




Einen ausgiebigen Osterurlaub gönnt sich Christoph Franz in diesem Jahr nicht. Zwar könnte der Lufthansa-Chef es ruhig angehen lassen, knapp zwei Wochen bevor ihn sein bisheriger Vize Carsten Spohr auf der Hauptversammlung der Fluglinie am 29. April ablöst. Stattdessen steckt der 53-jährige bis zum letzten Moment in der Detailarbeit. Selbst als er gestern Abend die Bilanz seines Effizienzprogramms Score vorstellte, vibrierte ständig das Smartphone im Halfter an seinem Gürtel. Zum Telefonieren verließ er sogar die „Performance Room“ genannte Kommandozentrale des Umbaus im fünften Stock der Konzernzentrale am Frankfurter Flughafen.
Kein Wunder. Denn gut zwei Jahre nach dem Start ist Score noch weit davon entfernt fertig zu sein. Zwar sollte das Programm ursprünglich bis Ende diesen Jahres den operativen Gewinn von 800 Millionen um 1,5 Milliarden Euro auf 2,3 Milliarden steigern. Doch obwohl die Lufthansa das Ziel nun bereits um ein Jahr verschoben hat – und das Wunschergebnis auf gut 2,6 Milliarden Euro steigerte, marschieren die Zahlen nun sogar in die falsche Richtung.
Trotz Einsparungen und Mehreinnahmen aus dem Programm von knapp 700 bis 800 Millionen Euro pro Jahr, ist der Überschuss 2013 sogar um gut 100 Millionen gesunken. Und das lag aus Sicht von Lufthansa-Chef Franz nicht am falschen Management. In seinen Augen bescherten andere, die es besser wissen sollten, der Fluglinie immer wieder hunderte Millionen Euro Zusatzkosten: Die Liste reicht von den Streiks der eigenen Belegschaft und den Fluglotsen bis zu den Regierungen in Hessen oder im Bund, die der Airline mit teuren Betriebsbeschränkungen oder Zusatzsteuern das Geld aus der Tasche ziehen. „Wir sind da für alle so eine Art Geldautomat“, klagt ein führender Lufthanseat.
Zwar schwört Franz, die Lufthansa werde das Gewinnziel erreichen und verweist auf die vielversprechenden Zwischenergebnisse an den Wänden des Vortragsraums. Doch die derzeit noch mäßige Bilanz wurmt Franz. Denn am Ende weiß er: „Score und sein Erfolg bleiben wohl auf lange Zeit mit meinem Namen verbunden.“
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Dabei ärgert ihn zudem, dass Score nicht als filigraner Jungbrunnen für die matte Kranichlinie gilt, sondern als tumbes Sparprogramm. „Die Hälfte der Ertragsverbesserungen kommt nicht aus weniger Kosten, sondern aus höheren Einnahmen“, verweist Franz auf die vielen Grafiken an den Wänden des „Performance Room“. Ja, im Passage genannten Fluggeschäft unter der Marke Lufthansa kommen gar zwei Drittel der Verbesserungen aus Mehreinnahmen, lobt der Lufthansa-Chef. Das klingt gut, heißt aber leider de facto: Im Kerngeschäft ist die Lufthansa ihren sparsameren Wettbewerbern kaum näher gekommen, konnte aber ihren Kunden mehr Geld aus der Tasche locken.