Strategische Sicherheitsplanung Wenn das Unternehmen wie eine Uhr tickt

Seite 5/5

Anpassung an die Bedürfnisse

Nun mag man einwerfen, dass damit die Prozessverantwortung für die Sicherheit aus der Sicherheitsabteilung herausgenommen wird. Im Grunde ist das korrekt, denn „Sicherheit“ kann nicht „Sicherheit“ gewährleisten. Es wäre ein Zirkelbezug, und dieser funktioniert bekanntlich nicht. Sicherheit analysiert die Prozesse und Erfordernisse und bietet dazu die Lösungen im Standard an. Diese werden inhaltlich mit den Betroffenen abgestimmt und umgesetzt. Zugleich wird die Prozessverantwortung übertragen. Diese wird in Berechtigungsmanagement- und Zugangssystemen abgebildet und damit ein lebendiges Instrument geschaffen, welches ständig an die Bedürfnisse entsprechend angepasst wird.

Die Systeme zur Ressourcenplanung liefern dazu die entsprechenden Schnittstellen für nachfolgende Verarbeitungen, zum Beispiel wenn Beschäftigte die Bereiche wechseln und die Rechte „umgezogen“ werden. Das gelingt stichtagsfein. Die Erfahrung lehrt, dass es möglich ist und dadurch erhebliche manuelle Tätigkeiten eingespart werden können, meist von Führungskräften durchgeführt, die sich zukünftig stärker auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können. Auch davon profitiert die Wertschöpfung.

Ein weiterer Aspekt verdient einer Würdigung. Wenn die Menschen die Prozesse vor Ort aktiv steuern (können), nutzen sie diese Möglichkeiten konsequent. Sie vermeiden Störungen, schon aus eigenem Interesse, aber in der Folge dann auch immer stärker zum Wohl des Unternehmens. Sie handeln unternehmerisch. Dazu sprechen sie miteinander und stimmen sich ab. Sie hören zu und teilen mit. Es entstehen in der Folge Kommunikationsketten mit hohem Wert. Sehr schnell sind sie bereit, Konflikte zeitnah und zugleich friedlich auszutragen. Die sichere Durchführung der Prozesse als Baustein zum Ganzen wird erkannt und erhält eine Chance auf Erfolg, nicht weil ein „Vor-Gesetzter“ es seinen „Mit-Arbeitern“ anweist, sondern weil die Beschäftigten das Konzept des Handelns als Teil ihrer Aufgabe (siehe Stellenbeschreibung) verstanden haben.

Dieses „andere“ Verständnis von „Sicherheit“ erfüllt den Führungsanspruch auf allen Stufen. Es ist nicht so sehr entscheidend, welchen Begriff wir dafür verwenden, sondern dass die unternehmerische Grundhaltung von allen Beschäftigten getragen und verstanden wird. Es ist die Aufgabe „wirksamer Führungskräfte“ (Fredmund Malik), diesen Prozess zu fördern.

Was ist an alledem neu? Die Sicherheit in Unternehmen kann nur durch einen stringenten strategischen Ansatz gelöst werden. In der Zentralisierung und Aufwertung der Aufgabe „Sicherheit“ (auf Vorstandsebene) kann es unter diesen Vorzeichen gelingen, die Prozesse unternehmensweit sicher zu gestalten. Das Bild der „Uhr“ weist den Weg. Ich räume auf mit dem Irrtum, dass Sicherheitsabteilungen („Security“) ein Unternehmen sichern und schützen können. Allenfalls erscheint das temporär so, in der Praxis hat sich das Gegenteil bestätigt. Sicherheitsbereiche stellen die rechtlichen, fachlichen, führungsmäßigen (!) und systemtechnischen Voraussetzungen bereit, damit die Menschen im Unternehmen die Prozesse sicher steuern können, und damit ist die Gesamtheit aller Prozesse gemeint, die zudem die Chance auf eine einheitliche und verbindliche Lösung erhalten. Es ist zu dem wirtschaftlich, ein gleiches Rad zu kopieren anstatt es ständig neu zu erfinden.

Wenn dieses Sicherheitsverständnis dann weiterhin auf die langfristigen strategischen Ziele des Unternehmens ausgerichtet ist, dann gelingt Wertschöpfung immer besser. Das dazu erforderliche Instrument ist die „Strategische Risiko- und Sicherheitsplanung“ (Defense Plan), die übrigens immer stärker von Handelspartnern eingefordert wird. Diese fordern die Sicherheit gelingender, zuverlässiger und belastbarer Prozesse. Für Ausreden und Entschuldigungen haben sie kein Verständnis.

„Profitabel wachsen“ – das ist die stringente Herausforderungen in dieser globalen Zeit. Das erfordert strategisches Handeln, und darin mittendrin eine anspruchsvolle strategische Sicherheitsplanung, die alle Aktivitäten und Geschäftsprozesse umfasst.

In diesem Sinne werbe ich für ein Innehalten und die Öffnung für ein neues Verständnis von „Sicherheit und Unternehmensschutz“. Auf die Sicherheitsabteilungen kommt ein gewaltiger Wandel zu. Es gilt nun, aktiv zu werden und diesen Wandel zu proaktiv zu gestalten.

Im globalen Wettbewerb ist erfolgreich, wer heute Strategien für morgen entwickelt und diese ständig an die sich ändernden Bedingungen anpasst. Heute nicht zu handeln ist auch eine Strategie, aber mit hohen Risiken behaftet.

Dieser Artikel will Ihnen dazu Anregungen für ein neues, ein strategisches Verständnis von Sicherheit geben. Ein wenig Mut gehört dazu, einen anderen, neuen „Weg“ einzuschlagen, in dem die Aufgabe „Sicherheit“ von den Menschen getragen wird. Wenn diese das Prinzip der Uhr verstanden haben, wird sich die Sicherheit zum wertschöpfenden Baustein in allen Prozessketten entwickeln.

Das ist Sicherheit, wie ich sie verstehe. Profitabel wachsen – der Anspruch kann gelingen, ganz sicher!

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%