
Standard & Poor's (S&P) hat sich im Rechtsstreit um geschönte Kreditbewertungen mit der US-Regierung und dem Pensionsfonds Calpers geeinigt. Die Ratingagentur wird im Rahmen eines Vergleichs insgesamt 1,5 Milliarden Dollar, umgerechnet 1,3 Milliarden Euro, zahlen.
Das geht aus einer Mitteilung der S&P-Mutter McGraw Hill hervor. S&P kommt damit relativ glimpflich davon – das Justizministerium hatte erst fünf Milliarden Dollar gefordert.
Die großen drei Ratingagenturen
Hauptquartier: New York
Umsatz 2011: 1.767 Millionen Dollar (52 % USA, 48 % international)
Profit 2011: 719 Millionen Dollar
Zahl der Analysten Ende 2010: 1.345
Zahl aller Ratings Ende 2010: 1.190.500
Eigentümer: S&P Ratings Services zählt zum Finanzdienstleister S&P, der 3,1 Milliarden Dollar Umsatz erzielt und derzeit dem Verlagshaus McGraw-Hill gehört. Dieses steht vor der Aufspaltung – bald dürfte S&P allein an der Börse sein.
Wurzeln: Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1860 zurück, 1941 entstand S&P durch die Fusion zweier Firmen. In den achtziger Jahren folgte die globale Expansion. In Europa arbeiten heute rund 500 Analysten – zumeist Europäer.
Hauptquartier: New York
Umsatz 2011: 1.569 Millionen Dollar (56 % USA, 44 % international)
Profit 2011: 690 Millionen Dollar
Zahl der Analysten Ende 2010: 1.204
Zahl aller Ratings Ende 2010: 1.039.187
Eigentümer: MIS ist Kern der börsennotierten Moody’s Corporation, die 2,3 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaftet. Ihre Anteilseigner decken sich stark mit denen McGraw-Hills. Unter ihnen: Capital World, Vanguard, BlackRock.
Wurzeln: Moody’s gilt im Vergleich zu S&P als verschwiegener, zentralisierter und weniger zahlenfixiert. Die Geschichte der Firma beginnt 1909 in den USA. Derzeit führen Europäer die Teams zur Bewertung von Staaten und Banken.
Hauptquartier: New York/London
Umsatz 2011: 733 Millionen Dollar (39 % USA, 61 % international)
Profit 2011: 227 Millionen Dollar
Zahl der Analysten Ende 2010: 1.049
Zahl aller Ratings Ende 2010: 505.024
Eigentümer: Seit einem Teilverkauf im Februar gehören 50 Prozent dem familieneigenen US-Medienkonzern Hearst. Der Rest gehört Fimalac, einer börsennotierten französischen Holding, dominiert von Marc Ladreit de Lacharrière.
Wurzeln: 1992 erwarb der Franzose Ladreit de Lacharrière die britische Agentur IBCA. 1998 folgte der Zusammenschluss mit der US-Agentur Fitch, deren Anfänge bis 1913 zurück reichen. Fitch sieht sich in der Branche als Underdog.
Jeweils 687,5 Millionen Dollar gehen an das Justizministerium und 20 Bundesstaaten. Weitere 125 Millionen Dollar fließen an den kalifornischen Pensionsfonds Calpers. S&P kauft sich damit in einem Verfahren um frisierte Bonitätsnoten frei. Der Ratingfirma war vorgeworfen worden, Investoren mit zu positiven Kreditbewertungen in die Irre geführt und so die Finanzkrise angefacht zu haben.
Zuletzt hatte sich S&P bereits mit der US-Börsenaufsicht auf einen Vergleich geeinigt, um Vorwürfe wegen geschönter Ratings aus der Welt zu schaffen. S&P zahlt dabei 77 Millionen Dollar und darf ein Jahr lang keine Bewertungen mehr für bestimmte durch Gewerbeimmobilien besicherte Anleihen vergeben. Diese Papiere gelten als Brandbeschleuniger der Finanzkrise von 2008.