
Der Konkurrenz eine Freude zu machen, ist so ziemlich das Letzte, das Michael O’Leary will. Doch als der großmäulige Chef der irischen Discount-Linie Ryanair vor gut zwei Jahren eine neue Strategie verkündete, freuten sich die Manager bei den etablierten Linien diebisch.
Mit dem Programm „Always Getting Better“ leitete O’Leary einen Wandel ein. Er versprach mehr Service und verkündete, stärker große Airports wie Rom oder Brüssel anzufliegen statt in der Provinz. Die Ultrabillig-Linie sollte nun viel stärker Geschäftskunden locken.
„Man sollte seine Wettbewerber nie daran hindern, Fehler zu machen“, kommentierte der Chef von Air France-KLM, Alexandre de Juniac, damals. Denn, so schlossen die etablierten Linien aus gut 15 Jahren Billigwettbewerb in Europa, der Zusatz an Service kostet mehr, als er an höheren Ticketpreisen bringt. Und auf den großen Flughäfen würden die Iren ihren Vorteil aus billigen Gebühren und kürzeren Bodenzeiten verlieren.
Die wichtigsten Billigflieger in Deutschland
Transavia
Starts pro Woche: 64
Sitze: 9616
Strecken: 19
Vueling
Starts pro Woche: 67
Sitze: 12.160
Strecken: 11
Aer Lingus
Starts pro Woche: 71
Sitze: 12.354
Strecken: 8
Norwegian Air Shuttle
Starts pro Woche: 106
Sitze: 19.929
Strecken: 33
flybe
Starts pro Woche: 130
Sitze: 10.800
Strecken: 16
Wizz
Starts pro Woche: 208
Sitze: 38.590
Strecken: 73
Easyjet
Starts pro Woche: 531
Sitze: 86.868
Strecken: 90
Ryanair
Starts pro Woche: 1058
Sitze: 199.962
Strecken: 243
Euro-/Germanwings
Starts pro Woche: 2595
Sitze: 390.692
Strecken: 516
Spätestens nachdem O‘Leary nun für das beendete Geschäftsjahr 2015 Bilanz zog, dürfte es mit der Freude der Konkurrenz vorbei sein. Denn „Always Getting Better“ gilt nicht nur für einen besseren Service, sondern auch für die Geschäftszahlen.
Mit gut 1,24 Milliarden Euro Nettogewinn bei 6,54 Milliarden Euro Umsatz liefert Ryanair neue Rekorde in puncto Umsatz und Profit. Auch wenn O’Leary die teilweise gut 25 Prozent Umsatzrendite um die Mitte der Nullerjahre noch nicht wieder erreichte, ist die mit jährlich 106 Millionen Passagieren größte Linie Europas nach wie vor der Maßstab der Branche in Sachen Geld verdienen.
Wiwo-Ranking: Die beliebtesten Fluggesellschaften 2015
Für das Mittelständler-Ranking der WiWo wurden 5142 Entscheider, Einkäufer und Nutzer befragt. Dabei standen 192 Anbieter aus 20 Branchen zur Wahl. Abstimmen durfte nur, wer im vergangenen Jahr tatsächlich Kunde war.
Der angegebene Wert eines Unternehmens ist ein Index-Wert auf einer Skala von 0 bis 100. Der Index-Wert ergibt sich aus zwei Mittelwerten: zum einen der Mittelwert für die Kundenzufriedenheit insgesamt und zum anderen der Mittelwert der Zufriedenheiten mehrere Leistungsmerkmale (Qualität von Produkten und Leistungen, Beratungsleistung, Betreuungsleistung, Preis-Leistungs-Verhältnis, Servicequalität, Informationen und Kompetente Mitarbeiter).
Je höher der Index-Wert ist, desto zufriedener sind die Mittelständler mit dem Dienstleister insgesamt und desto mehr stimmen sie zu, dass der Dienstleister über eine hohe Produktqualität, eine gute Beratungsleistung etc. verfügt.
Quelle: WirtschaftsWoche/Service-Value 2015
Alitalia
Gesamtindex: 59,2
Air France
Gesamtindex: 64,3
Germanwings/ Eurowings
Gesamtindex: 66,3
British Airways
Gesamtindex: 68,3
KLM
Gesamtindex: 68,5
Airberlin
Gesamtindex: 69,0
Delta
Gesamtindex: 73,7
Lufthansa
Gesamtindex: 76,1
Emirates
Gesamtindex: 79,6
Das ist umso erstaunlicher, weil zuletzt selbst die Chefs erfolgsverwöhnter Wettbewerber klagten. „Die vergangenen Monate waren die schlimmste Zeit für alle europäischen Airlines“, beschrieb etwa Easyjet-Chefin Carolyn McCall kürzlich in der WirtschaftsWoche den unerwartet harten Gegenwind. Terrorangst bei den Kunden, ständige Streiks von Fluglotsen und ein wachsender Preisdruck durch zu viele Flüge setzen die Branche unter Druck.
Dass Ryanair dem derart Stand hält, überrascht die Konkurrenz nicht nur. Es macht die Airline zu einem Vorbild für etablierte Linien wie die Lufthansa. Die deutsche Linie wird schon länger von rückläufigen Erträgen geplagt, tut sich mit der Umsetzung von Innovation und der Neuausrichtung aber nach wie vor schwer.