Schnäppchenportal Groupon stürzt Partner ins Rabattchaos

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Unternehmen sind zu naiv

Jürgen Karnatz - Snow Dome: Der Vertriebsleiter des Freizeitparks in Bispingen ist mit dem Gechäftsgebaren von Groupon unzufrieden - Service und Vertragstreue seien mangelhaft Quelle: Stefan Kröger für WirtschaftsWoche

Natürlich tragen zu den Querelen mit den Groupon-Gutscheinen auch die Unternehmen bei. Sie müssen überprüfen, was sie unterschreiben, und durchrechnen, ob und in welchem Umfang sie sich eine Gutschein-Aktion leisten können. „Ich will keinem den Schwarzen Peter zuschieben“, räumt etwa Wandwerke-Gründer Branse ein. „Ich war einfach naiv.“

Doch darf Groupon die Unwissenheit seiner Vertragspartner nicht ausnutzen. Wenn diese „nachweisen können, dass Groupon sie zum Beispiel nicht darüber aufgeklärt hat, dass sie die Anzahl der verkauften Rabattgutscheine begrenzen können, besteht eine Aufklärungspflichtverletzung“, sagt Christoph Crützen, Rechtsanwalt bei der Kanzlei Clifford Chance. Allerdings gelte das nur für Unternehmen, die noch keine Erfahrung mit Groupon gemacht haben.

Kritik am Service

Ein Grenzfall ist Wandwerke.de-Gründer Branse. Seit 2007 verkauft der Kleinunternehmer über seine Internet-Seite Wand-Tattoos. Vor einigen Jahren machte er eine erste Gutschein-Aktion, allerdings über den Berliner Online-Anbieter Daily Deal. Dessen Mitarbeiter hätten sich bei ihm erkundigt, sagt Branse, wie viele Aufträge er bearbeiten könne, und ihm angeboten, die Menge zu begrenzen. Groupon-Mitarbeiter dagegen hätten ihn nie auf eine solche Deckelung angesprochen. Gleichwohl findet sich in allen Groupon-Verträgen eine Zeile, in der die maximal zu verkaufende Zahl an Gutscheinen eingetragen werden kann. „Ich weiß, dass ich darauf hätte bestehen müssen“, sagt Branse selbstkritisch.

Glücklich kann Groupon über solche Unternehmer überhaupt nicht sein, denn sie schaden dem Rabatt-Portal. „Leider – leider hab ich diesen Telefonanruf der Firma Groupon im vergangenen Jahr entgegengenommen, in dem man mir diese Deals anbot“, wettert Branse bei Facebook und schürt damit bei Groupon-Kunden Skepsis. Die Abzocker, schreibt er an die Adresse seiner unzufriedenen Kunden, solle „man lieber woanders suchen“.

Mangelhafte Vertragstreue

Branse hat nach eigener Aussage bislang keinerlei Hilfe von Groupon bekommen. Obwohl sich die Beschwerden über Wandwerke.de im Internet häufen, habe nie ein Groupon-Mitarbeiter bei ihm angerufen und sich wenigstens erkundigt, was eigentlich los sei. Groupon-Manager Hutzschenreuter streitet das ab und behauptet, dass einer seiner Außendienstmitarbeiter bei Wandwerke gewesen sei. „Als wir mitbekamen, dass er Lieferschwierigkeiten hat, haben wir mehrfach angerufen und ihn gefragt, ob wir ihm helfen können.“ Branse weist das als „gelogen“ zurück. Einen Mitarbeiter von Groupon habe er noch nie zu Gesicht bekommen.

Kritik an Groupon kommt auch von anderen Unternehmen. Jürgen Karnatz, Vertriebsleiter des Freizeitparks Snow Dome in Bispingen in der Lüneburger Heide bewertet den Service und die Vertragstreue von Groupon mit „mangelhaft“. Das Problem sei, dass Groupon „durchaus attraktive Angebote unterbreitet, die beispielsweise mit Zusatzleistungen wie Support bei der Abwicklung der Aktionen gespickt“ seien. Würde er die vereinbarten Leistungen dann allerdings abrufen wollen, „ist die Kommunikation beinahe unmöglich“. Groupon weist dies zurück. „Unsere Kollegen kümmern sich hier rund um die Uhr um die Zufriedenheit unserer Partner“ – so sei es auch bei Snow Dome geschehen.

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