Signas Finanzbedarf Kommt Galeria-Eigner Benko noch an frisches Geld?

Rene Benko, österreichischer Immobilien-Unternehmer Quelle: dpa

Immobilieninvestor und Galeria-Eigentümer René Benko muss viel frisches Geld bereitstellen – keine triviale Aufgabe: Der Bausektor kriselt, die Zinsen steigen. Jetzt soll eine Bank die Geschäftsbeziehung beendet haben.

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Der Immobilienboom der vergangenen zehn Jahre hat viele Investoren reich und groß gemacht – wie René Benko. Der nutzte die Phase niedriger Zinsen für Objektkäufe und stieg so in wenigen Jahren zu einem der wichtigsten Immobilieninvestoren in Österreich und Deutschland auf. Seine Gruppe besitzt viele bekannte Objekte wie das Hotel Park Hyatt in Wien, die Alte Akademie in München oder die Alsterarkaden in Hamburg.

Der Marktwert der Immobilien im Besitz des Konzerns Signa Prime Selection AG beträgt nach Unternehmensangaben fast 19 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch Objekte und Neubauprojekte, die zur Signa Development Selection oder anderen Gesellschaften im Signa-Reich gehören. Sowie zahlreiche Handelsbeteiligungen: darunter die angeschlagene Warenhauskette Galeria, die Premium-Häuser aus der KaDeWe-Gruppe, der Onlineanbieter Signa Sports, die Warenhauskette Globus oder die Einrichtungsmarken Kika/Leiner.

Freilich konnte Benko das nicht alles mit eigenen Mitteln finanzieren, wenngleich er viel Geld von Investoren wie dem Milliardär Klaus-Michael Kühne erhielt. So besaß der Konzern Signa Prime Ende 2021 Immobilien im Wert von rund 15 Milliarden Euro. Dem standen Finanzverbindlichkeiten, wozu etwa Kredite und Anleihen zählen, von rund 8,6 Milliarden Euro gegenüber. Einem Bericht der Financial Times zufolge soll die Deutsche Bank die Geschäftsbeziehung zu Benko nun weitgehend gekappt haben. Signa widerspricht dieser Darstellung: Es gebe weder bestehende Kredite noch ein Kredit- oder Investmentbanking-Geschäft mit der Deutschen Bank, es gebe hierüber auch keine Gespräche. Der Artikel der FT sei falsch.

Die Korruptionsvorwürfe, die gegen Benko im Raum stehen, wären jedoch zumindest geeignet, Banken nervös zu machen. So wurden im Oktober Hausdurchsuchungen bei der Signa Holding auf Anordnung der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bekannt. Im Durchsuchungsbeschluss ist vom Verdacht der Bestechung die Rede. Hintergrund sind Aussagen eines ehemaligen Spitzenbeamten des österreichischen Finanzministeriums bei den Korruptionsermittlern. Thomas Schmid, ein früherer Generalsekretär im Ministerium, hatte der WKStA berichtet, dass Benko ihm einen hochdotierten Job angeboten habe – für seine Hilfe bei der Beilegung eines Steuerverfahrens. Benko wies die Behauptungen stets zurück: Die Anschuldigungen von Herrn Schmid seien falsch. Zu keinem Zeitpunkt sei versucht worden, ein Steuerverfahren in unrechtmäßiger Weise zu beeinflussen, ließ Benko wissen.

In einem anderen Verfahren waren der Unternehmer und neun weitere Angeklagte im Januar in Wien vom Vorwurf der politischen Korruption freigesprochen worden. Die Geschworenen kamen zum Schluss, dass ausreichende Beweise fehlten. Die Anklage hatte den Vorwurf erhoben, dass ein ehemaliger Wiener Gemeinderat von mehreren prominenten Immobilien-Unternehmern und Managern Spenden für ein Schulprojekt in Südafrika angenommen hatte und sich im Gegenzug für deren Immobilienprojekte eingesetzt habe. Trotz des Punktsiegs vor Gericht: Die steten Schlagzeilen um Benko dürften bei der Deutschen Bank für wenig Begeisterung gesorgt haben.

Viel wichtiger als die Deutsche Bank dürften für Benko aber ohnehin die österreichischen Banken sein. Schon vor ein paar Jahren sorgten sich die dortigen Finanzmarktaufseher vor einem Klumpenrisiko und meinten, dass etwa die  österreichische Raiffeisenbank bereits interne Kreditlimits überschritten haben könnte. Österreichische Politiker mutmaßen, dass die Signa Gruppe in Österreich längst „too big to fail“ sei. Sie dürfte also nicht umfallen – wofür es wohlgemerkt aktuell aber auch keine Anzeichen gibt – ohne dass dies schwerwiegende Konsequenzen für den österreichischen Bankensektor hätte.

Branche im Krisenmodus 

Leicht dürfte es für Benko gerade nicht sein. Seine Unternehmen kaufen nicht nur Objekte, die bereits vermietet sind. Die Gruppe entwickelt auch Neubauten, wie etwa den Elbtower in Hamburg mit 64 Stockwerken. Doch im gesamten Sektor kriselt es. In den vergangenen Monaten sind die Baukosten deutlich gestiegen und Rohstoffe teilweise knapp. Gleichzeitig sind die Zinsen gestiegen. Projekte, die vor einem Jahr noch lukrativ erschienen, rechnen sich nun teilweise nicht mehr. Deutschlands größter Vermieter Vonovia beispielsweise hat deswegen viele Baupläne bereits zu den Akten gelegt.  Auch die Banken sind mit Krediten sehr viel vorsichtiger geworden. Diese Entwicklungen dürften auch an Benko nicht spurlos vorübergehen.

Gleichzeitig braucht Benkos Handelssparte Geld, beispielsweise für Galeria. Um der angeschlagenen Warenhauskette einen Weg aus der Insolvenz zu bahnen, muss Signa erneut Millionen investieren. Im Interview mit der WirtschaftsWoche kündigte Galeria-Sanierungschef Arndt Geiwitz an, dass Signa bereit sei „Galeria mit den notwendigen finanziellen Mitteln in Höhe von 200 Millionen Euro zu unterstützen.“ Das Geld soll demnach fließen, sobald der Insolvenzplan Ende März genehmigt wurde.

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Auch Benkos Online-Sporthändler Signa Sports steckt in der Krise. Seit dem Börsengang per Zweckgesellschaft im Dezember 2021 haben die Aktien von Signa Sports mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Nun sollen finanzielle Zusagen der Signa Holding dabei helfen, die nach Angaben des Unternehmens seit Ende September „sehr prekäre Liquiditätssituation“ zu verbessern. Demnach wurden 130 Millionen Euro versprochen, die über Wandelanleihen aufgebracht werden könnten. Bis dahin soll ein Überbrückungskredit von bis zu 50 Millionen Euro helfen. Im vergangenen Jahr hat die Signa Holding ebenfalls über Wandelanleihen 100 Millionen Euro investiert. Ab 2024 soll es bei Signa Sports dann wieder besser laufen. Bis dahin muss Benko beweisen, dass er nicht nur Boom, sondern auch Krise kann.

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