Streikgefahr Machtkampf auf Kosten der Kunden

Offiziell fordert die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer für ihre Klientel mehr Lohn, bessere Work-Life-Balance und Dienstpläne im Voraus. Quelle: dpa

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wird wohl bald streiken. GDL-Chef Weselsky geht es nicht um Löhne – sondern um Einfluss. Ein Kommentar.

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Das Ergebnis der Urabstimmung unter den Mitgliedern der GDL steht zwar noch aus. Doch alles andere als ein Streik im August wäre überraschend. Aber: Was hat GDL-Chef Claus Weselsky eigentlich vor? Offiziell fordert die GDL für ihre Klientel mehr Lohn, bessere Work-Life-Balance und Dienstpläne im Voraus – übliches Tarifgeplänkel halt. De facto geht es ihm um Macht im Kampf gegen die verfeindete Eisenbahngewerkschaft EVG.

Weselskys Pfad ist daher nicht akzeptabel – er belastet Pendler und Vielfahrer. Die Bahn hat der GDL mehrfach angeboten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, sie hat Angebote verbessert. Am Ende geht es um Details, etwa darum, ob ein Tarifvertrag 28 oder 42 Monate dauert. Ein Moderator könnte schlichten, die GDL müsste nur einschlagen. Selbst Tarifpluralität, also die Existenz von zwei Tarifverträgen für eine Berufsgruppe – was das Tarifeinheitsgesetz an sich ausschließt – wäre möglich. GDL, EVG und Bahn müssten sich nur einigen – das ist lösbar.

Aber der GDL-Chef ist daran nicht interessiert. Er will die Belegschaft spalten – und Mitarbeiter von der EVG zur GDL locken – mit Streiks als Werbung in eigener Sache. Der Bahnkunde wird so zum Opfer von Weselskys Machtansprüchen.

Mehr zum Thema: Die Lokführer-Gewerkschaft GDL fordert mehr Geld und Verbesserungen beim Arbeitsklima. Doch viele immaterielle Ideen wirken aus der Zeit gefallen.

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