Tele-Columbus-Chef „Der offene Netzzugang ist keine Lösung“

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„Der offene Netzzugang ist nicht die Lösung, um den Infrastrukturwettbewerb zu stimulieren“

Wollen Sie denn bundesweit gegen Vodafone antreten?
Sobald Wohnungsgesellschaften ihre Langfristverträge mit TV-Kabelnetzbetreibern neu ausschreiben, sind wir immer dabei.

Wirklich bundesweit?
Überall, in jedem Bundesland – ohne Einschränkung. In Städten, in denen wir schon stark sind, müssen wir unseren Kundenbestand natürlich auch verteidigen. Aber in Bundesländern, in denen wir noch nicht so präsent sind, greifen wir bei jeder neuen Ausschreibung an.

In welchen Regionen sind Sie denn stark?
Berlin und München sind unsere größten Märkte mit zusammen knapp einer Million angeschlossenen Haushalte. Besonders stark sind wir auch in den ostdeutschen Bundesländern, wo wir mehr als 50 Prozent der Kabelhaushalte versorgen. In Städten wie Leipzig, Erfurt oder Halle sind wir sogar Marktführer.

Die Deutsche Telekom fordert die Wettbewerbshüter auf, das Nebenkostenprivileg abzuschaffen und die Fusion nur unter dieser Auflage zu genehmigen, dass Vodafone nicht mehr einen Teil der Monatsgebühren über die Nebenkosten einziehen kann. Würde Ihnen das helfen?
Das würde der Wohnungswirtschaft und auch uns sehr schaden. Für die Wohnungswirtschaft ist eine bezahlbare mediale Grundversorgung ein wichtiger Bestandteil bei der Vermietung ihrer Immobilienbestände. Wenn die Umlagefähigkeit entfallen würde, wäre das nicht nur ein Problem für uns und Vodafone, sondern auch für die Wohnungswirtschaft und ihre Mieter. Über dieses Sammel-Inkasso bekommen viele Menschen ihren Kabel-TV Anschluss für ein sehr geringes Entgelt.

Durch den Kostenvorteil, nur eine Sammelrechnung an die Wohnungsgesellschaft zu verschicken, können wir einen sehr günstigen Preis für alle Mieter anbieten. Wenn jeder Kunde jedes Produkt einzeln buchen müsste, wäre dies deutlich teurer. Das ist weder im Interesse der Mieter noch der Wohnungsunternehmen.

Ein zweiter Vorschlag ist, die Kabel-TV-Netze genauso wie das Netz der Telekom für Wettbewerber zu öffnen. Was halten Sie davon?
Gar nichts. Denn diese Debatte ignoriert die Entstehungsgeschichte der beiden Netze. Die Telekom hat ihr Netz quasi vom Staat geerbt, weil es mit Steuergeldern aufgebaut wurde. Wir hingegen investieren seit vielen Jahren Millionen in eine hochmoderne Glasfaserinfrastruktur und errichten diese in der Regel ohne Fördermittel. Im Durchschnitt investieren wir 30 Prozent unserer jährlichen Umsätze in die Modernisierung und den Ausbau unserer Netze. Das macht einen großen Unterschied. Gäbe es einen offenen Netzzugang, müsste ich alle Geschäftspläne noch einmal durchrechnen und hinterfragen, ob ich mir die Investitionen überhaupt noch leisten kann. Damit würde eine neue Hürde eingeführt, die den Ausbau von superschnellen Internet-Verbindungen ausbremst. Der offene Netzzugang ist daher nicht die Lösung, um den Infrastrukturwettbewerb zu stimulieren. Das bringt uns nicht weiter. Denn Deutschland braucht mehr und nicht weniger Investitionen in schnelles Internet, um den Rückstand gegenüber anderen Industrieländern aufzuholen.

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