Strategische Sicherheitsplanung Wenn das Unternehmen wie eine Uhr tickt

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Definition eines neuen Sicherheitsanspruchs obliegt der Wirtschaft

Von der Betriebswirtschaft noch nicht erkannt obliegt es der Wirtschaft selbst, einen neuen Sicherheitsanspruch zu definieren. Das betrifft zum einen die strategische und globale Sicht. Das Unternehmen auf Dauer zu erhalten, es dazu leistungsstark und belastbar im globalen Wettbewerb aufzustellen, das ist das Gebot der Stunde, soll der Anspruch „Industrie 4.0“ Wirklichkeit werden. Sicherheit ist eine durch und durch strategische Aufgabe. Sie durchringt alle Funktionen, Aufgaben, Prozesse und Projekte des Unternehmens. Mitten drin, statt außen vor! Ich empfehle allen, auch den mittelständischen Unternehmen, eine Strategieabteilung zu gründen, in der (mindestens!) die Unternehmensplanung, Recht, Controlling, Unternehmenssicherheit (alle Sicherheits- und Schutzaufgaben!) und Service (Kommunikation, Telefonie, Dienstleistungen) vereint tätig sind.

Wirtschaftliche Unternehmen haben das Ziel, dauerhaft Profit zu erzielen. Sprechen wir es klar und deutlich aus! In dieser Verantwortung stehen der Vorstand beziehungsweise die Geschäftsführung. Das ist die gebotene Führungsaufgabe mit hohem Rang. Ein Unternehmen „sichern“ ist zugleich auch eine strategische Aufgabe und ein integraler Bestandteil der Unternehmensplanung. Sicherheit muss von „Oben“ nach „Unten“ glaubhaft und sichtbar verkündet und praktiziert werden. Das betrifft alle Prozesse und zugleich die Regeltreue, die beiden Seiten einer Medaille. Der Führungsanspruch „Sicherheit“ muss zu einer selbstverständlichen Grundhaltung auf allen Stufen entwickelt werden. Das erfordert die Aufnahme in alle Stellenbeschreibungen und Prozessanweisungen.

Das Unternehmen – ein einziger Prozess, und darin die Sicherheit als wesentlicher Garant für das Gelingen. Werte – Führung – Kommunikation – Delegation von Verantwortung als Führungsprinzip – ständige Prozesssteuerung. Das sind die Zutaten deiner guten „Rezeptur“. Wer diesen Weg ernsthaft zu gehen bereit ist, bewegt sich hin auf ein vollkommen anderes Unternehmensmodell.

Die „Sicherheitsabteilung“ – so man Sie überhaupt zukünftig noch so nennen kann, ist zukünftig ein Dienstleister, dessen Aufgabenstellung das gesamte Unternehmen erfasst. Nur dann kann der Anspruch integralen Wirkens erfüllt werden. Das macht die enge Zusammenarbeit aller Sicherheits- und Schutzexperten, verstärkt durch „Recht“ und „Betriebswirtschaft“ (in einem einzigen Bereich) erforderlich. Überhaupt arbeiten darin Kaufleute, Juristen und Techniker „Hand in Hand“ in interdisziplinären Projektgruppen eng verflochten zusammen. Dieser Ansatz ist sicherlich ungewohnt.

Meint man es jedoch Ernst mit dem Gedanken, das Unternehmen oder den Betrieb als einen einzigen Prozess zu verstehen, so führt kein Weg an dieser Lösung vorbei.

Dabei kommt es weder auf den Umfang noch auf den akademischen Grad der Fachleute an. Das beschriebene Modell kann einfach an jede Betriebsgröße angepasst werden. Die gelingende Funktion, nicht die Verpackung ist das Ziel der neuen Arbeitsweise. Der „Flickenteppich Sicherheit“ wird damit aufgelöst. Zugleich werden risikobehaftete Funktionen hier gezielt zusammengefasst. Diese betreffen die Unternehmenskommunikation, das Beziehungsmanagement (löst das Reklamationsmanagement ab), das Geschäftsprozessmanagement / -Optimierung, Notfall- und Krisenmanagement, die IT-, Daten- und Anwendersicherheit, das Berechtigungs- und Zugangsmanagement sowie alle Serviceaufgaben, zum Beispiel  Fahrservice, Reinigung. Die Mitarbeiter der „Sicherheit“ wirken zudem als geborene Mitglieder in allen Projekten mit, insbesondere in Konzepten, Planungen und während der Realisierung von Investitionen. Durch ganzheitliche Lösungsansätze können erheblichen Kosteneinsparungen erzielt werden.Mehr noch hat der „Blick auf die Prozesse, den Arbeits- und Unfallschutz, Brandschutz …“ zudem den Charme, proaktiven Einfluss auf die Effektivität zu nehmen.

Die Betriebsdatenerfassung (BDE) verzeichnet die Erfolge. Dadurch kann es gelingen, die Funktion „Sicherheit“ zum selbstverständlichen Partner in allen Prozessen zu etablieren und eine Grundhaltung zu begründen, die im Ergebnis die Geschäftsprozesse sicher, belastbar, effektiv und effizient machen.

An dieser Stelle ist mit einem Grundirrtum „aufzuräumen“, häufig verbreitet und ebenso falsch. Ständige Verhaltenskontrollen, diese verbunden mit einer Datensammelwut, fördern nicht die Sicherheit, sondern eine schädliche Misstrauenskultur. Benötigt wird stattdessen ein umfassendes und integriertes Berechtigungsmanagement- und Zugangssystem (nicht „Zutritt“, wie von falschen „Propheten“ verkündet wird). Die Teilhabe an Prozessen erfordert entsprechende Rechte und damit verbunden Zugang. Die Verantwortung dafür liegt auf der Fachebene, das heißt diese organisiert sich selbst und verantwortet ihr Handeln. Die Praxis lehrt, dass es nur so funktionieren kann.

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