Ryanair steigt bei Niki-Nachfolgerin ein Was O'Leary mit Laudamotion vorhat

Laudamotion-Chef Niki Lauda Quelle: imago, Montage

Die Nachricht kam überraschend: Ryanair will die Niki-Nachfolgerin Laudamotion übernehmen. Welches Kalkül hinter dem Deal steckt und wie O'Learys Chancen stehen.

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Europas größter Billigflieger Ryanair steigt bei Niki Laudas neuer Fluglinie Laudamotion ein. Die irische Fluggesellschaft kauft knapp ein Viertel der Anteile und will mehr. Gerade als die Flug-Branche dachte, Ryanair-Chef Michael O'Leary habe akzeptiert, dass er bei der Vergabe der Air-Berlin-Reste leer ausgegangen ist, überrascht er mit dieser Ankündigung.

Was hat Ryanair vor?

Nach den im ersten Schritt übernommenen 25 Prozent will Ryanair so schnell wie möglich auf 75 Prozent aufstocken und so die Mehrheit an Laudamotion übernehmen. Darauf habe sich die Airline mit Laudamotion-Eigentümer Niki Lauda geeinigt, wie Ryanair am Dienstag in Dublin mitteilte. Laudamotion ist die Nachfolge-Airline der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki.

Was zahlt Ryanair dafür?

Ryanair will für die 75-Prozent-Beteiligung weniger als 50 Millionen Euro investieren und weitere 50 Millionen für Betriebskosten zur Verfügung stellen. Der Niki-Gründer und ehemalige Rennfahrer Niki Lauda hatte das Unternehmen nach der Air-Berlin-Pleite für knapp 50 Millionen Euro zurückgekauft, nachdem eine Übernahme durch die Lufthansa am Widerstand der EU gescheitert war. Ryanair will auch beim Ausbau der Laudamotion-Flotte auf 21 Flugzeuge im Sommer 2018 helfen. Aktuell hat sich Laudamotion 14 Flugzeuge gesichert. Bald sollen sechs Ryanair-Maschinen im sogenannten Wet-Lease (also Leasing des Fliegers samt Crew) für Laudamotion abheben.

Was bedeutet der Ryanair-Deal für Laudamotion?

Das ist aktuell nicht absehbar. Laudamotion hatte sich für den Vertrieb seiner Tickets ursprünglich mit der Thomas-Cook-Tochter Condor verbündet und zuletzt auch eine engere Kooperation mit der Lufthansa und Eurowings angeregt. Der Ryanair-Deal kann als Misstrauensvotum gegen die bisherigen Partner gesehen werden. Ob und wie Condor die Zusammenarbeit mit einer mehrheitlich von Ryanair kontrollierten Laudamotion fortsetzt, bleibt offen. Auch ein möglicher Deal mit der Lufthansa – im Raum stand, dass Eurowings Laudamotion-Flieger leasen könnte – könnte nun auf der Kippe stehen.

Warum steigt O'Leary bei Laudamotion ein?

O'Leary hatte schon vor der Pleite von Air Berlin keinen Hehl daraus gemacht, dass er gerne auf dem deutschen Markt aktiver werden würde. Doch bislang fehlten im dafür die notwendigen Slots, also die Start- und Landerechte an den Flughäfen. Diese könnte er jetzt über den Umweg Österreich erhalten – als ehemalige Air-Berlin-Tochter hatte Niki viele Slots an deutschen Flughäfen. Die Iren hatten mehrfach angekündigt, Teile der insolventen Air Berlin übernehmen zu wollen, es aber am Ende nie getan. Auch bei dem Bieterverfahren um Niki war Ryanair involviert.

Offiziell klingt das aber natürlich nicht nach einer verdeckten Aktion im Sinne von Ryanair, sondern nach einer freundlichen Hilfe für die junge österreichische Airline. „Laudamotion kann damit in einem Markt, der mit Austrian und Swiss von der Lufthansa-Gruppe und ihren Hochpreistickets dominiert wird, rascher wachsen“, sagt O'Leary.

Warum holt sich Niki Lauda Ryanair an Bord und stellt seine Partnerschaften infrage?

Womöglich, weil er in Ryanair einen besseren und stabileren Partner sieht, um das Geschäft voranzutreiben. „Laudamotion kann sich jetzt als starker Mitbewerber behaupten und hat die Möglichkeit, rasch und nachhaltig zu wachsen“, sagt Lauda. Wachstum, das mit Condor in dieser Form wohl nicht möglich war. Trotz der geplanten Mehrheitsübernahme durch Ryanair wird Lauda weiter die Geschicke der Airline lenken: Er bleibt Vorstandsvorsitzender der Fluggesellschaft und soll den Aufbau von Laudamotion zu einer erfolgreichen Low-Cost-Airline überwachen.

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