




Rund 80 Prozent der Deutschen sind auf Fernstrecken mit dem eigenen Auto unterwegs − obwohl der Pkw längst nicht das optimale Verkehrsmittel ist. Bezogen auf die Faktoren Zeit-, Kosten- und Umweltbilanz fällt der Pkw weit zurück hinter die Bahn und den Fernlinienbus. Das ist eines der Ergebnisse des VCD-Bahntest 2014/2015.
Im Vergleich zwischen Bahn und Fernbus wurden 540 Verbindungen auf zehn ausgesuchten Strecken innerhalb Deutschlands getestet. Ergebnis: Der Fernlinienbus ist in 94,4 Prozent der Fälle preisgünstiger als die Bahn. Jedoch behält die Bahn die Nase vorn, wenn Zeit, Kosten und CO2-Ausstoß zusammen betrachtet werden.
Zu 60 Prozent ist die Reise mit der Bahn im Fernverkehr die optimale Wahl, der Fernlinienbus ist es zu 40 Prozent. Der Pkw ist auf allen zehn Strecken zu null Prozent das ideale Fernverkehrsmittel − unter Berücksichtigung der Pkw-Vollkosten - also inklusive Steuer und Versicherung.
So teuer ist der ÖPNV in Deutschland
Die Preise für eine Fahrkarte schwanken in Deutschland stark, wie die folgende Übersicht zeigt. Angegeben sind je die Preise für den gesamten Verkehrsverbund. Weil sich die Verbünde unter anderem in Hinblick auf Größe, Taktfrequenz der Busse und Bahnen sowie Service-Angeboten unterscheiden, sind sie nur bedingt miteinander vergleichbar. Die Liste gibt aber einen Überblick über die Preisstrukturen des Nahverkehrs in Deutschlands Großstädten.
Quelle: Unternehmen / WiWo-Recherche / Stand Dezember 2014
Verbund: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg VBB
Kurzstrecke: 1,60 Euro
Tageskarte: 7,40 Euro
Wochenticket: 36,50 Euro
Monatsticket. 98,50 Euro
Verbund: Hamburger Verkehrsverbund HVV
Kurzstrecke: 1,50 Euro
Tageskarte: 18,30 Euro
Wochenticket: 52,50 Euro
Monatsticket. 199,60 Euro
Verbund: Münchner Verkehrs- und Tarifverbund MVV
Kurzstrecke: 1,30 Euro
Tageskarte: 11,70 Euro
Wochenticket: 55,90 Euro
Monatsticket. 203,90 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Sieg
Kurzstrecke: 1,90 Euro wie bisher
Tageskarte: 24,40 Euro statt 23,80 Euro
Wochenticket: 65,90 Euro statt 64 Euro
Monatsticket. 247,40 Euro statt 240,20 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Stuttgart VVS
Kurzstrecke: 1,20 Euro wie bisher
Tageskarte: 14,80 Euro statt 14,60 Euro
Wochenticket: 71 Euro statt 70,20 Euro
Monatsticket. 210 Euro statt 205,60 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: 26,70 Euro statt 26 Euro
Wochenticket: 89,05 Euro statt 85,70 Euro
Monatsticket. 239,90 Euro statt 231,50 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: 26,70 Euro statt 26 Euro
Wochenticket: 89,05 Euro statt 85,70 Euro
Monatsticket. 239,90 Euro statt 231,50 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: 26,70 Euro statt 26 Euro
Wochenticket: 89,05 Euro statt 85,70 Euro
Monatsticket. 239,90 Euro statt 231,50 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Oberelbe VVO
Kurzstrecke: -
Tageskarte: 13,50 Euro wie bisher
Wochenticket: 61,50 Euro statt 57,50 Euro
Monatsticket. 166,50 Euro statt 156 Euro
Verbund: Mitteldeutscher Verkehrsverbund MDV
Kurzstrecke: 1,80 Euro
Tageskarte: 16,60 Euro
Wochenticket: 86,40 Euro
Monatsticket. 258,60 Euro
Verbund: Großraum-Verkehr Hannover GVH
Kurzstrecke: 1,50 Euro wie bisher
Tageskarte: 8 Euro statt 7,70 Euro
Wochenticket: -
Monatsticket. 187 Euro statt 181 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Großraum Nürnberg
Kurzstrecke: 1,80 Euro statt 1,70 Euro
Tageskarte: 18 Euro statt 17,50 Euro
Wochenticket: 83 Euro statt 80,50 Euro
Monatsticket. 255,50 Euro statt 247,80 Euro
Verbund: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: 26,70 Euro statt 26 Euro
Wochenticket: 89,05 Euro statt 85,70 Euro
Monatsticket. 239,90 Euro statt 231,50 Euro
Die höchste durchschnittliche Ersparnis ist auf der Fernlinien-Strecke Freiburg-München möglich: Bei der Tagesreise mit dem Bus sind es rund 30 Euro, bei der Wochenendreise rund 26 Euro − gegenüber der Bahn. Grundsätzlich gelte jedoch bei beiden Verkehrsmitteln: Je früher gebucht wird, desto günstiger wird es.
Günstiger Bus, bequeme Bahn
Bei einer repräsentativen Befragung von 2.178 Personen nach den Gründen für die Verkehrsmittelwahl lautet das Ergebnis: 77 Prozent der Befragten schätzen am Fernbus die geringen Kosten, die Bahn bevorzugte die Hälfte der Reisenden wegen ihrer Bequemlichkeit. Die Erreichbarkeit von Orten und Zielen und die Flexibilität der Nutzung waren für fast 90 Prozent der Autofahrer und -fahrerinnen entscheidend.





Die Umfrageteilnehmer sollten außerdem ihre letzte Reise mit dem Fernlinienbus beurteilen. Hier gab es einen Kritikpunkt, nämlich die Verspätungen, die sonst der Bahn zugeschrieben werden. In über 52 Prozent der Fälle betrugen die Verspätungen mit dem Fernlinienbus mehr als sechs Minuten. Die Gründe dafür sind zu 60 Prozent Staus und in 33 Prozent der Fälle eine verspätete Abreise.
"Obwohl die Bahn durch hohe Trassenpreise gegenüber dem Fernbus benachteiligt ist, bleibt sie die erste Wahl im Fernverkehr", so das Fazit des VCD-Bundesvorsitzenden Michael Ziesak. Damit jedoch langfristig beide Verkehrsmittel attraktiv bleiben, müsse es endlich eine Gleichbehandlung der Verkehrsträger geben.
"Es kann nicht sein, dass Fernbusse komplett von einer Gebühr für die Abnutzung der Straßen befreit sind, während die Bahn und deren Kunden für immer höhere Trassenpreise aufkommen müssen", so Ziesak.