Teilverkauf von Arriva und Schenker Bahn will bis zu fünf Milliarden Euro einnehmen

Die Deutsche Bahn will Teile ihrer Auslands- und Logistiktöchter verkaufen, um sich eine weitere Einnahmequelle zu sichern. Der Plan zeigt die missliche Lage des Konzerns.

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Bahnchef Rüdiger Grube. Schenker und Arriva sollen zum Teil verkauft werden Quelle: dpa

Der geplatzte Börsengang der Deutschen Bahn im Jahr 2008 wirkt immer noch nach. Spätestens seit diesem Zeitpunkt wissen die Entscheidungsträger des Konzerns, wie sensibel Börsenpläne sind. Eigentlich sollte sich der Aufsichtsrat der Bahn bereits im Dezember 2015 mit dem geplanten Teilverkauf der Logistiktochter Schenker und der Auslandssparte Arriva beschäftigen. Doch Anfang Dezember fand der Parteitag der SPD statt. Ein ungünstiger Zeitpunkt, denn die SPD müsste die Pläne mittragen. „Die Politik mag keine Börsengänge“, sagt ein Insider der Bahn. Die Pläne wurden verschoben.

Nun scheint der richtige Zeitpunkt gekommen. Mit Verspätung wird der Aufsichtsrat die geplanten Börsengänge der beiden Töchter durchwinken. Die Bahn will, so ist zu hören, bis zu fünf Milliarden Euro einnehmen. Das Geld kann der Konzern gut gebrauchen.

Dickes Minus in der Bilanz

Die Deutsche Bahn steckt in einer tiefen Krise. Die Güterbahntochter strauchelt, die Fernverkehrssparte leidet unter dem Preisdruck der Fernbusse und die Nahverkehrstochter verliert immer mehr Marktanteile. Im vergangenen Jahr stand ein dickes Minus in der Bilanz. Die Bahn fuhr erstmals seit zwölf Jahren in den roten Zahlen.

Der Geldsegen aus den Börsengängen soll nun einen finanziellen Puffer für die nächsten Jahre schaffen. Das oberste Ziel der Bahn: Der Konzern will die Verschuldung langfristig bei 19 Milliarden Euro deckeln. Mindestens drei Milliarden Euro aus dem Verkauf sollen deshalb in den Abbau der Verschuldung fließen. Bis zu zwei Milliarden Euro könnte der Konzern für Investitionen nutzen. Ohne den Verkauf der Perlen wären die Ziele Makulatur.

Geht es nach den Plänen der Bahn, wird es bald schon eine A-Aktie geben. Arriva soll noch im Herbst an die Börsen gebracht werden. Schenker folgt bis 2019. Die Bahn will sich bei beiden Unternehmen von bis zu 40 bis 45 Prozent der Anteile trennen. Maximal könnte ein Investor bis zu zehn Prozent übernehmen. Lieber wären der Bahn aber Kleinaktionäre, um den Einfluss institutioneller Investoren zu minimieren.

Es wäre sinnvoll gewesen Schenker ganz zu verkaufen

Die Verkaufspläne zeigen das Dilemma der Bahn. Insbesondere Arriva gilt als äußerst attraktive Konzerntochter. Gerade erst gewann Arriva einen Milliardenauftrag für den Betrieb von Nahverkehrszügen in Großbritannien. Ein nächster Mega-Deal steht kurz bevor. Die Sparte verdient gutes Geld und die Wachstumsaussichten sind rosig. Eine solche Tochter verkauft man nur, wenn man das Geld an anderer Stelle dringend benötigt.

Die wichtigsten Firmenübernahmen der deutschen Bahn

Theoretisch wäre auch ein Komplettverkauf von Schenker möglich gewesen. Im Gegenzug hätte die Bahn Arriva komplett behalten können. Auch dieses Szenario wurde durchgespielt. Es wäre sogar strategisch sinnvoll gewesen, denn die Logistiksparte führt ein Eigenleben. Die Synergien mit der Güterbahn sind – anders als vor Jahren erhofft – gleich null. Doch die Logistiksparte muss erst aufgehübscht und saniert werden. Das hätte zu lange gedauert. Möglicherweise wäre auch nicht so viel Geld dabei heraus gesprungen.

Die Pläne der Bahn, beide Töchter ein bisschen zu verkaufen, ist daher auch der Notsituation geschuldet. Schnelles Geld gibt es nur über den Teilverkauf von Arriva. Immerhin dürfte der Verkauf in etwa so viel einbringen wie Arriva 2010 insgesamt gekostet hatte. Damit wäre zumindest ein Vorwurf vom Tisch: dass die Bahn Unternehmen teuer zukauft, um sie später billig zu verkaufen.

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