Studio Babelsberg „Wert des Studios dürfte weiter steigen“

Hauptaktionär von Studio Babelsberg ist mit rund 60 Prozent die Firma Filmbetriebe Berlin Brandenburg GmbH. Quelle: imago images

Bis Ende Oktober läuft das Kaufangebot eines US-Investors für Anteile des Studio Babelsberg. Nun fordern Minderheitsaktionäre Einsicht in die Pläne des künftigen Haupteigners. Einige relevante Zahlen seien nicht bekannt.

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Angesichts der geplanten Übernahme von Studio Babelsberg durch einen US-Investor fordern Minderheitsaktionäre Einsicht in die Pläne des künftigen Haupteigners. Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger sagte, das Angebot der Studiobetreiber, den Minderheitsaktionären ihre Anteile für einen Kaufpreis von 4,10 Euro je Aktie abzukaufen, sei „von der Höhe her nicht unseriös, aber von der Wertfeststellung nicht nachvollziehbar“. Um es vollständig bewerten zu können, seien weitere Informationen dringend nötig. So sei etwa der Wert des Immobilienbesitzes nicht bekannt, ein von der Studioleitung angekündigtes Gutachten dazu liege noch nicht vor.

Informationsbedarf haben die Kleinanleger vor allem, was die Pläne des künftigen Besitzers des geschichtsträchtigen Studiokomplexes betrifft. Mitte September hatte die US-amerikanische Investmentfirma TPG Real Estate Partners (TREP) angekündigt, die Kontrolle über Studio Babelsberg AG übernehmen zu wollen. Hauptaktionär von Studio Babelsberg ist mit rund 60 Prozent die Firma Filmbetriebe Berlin Brandenburg GmbH, die den beiden Vorstandsmitgliedern Carl Woebcken und Christoph Fisser gehört. Sie soll an TREP verkauft werden. Anfang Oktober hatte das Unternehmen den Minderheitsaktionären ein Kaufangebot für ihre Anteile gemacht und strebt eine Mehrheit von 75 Prozent an. Die Frist dafür läuft noch bis Ende Oktober.

„Gleichbehandlung nicht gesichert“

Schutzgemeinschafts-Sprecher Kunert verlangt nun Auskunft außerdem darüber, ob zwischen TREP und den Filmbetrieben bereits eine Vereinbarung über die Höhe des Kaufpreises besteht. Weiter will er wissen, ob weitergehende Abmachungen wie eine Nachbesserung des Kaufpreises für den Fall existieren, dass TREP Studio Babelsberg zu einem späteren Zeitpunkt womöglich an einen anderen Investor weiterverkauft. Kunert sieht hier „die Gleichbehandlung aller Aktionäre nicht gesichert“.

Angesichts des weltweiten Aufschwungs der Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime ist die Nachfrage nach Produktionskapazitäten weltweit deutlich gestiegen. Einzelne Streamingdienste haben bereits bestehende Studiokomplexe übernommen, sich wie in den Londoner Pinewood-Studios langfristig eingemietet oder haben neue eigene eröffnet. „Das sorgt für eine enorme Dynamik in dem Markt, wodurch auch der Wert von Studio Babelsberg noch weiter steigen dürfte“, sagt Kunert. (Mehr dazu lesen Sie auch in dieser WiWo-Analyse: Deutschlands größtes Filmstudio zwischen Streamingboom und Kinokrise)

TREP ist die Immobilientochter des US-Fonds TGP Capital aus Fort Worth im US-Bundesstaat Texas. TPG verwaltet eigenen Angaben zufolge ein Vermögen von gut 108 Milliarden US-Dollar. Der Fonds ist unter anderem mit rund 44 Prozent an Vice Media beteiligt, hält die Mehrheit an dem Software-Hersteller McAfee und auch 30 Prozent an dem Fernseh-Satellitenbetreiber DirecTV. In der Sparte Real Estate hat man unter anderem in die deutsche Hotelkette A&O investiert. TREP verfüge über ein verwaltetes Vermögen von 5,6 Milliarden US-Dollar.

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Kommt der Deal zustande, sollen auch die Vorstände Woebcken und Fisser an dem 1912 gegründeten Studio Babelsberg beteiligt bleiben, hieß es von Seiten des US-Investors. 2004 hatte der französische Konzern Vivendi das Unternehmen an die Filmbetriebe Berlin Brandenburg GmbH mit den Gesellschaftern Woebcken und Fisser zu einem symbolischen Preis von einem Euro verkauft. Aktuell dreht Netflix in Babelsberg die Mysteryserie „1899“.

Mehr zum Thema: Nicht nur die Übernahme des ältesten Filmstudios der Welt sorgt für Nachrichten aus Babelsberg. Warum das Studio auf die neue Bundesregierung und Europas größte LED-Wand, beschrieb Peter Steinkirchner bereits im Sommer dieses Jahres.

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