Taxibranche Cabify macht Spaniens Taxiparadies zur Hölle

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Lateinamerika ist der Wachstumsmarkt schlechthin

Doch auch wenn Spanien der Heimatmarkt von Cabify ist, das richtige Geld kommt aus Lateinamerika, wo die Einnahmen derzeit monatlich um 30 Prozent zulegen. In der Region hat Cabify aufgrund der kulturellen Nähe einen klaren Vorteil. 80 Prozent des Umsatzes kommt bereits aus Ländern wie Brasilien oder Mexiko, wo die Sicherheit oberste Priorität hat und offizielle Straßen-Taxis einen schlechten Ruf genießen. „Uber und Cabify haben uns wieder Sicherheit gegeben“, sagt die Mexikanerin Maria Fernanda Gómez, für die ohne diese Apps mobilitätstechnisch gar nichts mehr geht.

Der klare Sicherheitsvorteil: Cabify akzeptiert nur Kreditkartenzahlungen und gezahlt wird nicht im Auto, sondern über die App oder Internet. „Es lohnt sich also nicht, den Fahrgast auszurauben, weil er sehr oft gar kein Geld oder Portemonnaie bei sich trägt,“ sagt Gómez. Hinzu kommt, dass der Stadtverkehr in Metropolen wie Mexico City chaotisch und sehr ermüdend ist. Mit dem eigenen Auto ist man schnell verloren. All das half, dass Cabify in diesen Märkten ein rasantes Wachstum hinlegte.

Das Geld kommt aus Spanien und Japan

Die Expansion von Cabify, die auch irgendwann nach Deutschland führen soll, wird inzwischen sogar von Spaniern finanziert. Die Tochter des Chairman der BBVA-Bank, Beatriz Gónzalez, managt Seaya, einen Risikokapitalfonds, der derzeit den beginnenden Hype von App-Firmen wie Cabify, Glovo oder restaurantes.com mitfinanziert. 2013 gegründet setzte die Chefin Gónzalez schon ein Jahr später auf Cabify. Unterstützt wird sie bei ihren Entscheidung von Michael Kleindl, einem bereits in Spanien angesehenen deutschen Investor in digitale Unternehmen. Der Fonds kaufte 45 Prozent der Firma für acht Millionen US-Dollar. Das zog auch internationale Investoren an.

von Stefan Hajek, Matthias Hohensee

Der japanische Online-Shop Rakuten investierte in den vergangenen zwei Jahren weitere 132 Millionen US-Dollar in Cabify. Die Japaner, die inzwischen zu den zehn größten Internetunternehmen der Welt gehören, sind auch der Hauptinvestor bei Lyft, eine starke US-Konkurrenz für die Spanier. Bisher arbeitet man jedoch noch Hand in Hand und das Auftreten im Markt ist sehr ähnlich, sogar die Firmen-Farben und die Webseite assoziieren mehr Nähe als Wettbewerb.

Für Ernesto Gutiérrez Tamargo, Partner von der Kanzlei Crowe Howarth in Madrid, sieht Spanien rosigen Zeiten entgegen. „Diese positive Entwicklung von Cabify und der hiesigen Start-up-Szene macht deutlich, dass wenn spanische Geldgeber sich trauen, die das beste Marketing für das Land ist und folglich Investition von anderen Unternehmen nach sich zieht. Hier in Spanien sitzen genauso viele talentierte Leute wie in den USA. Sie brauchen nur die richtigen Mentoren.“ Cabify hat sie gefunden.

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