
Die Schlichtung im verfahrenen Streit um höhere Löhne für die Lufthansa-Piloten ist ohne Durchbruch zu Ende gegangen. Beide Seiten hätten sich am Dienstag ergebnislos getrennt, sagte ein Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit der Nachrichtenagentur Reuters. Schlichter Gunter Pleuger werde seine Empfehlung zur Beilegung des Lohntarifstreits in nächster Zeit bekanntgeben. Danach haben die Parteien üblicherweise wenige Tage Zeit, um den Kompromissvorschlag anzunehmen oder abzulehnen. Die Lufthansa wollte sich zum Verlauf der Gespräche nicht äußern.
Damit ist weiter offen, ob es dem Ex-Diplomaten Pleuger gelingt, den öffentlich ausgetragenen Arbeitskonflikt zumindest in einem Punkt zu befrieden. Seit Beginn im Frühjahr 2014 legten die Flugzeugführer den gut 120.000 Mitarbeiter starken Konzern 14 Mal lahm.
Die Lufthansa bietet über eine Laufzeit von sechs Jahren eine Lohnsteigerung von 0,7 Prozent pro Jahr. Die Gewerkschaft fordert rückwirkend ab 2012 rund 3,7 Prozent mehr Geld im Jahr. Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister hatte vor wenigen Tagen bei einem zu hohen Lohnabschluss mit dem Aufbau einer neuen Fluggesellschaft innerhalb des Konzerns gedroht. Cockpit pocht aber nicht nur auf mehr Geld, sondern stemmt sich auch gegen andere Punkte wie geplante Einschnitte bei der Frührente. Auch der entsprechende Tarifvertrag ist gekündigt, neue Streiks wären hier also erlaubt - auch wenn beide Seiten sich im aktuellen Lohnzwist einigten.
Immer wieder Streiks bei Lufthansa und ihren Töchtern
Flugkapitäne der Lufthansa legen mehrmals die Arbeit nieder. Von dem Premieren-Streik sind mehrere tausend Verbindungen betroffen. Am Ende erstreitet die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ihren ersten Tarifvertrag.
Das Boden- und Kabinenpersonal der Lufthansa streikt fünf Tage lang. Mehrere hundert Flüge fallen aus. Die Gewerkschaft Verdi und das Unternehmen einigen sich am Ende auf höhere Gehälter.
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo verursacht den bis dahin größten Ausfall an einem einzigen Streiktag in der Geschichte der Lufthansa. Rund 1000 Flüge werden gestrichen, es trifft über 100.000 Passagiere. Beide Seiten beschließen eine Schlichtung.
Ein Warnstreik des Bodenpersonals legt den Flugverkehr der Lufthansa in Deutschland fast lahm. Der Airline zufolge sind rund 150.000 Passagiere betroffen. Im Mai verabreden Verdi und der Konzern anschließend gestufte Entgelterhöhungen und einen Kündigungsschutz.
Start einer Streikserie von mittlerweile 13 Runden der Lufthansa-Piloten. Anfangs fallen rund 3800 Flüge aus. Es geht um Übergangsrenten, Gehalt, Altersvorsorge und im Hintergrund auch immer um die Billigtochter Eurowings.
Die Piloten erklären die im Mai begonnene Schlichtung für gescheitert. Drei Wochen später bieten sie Lufthansa Einsparungen von über 400 Millionen Euro an, um Job-Verlagerungen zu verhindern.
Vorerst letzte Etappe des Pilotenstreiks: 16 Stunden Ausstand auf der Langstrecke sowie am folgenden Tag auch auf den Kurz- und Mittelstrecken. Das Landesarbeitsgericht Hessen erklärt den Ausstand für unrechtmäßig, weil tariffremde Ziele verfolgt würden. Seit April 2014 sind wegen der Pilotenstreiks mehr als 8500 Flüge ausgefallen, wovon rund eine Million Passagiere betroffen waren.
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo startet einen einwöchigen Ausstand des Lufthansa-Kabinenpersonals. Der Konflikt wird schließlich vom SPD-Politiker Matthias Platzeck geschlichtet.
Ufo ruft bei Eurowings und Germanwings das Kabinenpersonal zu einem 24-stündigen Streik auf. Der Konflikt dauert an.
Nachdem Verhandlungen über die Vergütung von rund 5400 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa und der Tochter Germanwings gescheitert sind, ruft die VC erneut zum Streik auf. Die Gewerkschaft fordert - über fünf Jahre - ein Plus von 22 Prozent.
Weitere Arbeitsniederlegungen sind jedoch vorerst nur theoretisch denkbar, da ein Frankfurter Gericht in einem Urteil den Spielraum der Gewerkschaft bei der Begründung von Ausständen sehr eng gefasst hat. Deshalb müsste Cockpit vor einem neuen Streik erst wieder mit der Lufthansa regulär verhandeln. Doch falls die aktuelle Schlichtung zu Lohnfragen scheitert, könnte es auch wieder schnell zu Streiks kommen.
Hinter den Kulissen tobt zwischen beiden Seiten ein Streit um den Ausbau des Billigablegers Eurowings. Die Flugzeugführer fürchten, durch die neue Konkurrenz mit schlechter bezahlten Angestellten im eigenen Haus künftig erpressbar zu werden. Für Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist die schnelle Expansion von Eurowings strategisch wichtig, um der Expansion von Ryanair und Easyjet Paroli zu bieten. Eine Einigung bei all diesen Themen ist nicht absehbar.