Für jeden Star-Wars-Fan hat der heutige Tag mit einer dicken Überraschung begonnen. Schon jetzt – und damit zwei Wochen früher als angekündigt – gibt es den siebten Teil der erfolgreichsten Weltraumoper als digitales Video. „Das Erwachen der Macht“ steht in den einschlägigen Shops wie Amazon oder Apples iTunes Store zum Download. Damit die Fans über den Preis von fast 17 Euro für die HD-Fassung nicht zu lange nachdenken, wartet der Film mit einigen Extras auf wie zusätzlichen Szenen.
Mit dem zweiten Erwachen des Streifens in den Online-Mediatheken beginnt eine neue Vermarktungsrunde. Und sie ist für den US-Unterhaltungsriesen noch lukrativer als die erste Medienschlacht rund um den Filmstart im vergangenen Dezember.
Zwar hat der Film in den Kinos weltweit bereits fast zwei Milliarden Dollar eingespielt und damit ein Mehrfaches seiner fast 500 Millionen Dollar Kosten für Produktion und Marketing. Dazu kamen mehrere Milliarden Umsatz, weil die Fans und ihre Eltern Spielzeugläden und Kaufhäuser plünderten, wo von Figuren bis zum Kinderbett kein Wunsch unerfüllt blieb. Doch dafür musste der Konzern viel arbeiten.
Wer damals durch die Innenstädte schlenderte, konnte dem Hype kaum entgehen: Mehr als 100 Marketingpartner holte Disney dafür an Bord. C&A lockte Familien mit "Star Wars"-Sweatern und der Kofferhersteller Samsonite bot eine Spezialedition mit Darth Vader. Dazu kamen HP-Computerbauer, Kosmetik und jede Menge Spielfiguren, die selbst Discounter Aldi ins Programm nahm. Und jedes Mal hielt Disney die Hand auf. Wie viel der Konzern genau kassiert, lässt er sich nicht entlocken. Laut Schätzungen sind es im Schnitt zehn Prozent vom Ladenpreis.
Doch der Aufwand für das perfekt inszenierte Spektakel war gewaltig. Am Ende mussten die Mitarbeiter nicht nur die vielen Partner koordinieren und darauf achten dass sie die buchdicken Vorschriften für Verpackung und Verschwiegenheit einhielten. Auch alle Teile des Konzerns hatten mitzuhelfen. Die eigenen Fernsehsender wie ABC oder Disney Channel. Und in den Disneylands von Tokio bis Los Angeles mussten sich selbst klassische Figuren wie Dumpfbacke Goofy unterordnen und dunkle Darth-Vader-Masken überziehen.
Das ist im Digitalen anders. Weil der Film bekannt ist, braucht es fast keine Werbung um die Fans wachzurütteln. Dazu liegen die Kosten für den Online-Vertrieb bei fast null. Darum landet der weit überwiegende Teil des Umsatzes in den Kassen – und dem Vernehmen nach bekommt Disney bis zu zehn der fast 17 Euro beziehungsweise Dollar pro verkauftem Film. Bei den DVDs, die dann in zwei Wochen zu haben sind, ist der Schnitt etwas schlechter.
Dafür kann Disney die Aufmerksamkeit gleich für sein nächstes Projekt nutzen. Denn passend zum Verkaufsstart von Star Wars Teil 7 beginnt die Vermarktung des nächsten Films. So tauchten kurz vor dem Video die ersten Werbefilme für Rogue One auf.
Der ist zwar keine Fortsetzung von Teil 7, doch hat er für die Vermarkter einen entscheidenden Vorteil: Der Trailer für den Streifen rund um die Zerstörung des Todessterns durch eine Rebellengruppe spielt geschickt mit den klassischen Helden der Serie und bietet eine Wiederauferstehung für viele der alten Figuren von Obi-Wan Kenobi bis hin zu Darth Vader – und natürlich den Todesstern.