Ryanair-Chef O’Leary Noch ein Tabubruch vom Flugrebellen

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„Der Start in die Langstrecke der schwerste Teil“

Da ist zum einen der Aufbau weiterer Fluglinien. Neben Laudamotion und Sun braucht Ryanair auch eine Gesellschaft in Großbritannien. Nur so können die Iren auch nach dem Austritt des Landes aus der EU innerhalb des Vereinten Königsreichs sowie zu Ländern außerhalb der EU fliegen. Dazu denkt O’Leary nach dem Laudamotion-Kauf über weitere Zukäufe oder Neugründungen nach. So hat er sich ,wie IAG und dem Vernehmen nach auch Lufthansa, zuletzt den derzeit schwächelnden skandinavischen Billigflieger Norwegian angesehen.

Denn so schlecht die Zahlen des Preisbrechers aus Oslo auch sind. Das Unternehmen hat reichlich Flugzeuge zu guten Preisen bestellt. DAS kann O’Leary gut brauchen. Zumal er mit deren Bestellungen bei Airbus seinem Hauslieferanten Boeing den angedrohten Wechsel glaubhafter machen kann. So erhöht O’Leary die Chancen, Boeing zu Rabatten bewegen zu können.

Außerdem bietet Norwegian die Chance zum Einstieg in neue Geschäftsfelder: Zum einen ist Norwegian Pionier bei Billigflügen über den Atlantik und hat nach längeren Kinderkrankheiten und technischen Problemen bei seinen Langstreckenmaschinen vom Typ Boeing 787 Dreamliner inzwischen einen stabilen Betrieb. „Wie Eurowings erfahren musste, ist der Start in die Langstrecke der schwerste Teil“, so ein führender Manager der Lufthansa.

Zum anderen gehört zum Norwegian-Konzern ein recht erfolgreiches Geschäft mit dem Verleasen von Flugzeugen. In das Feld ist zuletzt auch O’Leary gestoßen, allerdings eher unfreiwillig. Weil bei der von ihm übernommenen Laudamotion zum Start Maschinen fehlten, musste Ryanair mit Flugzeugen aushelfen, um den Start der von Niki Lauda geführten Linie nicht noch chaotischer werden zu lassen als er ohnehin schon war.
Zu guter Letzt kann O’Leary sich nun auch besser um den Ausbau des Digitalgeschäfts kümmern. Hier war der „Computeridiot“ (O’Leary über O’Leary) bereits sehr aktiv, nicht zuletzt weil der Bereich hochprofitabel sein kann. Besonders wenn er als eigeständiges Geschäftsfeld mit Geschäftsbericht auch bei der zuletzt etwas schwächelnden Aktie für vielversprechende Phantasien sorgt.

So sieht alles danach aus, als ob O’Leary übrigens ein weiteres Mal wortbrüchig wird. Denn mit der neuen Struktur wird es noch unwahrscheinlicher, dass O’Leary, wie seit Jahren angekündigt, spätestens zu seinem sechzigsten Geburtstag im Jahr 2021 seinen Job als Ryanair-Kopf aufgibt.

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