Ryanair-Chef Michael O’Leary „Wir packen einfach unsere Flieger voll“

Michael O’Leary, Chef des Billigfliegers Ryanair, hält die Lufthansa-Kooperation mit Air Berlin für illegal und forciert Pauschalreisen. Im Interview spricht er auch über die Offensive am Flughafen Frankfurt.

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Ryanair-Chef O'Leary:

Herr O’Leary, Sie wollen am wichtigsten Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt zum Winter mit 20 neuen Strecken das dichteste Netz neben der Lufthansa aufbauen. Warum ist die Lufthansa Ihr Maßstab?
Bitte? (Lacht). Okay, in einer Hinsicht war Lufthansa schon immer unser Maßstab: Solange wir in allem das Gegenteil machen, hatten wir Erfolg.

Das hat sich nun offenbar geändert. Wenn Sie im März in Frankfurt starten, kostet ihr Ticket ohne alles nach Mallorca mit gut 300 Euro pro Flug schon mal mehr als Lufthansa in der Business Class.
(Kurzes Schwiegen) Heilige Sch…. Moment, ihr seid ja ein ernstes Magazin. Ich bin (zum Assistenten) wie heißt das druckbare Wort? Entrüstet? Ja, entrüstet. Leute zu verarschen ist mein Job. (Schaut ungläubig auf den Preisvergleich). Normalerweise bieten wir Flüge ab 9,99 Euro. Für diese Preise gibt es nur zwei Erklärungen. Einen solchen Preis gibt es bei uns nur dann, wenn auf einem Flug monatelang im Voraus keine fünf Plätze mehr frei sind. Und die Kunden fliegen lieber mit uns als mit Lufthansa. Frankfurter, ihr seid schlau.

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Die andere Erklärung: Sie nehmen die Kunden aus.
Wir, Kunden ausnehmen? Ich bin entrüstet. Das geht bei uns gar nicht. Denn wir managen unsere Preise nicht, wir packen einfach nur unsere Flieger voll, steigern dabei den Preis und die letzten Plätze verkaufen wir eben teurer. Da würde Lufthansa wahrscheinlich 1000 Euro nehmen. Aber wir bescheiden uns mit 300. 

Dass Ryanair Frankfurt anfliegt, hat für mächtig Wirbel gesorgt. Wie läuft es dort?
Viel besser, als wir in unseren kühnsten Träumen erwartet haben. Wir werden auch über die gerade verkündeten 20 neuen Strecken hinaus stark wachsen. Aber es bleibt ein teurer Flughafen, auch wenn mein Freund Carsten … 

… Lufthansa-Chef Carsten Spohr …
... mit seinem Gemecker über die angeblich zu niedrigen Landegebühren viel kostenlose Werbung für uns macht. Doch an anderen Standorten sehen wir noch bessere Chancen für uns. Dort gibt es viel Platz für uns, weil Air Berlin verschwindet.

 

Weil sie Pleite geht?
Nein, weil Carsten sie übernimmt, wir sind, ja, entrüstet! 

Dafür waren Sie ungewöhnlich still, als die Lufthansa Ende 2016 ankündigte, 38 Flugzeuge von Air Berlin zu mieten.
Da waren wir noch so naiv, an das Gute in den deutschen Kartellbehörden zu glauben. Und an den fairen Wettbewerb, den Carsten ja sonst so gerne von anderen einfordert. Aber jetzt hören wir von eurem Kartellamt: das sei keine Übernahme, sondern nur ein Mietgeschäft, bei dem die Flieger für Lufthansa quasi vom Himmel fallen. 

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Das Bundeskartellamt meint, dass der Deal Lufthansa keinen echten Vorteil bringt.
Unsinn. Unseren lokalen Konkurrenten in Irland Aer Lingus durften wir dreimal nicht kaufen, weil das angeblich den Wettbewerb beendet hätte. Aber Lufthansa darf ohne Auflage Air Berlin als Nummer zwei in Deutschland schlucken. Die beiden haben dann 80 Prozent des Marktes und der Wettbewerb leidet nicht, denn es ist nur ein Mietgeschäft, oh bitte. 

Was ist es denn?
Eine Übernahme zur Marktbeherrschung. Carsten kontrolliert die Kapazitäten seines wichtigsten Wettbewerbers, setzt die Preise und entscheidet wo die Flugzeuge eingesetzt werden. Im Rest der Welt gilt in dem Fall: wenn es aussieht, heult und stinkt wie ein Wolf, ist es ein Wolf. Nur in Deutschland ist es ein Häschen. 

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