Ryanair-Chef Kasperle O'Leary auf Kuschelkurs

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"Ich bin ganz bescheiden"



Wollen Sie Ihren Weg an große Flughäfen mit dem Kauf von Air Berlin beschleunigen?
Deren Flugzeiten Plätze kriegen wie sowieso. Aber wir könnten jede Airline kaufen in Europa. Auch die Lufthansa und auch gleich bar bezahlen aus unserem Vermögen. Nur eine nicht: Aer Lingus aus Irland, die wir wollen, aber wegen der EU nicht dürfen (tut als ob er heult).
Was kostet denn der Umbau zu neuen Ryanair?
Auf den ersten Blick verdammt viele von mir, äh natürlich von uns allen hart erarbeitete Euros und 30 Millionen im Marketing. Aber am Ende nichts, denn wir haben das Geld fast schon verdient. Seit wir im November angefangen haben, sind unsere Flieger jetzt gut zwei Prozent voller. Und das ist, eine Menge Geld, sonst wäre ich heute nicht hierher gekommen.
Welche Verbesserungen wollen Sie Familien bieten?
Wir denken an geringere Gebühren für Gepäck oder Sitzplatzreservierungen und den Kinderrucksack gratis. Ich wollte ja, dass wir die Väter im Flieger so weit weg wie möglich von den Kindern platzieren, wie ich es mag um meine Ruhe an Bord zu haben und Rubbellose zu kaufen. Aber damit konnte ich mich nicht durchsetzen.
Warum sind Sie der richtige Chef für die neue mitfühlende Ryanair?
Weil ich ganz bescheiden bin, von meinen wirklich ganz ganz ganz wenigen Fehlern gelernt habe und Wettbewerber oder Politiker nur noch verdientermaßen beleidige. Ach, ja und gut vier Prozent der Aktien besitze.
Wo bleibt ihr Mitgefühl, wenn Sie ihre Hostessen heute zwingen in diesen dünnen Blusen am Eingang in der Kälte zu stehen?
Nun, das sind nicht unsere Angestellten. Aber fragen wir sie (holt eine Hostess). Nun sag mal Sky, frierst Du (sie schüttelt den Kopf). Darf ich Dich wärmen (seufzt und tut als ob er sich den Ehering auszieht).

Was planen Sie an Neuerungen für Geschäftsreisende?

Könnte ich Ihnen sagen, aber dann müsste ich euch erschießen, ich meine natürlich freundlich wie ich jetzt bin, einsperren bis wir das im Mai verkünden. Das wird euch die, äh, Socken weghauen. Und die Hostessen werden dann auch nicht frieren, gell Sky?


So geht es eine halbe Stunde weiter, bis O’Leary dann sagt. „Also ich rede natürlich gerne noch ewig weiter, aber der alte Michael O’Leary hätte jetzt gerne was zu trinken, und zwar so viel, das ich über die Kosten nicht mehr nachdenke.“ Also öffnet sich der Raum und die Kellner strömen hinein. Nur O’Leary stürzt sich gleich in eine große Gruppe. Als dann am Ende um 18 Uhr die Sonne untergeht und malerisch über die Themse scheint, stürmt O’Leary wild Hände schüttelnd hinaus - kurz herrscht eine merkwürdige Ruhe.

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