Ryanair-Chef Michael O’Leary „Wir packen einfach unsere Flieger voll“

Seite 3/4

Ryanairs Ärger mit der Staatsanwaltschaft

Was würden Sie an Stelle von Spohr tun?
Was wirkt ist, klar zu sagen: „Ich brauche diese Verbesserungen und wenn ich das nicht kriege, schiebe ich diese 20 Lufthansa-Strecken zu Ryanair und eure Jobs sind weg. Und wenn ich ein anderes Zugeständnis nicht kriege, wandern diese 20 Routen“, und so weiter. Das treibt die nötige Angst und Kompromissbereitschaft bei den Piloten. Da sind wir gerne behilflich.

Das passt zu dem Image, das Sie bei Gewerkschaften haben. Die kritisieren unzumutbare Arbeitsbedingungen bei Ryanair.
(Abfälliges Geräusch)

Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt, weil Sie Piloten über eine irische Agentur beschäftigen und so Abgaben in Deutschland sparen.
Wir arbeiten natürlich gern mit den Behörden zusammen. Aber wir haben es schriftlich: Wir sind nicht betroffen. Ein paar Piloten haben offenbar zu wenig Steuern gezahlt und müssen das nachholen. Mehr nicht.

Für Ryanair-Chef O'Leary ist der Lufthansa-Deal mit Air Berlin ein "Witz". Durch das Mietgeschäft schotte die Lufthansa den deutschen Markt ab.

Mussten Sie nicht wegen des Ärgers eine neue Agentur einschalten, die Steuern und Sozialabgaben korrekt abführt?
Wir hatten schon immer mehr als eine Agentur. Überall in Europa machen die Gewerkschaften der traditionellen Linien Lärm, maskiert als Ryanair Pilot Group. Sie werfen uns falsche Dinge vor, wir stellen das richtig. Aber ich nehme das schon gar nicht mehr wahr. Denn außer der Pilotengewerkschaft stört das keinen.

Die Piloten offenbar schon. Laut ihrer Gewerkschaften kündigt jedes Jahr ein Fünftel ihrer Flugzeugführer.
Unsinn, im vorigen Jahr waren es nicht mal zwei Prozent. Denn wer Pilot sein will, hat ja angesichts der Schwäche unserer Konkurrenten in Europa derzeit keine andere Möglichkeit als bei uns – oder bei den Linien vom Persischen Golf. Und da gibt es ja die gleiche Diskussion um angeblich zu geringe Abgaben und unzumutbare Arbeitsbedingungen.

Warum stellen Sie die Piloten nicht direkt ein und ersparen sich den Ärger?
Warum sollten wir das tun, wenn wir mit einem Dienstleister flexibler sind. Wir nutzen ja auch IT-Programme vom Lufthansa-Konzern. Ist die Lufthansa deshalb scheinselbstständig? Zudem: Wie schrecklich kann unser System sein, wenn wir ohne Probleme jedes Jahr 1200 neue Piloten bekommen und trotzdem noch mehr 3000 Piloten auf der Warteliste haben?

Die Vereinten Nationen des Himmels
Boeing-787 Quelle: Boeing
Dreamliner Quelle: REUTERS
Triebwerk Quelle: Pressebild / Rolls-Royce
Batterien Quelle: dpa
Passagiertüren Quelle: Boeing
Unterhaltungssysteme Quelle: REUTERS
Unterbodenstreben Quelle: Boeing

In Europa wollen Sie weiter expandieren, Ihre Pläne für Langstreckenflüge haben Sie aber erst mal aufgegeben. Auf Dauer?
Nur bis wir genug passende Flugzeuge haben.

Und die gibt es nicht? Der Gebrauchtmarkt läuft förmlich über.
Aber das hilft uns nicht. Für niedrige Betriebskosten brauchen wir wie auf der Kurzstrecke eine Flotte technisch gleicher Jets und keine keinen Zoo verschiedener Modelle, wo jeder zweite Schalter anders funktioniert.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%