Schlichtung steht vor Ende Der Lufthansa drohen hohe Belastungen

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Piloten kritisieren den Zeitpunkt der Breitseite

Noch mehr ärgert die Piloten eine zweite, noch kaum ausgesprochene Drohung: Mehr Geschäft an Partner außerhalb des Konzern zu geben. Hier bieten sich zunächst Linien wie Air China an oder Singapore Airlines an. Beide haben nicht nur niedrigere Kosten als Lufthansa. Weil die Lufthansa ihre Flüge mit beiden Partnern in einer Art Tochtergesellschaft inklusive Aufteilung von Kosten und Gewinn betreibt, kann sie beide quasi wie günstige Dienstleister nutzen.

Das wäre dann auch bei Etihad drin, mit der Spohr am Mittwoch einen größeren Vertrag unterschreiben will. Dabei soll es auch um Gemeinschaftsflüge gehen. „Solche Abkommen mit Partnern ohne Arbeitsnehmerrechte sind ein rotes Tuch für uns“, schäumt ein Pilotenvertreter.

Die Piloten wiederum kritisieren zu Recht den Zeitpunkt, an dem LH-Vorstand Hohmeister mit dem Aushungern der Marke Lufthansa droht. Kurz vor Abschluss einer Schlichtung sorgt das für unnötig böses Blut und erschwert die Verhandlung. Selbst wenn Hohmeister wirklich glaubt, dass den Piloten der Ernst der Lage nicht klar war, obwohl die Lufthansa schrumpft, sein Chef Spohr den Rückbau schon mehrfach ausgedroht hat und die LH-Tarifverhandler das Thema gebetsmühlenartig in den Gesprächsrunden vorbrachten: Die Keule kurz vor dem geplanten Ende der Verhandlung erschwert den VC-Vertretern ein Nachgeben. Schließlich stehen die kompromissbereiten Teile der Pilotenschar ohnehin immer im Verdacht, Spohr gegenüber allzu nachgiebig zu sein.

Lufthansa-Probleme nicht nur wegen hoher Pilotengehälter

Zumal die Lufthansa-Probleme keineswegs nur von den Cockpitgehältern herrühren. Jahrelang hat Europas umsatzstärkste Fluggesellschaft wenig Geld in den Service gesteckt, die Konzernstrukturen üppig wuchern lassen und ihr bestes Anti-Billigflieger-Mittel Germanwings unnötig klein gehalten. Sie ließ ihren Discounter nicht wachsen und zwang ihm teure Extras auf, wie die lähmende Eingemeindung in den Konzern durch den heutigen Tarifvertrag, Privilegien für Lufthansa-Vielflieger oder die Einbindung in den Konzernvertrieb.

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Somit bleibt zu befürchten, dass sich der Konflikt noch weiter hinzieht. Das gilt auch dann, wenn die Schlichtung am Dienstag mit einem Ergebnis endet, dass beide Seiten akzeptieren können. Denn am Ende haben die Kontrahenten erstmal die Gehaltsgespräche ausgegliedert, weil das der aus Sicht der Piloten einfachste und dringendste Teil ihrer Anliegen war.

Doch für die anderen Punkte Altersversorgung und welche der Konzern-Airlines wieviel neue Jets bekommt stehen die Einigungen noch aus. Hier mögen die Piloten zwar weniger direkte Druckmittel haben, weil sie ihre Forderungen in diesen Bereichen nur begrenzt mit Streiks untermauern können. Doch wie weit Spohr das Unternehmen gegen sie führen sollte, ist fraglich. Nur wenn die Piloten hier das Gefühl haben, dass die Konzernführung sie ernst nimmt, werden sie die nötigen Veränderungen mittragen.

Ansonsten droht der Lufthansa weiterhin Unruhe quer durch alle Gruppen von Beschäftigten. Und zwar nicht nur bis zum nächsten Advent, sondern auf Dauer.

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