuz München landen.
Zweiter Schritt war der Anschluss an Reisebürosysteme wie Amadeus, die ihnen direkten Zugang zu den Unternehmenskunden verschaffte.
Der dritte und sichtbarste Schritt ist ein verbesserter Service für Geschäftsreisende. Den Anfang machte im Herbst das Business Plus Paket, das neben Freigepäck und schnellerer Sicherheitskontrolle auch unbegrenzte Umbuchungen bietet.
Das soll nur der Anfang sein. „Die Einzelheiten stellen wir erst im Frühjahr vor“, so Jacobs. Doch erste Verträge mit Unternehmen wie der Deutschland-Niederlassung des Autobauers Ford in Köln zeigen die Richtung. Zum Paket gehören etwa Zusatzservices für die Mitarbeiter wie Gratisverpflegung sowie eine direkte Verbindung von Ryanair zu den internen Controllingsystemen, die direkte Buchungen und – ein Tabubruch – Rabatte ermöglichen. „Wir denken über Rückerstattungen für Großkunden nach“, so Jacobs.
Ryanair-Chef Michael O'Leary hat schon oft von Flügen über den Atlantik gesprochen. Nun habe der Verwaltungsrat den Plänen zugestimmt, die in vier bis fünf Jahren umgesetzt werden könnten, berichteten die Zeitungen. Die Iren müssten sich dafür zuerst geeignete Flugzeuge besorgen. Vereinzelte Tickets solle es schon ab 10 Pfund (14 Euro) geben, der Regelpreis läge aber bei 99 Pfund und mehr, sagte Marketingchef Kenny Jacobs der „Financial Times“.