Start-Up Movinga fährt vor die Wand Investoren schmeißen die Gründer raus

Die Umzugsplattform Movinga wird restrukturiert und bekommt eine neue Geschäftsführung. Die alte hat offenbar getrickst und zu viel Geld verbrannt. 150 Mitarbeiter kostet das den Job und Investoren viel Geld.

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Bild aus besseren Tagen: Der neue Geschäftsführer Finn Hänsel und die Gründer Chris Maslowski und Bastian Knutzen. Quelle: Movinga

Am Ende steht ein diskussionswürdiges Eingeständnis: „Der größte Fehler, den wir gemacht haben, war es, zu schnell zu wachsen“, schreiben die Gründer der Umzugsplattform Movinga, Bastian Knutzen und Chris Maslowski, am Freitag in einer E-Mail an ihre Mitarbeiter. 150 von ihnen werden am Abend keine Mitarbeiter von Movinga mehr sein. Sie werden entlassen.

Aber nicht von Knutzen und Maslowski, denn die werden zu diesem Zeitpunkt keine Chefs mehr sein. Sie würden die Geschäfte jetzt an andere übergeben, denen sie zutrauen, dass sie ihre Mission erfüllen, die globale Umzugsindustrie zu revolutionieren, schreiben sie in ihrer Mail. Es sei die schwerste Entscheidung ihres Lebens gewesen. Im Klartext heißt das: Sie sind ebenfalls entlassen worden.

Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfahren hat, zwangen die Investoren die Gründer zum Gehen. Nicht nur, weil Knutzen und Maslowski eine Lizenz gefälscht haben sollen, weshalb jetzt sogar die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt. Sondern vor allem, weil sie die 25 Millionen Dollar, die ihnen die Investoren im Januar anvertraut hatten, und die für zehn bis zwölf Monate reichen sollten, in nur fünf Monaten fast komplett verbrannten. In der Welt des Risikokapitals ist das die eigentliche Gesetzesüberschreitung - und die Urteile werden sofort gefällt.

Bis vor kurzem waren die Movinga-Gründer gefeierte Jungstars, gerade mal 23 und 24 Jahre alt, die innerhalb von nur einem Jahr ein Start-up mit 500 Leuten aufgebaut und so prominente Investoren wie Earlybird, Index oder Rocket Internet für sich und ihr Geschäftsmodell gewonnen haben. In der vergangenen Woche war Schluss damit. Ein Geldgeber nach dem anderen sprach den Gründern sein Misstrauen aus.

Offiziell heißt es nun, man habe sich gemeinsam dafür entschieden, die operative Führung des Unternehmens in andere Hände zu geben. Knutzen und Maslowski, denen noch ein großer Teil ihrer Firma gehört, wechseln in den Aufsichtsrat.

Die Investoren, so scheint es, glauben weiterhin an die Idee der beiden Gründer, den ebenso riesigen wie stark fragmentierten Umzugsmarkt zu digitalisieren. Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass Rocket Internet noch einmal Geld gegeben haben soll.

Jetzt wird umstrukturiert, die Märkte in Italien und Großbritannien dichtgemacht, der Fokus soll auf den Kernregionen Deutschland und Frankreich liegen. Neue Geschäftsführer werden Finn Hänsel und Christoph Müller-Guntrum. Beide sind bereits Mitglieder des Managementteams von Movinga, sammelten aber auch schon vorher viel Erfahrung. Hänsel war Geschäftsführer bei Epic, dem Inkubator des Fernsehsenders ProSiebenSat1. Zuvor baute er für Rocket Internet in Australien den Zalando-Klon „The Iconic“ auf. Müller-Guntrum war Berater bei der Boston Consulting Group, zuvor absolvierte er die Harvard Business School.

„Die Gründer haben hier in kurzer Zeit ein unglaublich tolles Unternehmen aufgebaut“, sagte Finn Hänsel dem Handelsblatt. „Jetzt fokussieren wir uns erst einmal auf unsere Kernbereiche und bauen die Technik noch stärker aus. Dann werden wir Movinga in die nächste Phase bringen.“

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