Temel Kotil will hoch hinaus Turkish Airlines will beste und größte Fluglinie werden

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Keine Angst vor Billigfliegern

Was ist denn dran an den Gerüchten einer engeren Kooperation oder gar eines Joint Ventures mit Lufthansa?

Derzeit nichts. Solche Verbünde gibt es eher, wenn das Wachstum nachlässt. Doch wir legen weiter kräftig zu, und damit sind wir mehr als ausgelastet. Aber das kann sich in ein paar Jahren ändern.

Vielleicht, wenn auch in Ihrer Heimat die Billigflieger ihren Siegeszug starten?

Wir haben bereits viele Billigflieger in der Türkei. Aber auch vor denen haben wir keine Angst. Einige bieten ihre Tickets zunächst manchmal billiger an als wir. Doch inklusive Gepäck oder Catering sind wir am Ende in der Regel günstiger.

Das haben Lufthansa oder Air France auch lange gesagt und mussten trotzdem irgendwann kapitulieren.

Weil sie nicht so niedrige Kosten hatten wie wir. Gleichzeitig bieten wir mehr Platz als diese Konkurrenten, ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm inklusive bald einem persönlichen Bildschirm auch auf der Kurzstrecke und besseren Service.

Das sorgt aber für höhere Kosten, und Sie müssen die Preise erhöhen.

Wir reden hier von etwa fünf Prozent. Doch unsere Kunden sagen uns, wir sind den Aufpreis mehr als wert, denn bei uns fühlen sie sich wohler als anderswo. Dass wir in der Businessclass statt Tiefkühlkost und kleinen Portionen ein frisches vollständiges Menü servieren, kostet uns nur einen Euro pro Essen mehr, aber unsere Passagiere fühlen sich wirklich wie Gäste. Dazu verzichten wir auch auf lukrative Duty-free-Verkäufe an Bord. Wir wollen nicht, dass die Besatzung Geld anfasst oder von ihrer Hauptaufgabe abgelenkt wird, für die Passagiere da zu sein.

Kommt das bei den Kunden wirklich so gut an? Ihre Businessclass ist auch nicht voller als bei anderen Fluglinien.

Sechs Premium-Kunden pro Flug sind genug für eine bescheidene Fluglinie wie uns (lacht). Denn wir verdienen auch in der Economyclass ordentlich Geld.

Etliche Ihrer Wettbewerber, wie etwa Lufthansa, führen gerade eine Klasse zwischen Business und Economy ein. Sie haben Ihre Premium Economy wieder abgeschafft. Offenbar lief das Angebot nicht besonders gut.

Das täuscht. Wir haben da viel Geld verdient. Doch wir hatten zu wenig Platz für die Businessclass. Darum nutzen wir den Platz der Premium Economy nun für die Businessclass.

Etihad investiert statt in Allianzen lieber in andere Fluglinien. Was wurde aus Ihren Plänen, sich bei Lot aus Polen oder JAT aus Serbien einzukaufen?

Das haben wir uns angesehen, als wir dachten, wir könnten nicht so schnell wachsen, wie es uns sinnvoll erschien. Aber am Ende hätte uns das nur abgelenkt, besonders wenn wir einen Sanierungsfall übernommen hätten.

Sie sind jetzt etwa acht Jahre im Amt und stehen der türkischen Regierung nahe. Was ist dran am Gerücht, Sie würden im kommenden Jahr Verkehrsminister?

Es stehen doch gerade keine Wahlen an (lacht). Aber im Ernst. Für mich ist Turkish Airlines wie ein Kind, das jeden Tag aufwacht und sagt: Heute werde ich wieder ein bisschen besser. Und auf diesem Weg will ich die Fluglinie ebenso begleiten wie meine vier richtigen Kinder.

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