
Taxmobil-Gründer Bert Neckermann arbeitet schon seit 1998 an der Idee, doch trotz mehrerer Ankündigungen klappte die Umsetzung nie. Und auch der neue Anlauf scheint zum Rohrkrepierer zu werden: Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat das Regierungspräsidium Darmstadt die nötige Genehmigung bisher nicht erteilt. Es liege nicht einmal ein entsprechender Antrag vor, teilte die Behörde auf Nachfrage mit.
Ungeachtet dessen schlägt Taxmobil in der Einladung zur Präsentation schon mal forsche Töne an. 2013 werde in Frankfurt „ein in Europa und der Bundesrepublik Deutschland bisher einmaliges Pilotprojekt“ starten. Dies sei keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) – vielmehr werde „dieses neuartige Verkehrsprodukt mittels Kooperationen die Fahrzeuge der Taxi-Branche und des ÖPNV nutzen.“
Das Konzept könnte nach ersten Informationen so funktionieren: Kunden zahlen eine monatliche Grundgebühr und erhalten dafür Zugriff auf unbegrenzte Taxifahrten im Monat. Taxmobil besitzt keine eigene Fahrzeugflotte, sondern greift auf die existierenden Taxen in der Stadt zurück. Um die Betriebskosten niedrig zu halten, werden vor allem Sammeltaxitouren organisiert. Gleichzeitig soll Taxmobil mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verbunden werden.
Die Frankfurter Taxivereinigung, deren Mitglieder die Fahrzeuge bereitstellen sollen, ist weitaus vorsichtiger. „Wir beobachten die Sache wohlwollend, sind aber weder vertraglich noch kooperativ mit Taxmobil verbunden“, sagt der Vorsitzende Hans-Peter Kratz. Die Taxivereinigung investiere auch nichts in das Projekt. Verträge müsste Taxmobil mit den einzelnen Taxiunternehmen selbst abschließen. „Es gibt bisher keinen Mustervertrag. Darüber hat die Vereinigung mit Taxmobil auch noch nicht verhandelt“, sagt Kratz.





Beim Rhein-Main-Verkehrsverbund zeigt man sich ebenfalls überrascht von Neckermanns Darstellung. Ein Sprecher weiß nichts von einer Kooperation - und warnt künftige Taxmobil-Kunden, dass deren Karten als Tickets für die S- und U-Bahnen oder Busse „nicht anerkannt werden.“
Auf Nachfragen rudert auch Neckermann zurück. Das benötigte Kapital für das Pilotprojekt – etwa 100 bis 130 Millionen Euro – hat er noch nicht zusammen. Es soll über Kapitalerhöhungen der Taxmobil AG und eine Anleihe an der Frankfurter Börse eingesammelt werden. Nach sechs bis neun Monaten will Neckermann profitabel sein. Dass noch keine Genehmigung vorliegt, sieht er als unproblematisch an. Man rechne im Rahmen der Experimentierklausel des Personenbeförderungsgesetzes mit einer befristeten Genehmigung, teilt er mit, da das Unternehmen die von der Behörde genannten Bedingungen aus seiner Sicht erfülle. „Den offiziellen Genehmigungsantrag wollen wir im Januar 2013 stellen, damit die Zulassung ab März wirksam werden kann.“
Neckermann wird allerdings schon Post vom Regierungspräsidium bekommen, noch bevor er den Antrag einreicht. Auf der Website bezeichnet Taxmobil das Regierungspräsidium als Kooperationspartner und verwendet dessen Logo. Ohne Genehmigung, wie Neckermann einräumt. Die Wertung auf der Webiste entspringe „den guten Gesprächen, die wir mit diesen Behörden über unsere Pläne hatten. Daraus sollte nicht der Eindruck entstehen, es handele sich um offizielle Kooperationen.“
Das Regierungspräsidium ist darüber jedoch so sauer, dass es Neckermann erst mal abmahnen wird. Das hessische Wirtschaftsministerium und die Industrie- und Handelskammer, die ebenfalls mit Logo als Kooperationspartner genannt werden, kündigten weitere Abmahnungen an. Drei Abmahnungen noch vor der Präsentations-Pressekonferenz - der Holperstart ist perfekt.