WirtschaftsWoche: Herr Kotil, die Türkei war lange eines der wirtschaftlich stärksten Länder Europas. Nun sorgen Proteste für negative Schlagzeilen, das Wirtschaftswachstum sinkt, die Zinsen steigen, und der Wechselkurs der Lira gibt nach. Ist die Party vorbei?
Nein. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass unsere Wirtschaft bald zu den alten Wachstumsraten zurückkehrt. Unsere Unternehmen werden noch wettbewerbsfähiger sein. Dazu hilft ein schwächerer Wechselkurs natürlich beim Export.
Proteste und schlechte Wirtschaftsdaten bereiten Ihnen keine Sorgen?
Die Proteste werden im Ausland anders wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. So tragisch manche Vorfälle während der Demonstrationen auch waren: Die Türkei wächst nach zehn Jahren Boom stärker als fast alle anderen Länder in Europa, auch wenn wir uns dem Abwärtstrend der Weltwirtschaft nicht entziehen können.
Die größten Fluggesellschaften der Welt
Air France (Frankreich) - 47 Millionen Passagiere
Die Franzosen leiden unter dem schwachen Geschäft in Europa und können ihren Platz in der Top 10 nur knapp behaupten. Billig-Airlines und Kerosinpreise verhageln das Geschäft. Nun erwägen sie sogar eine Kooperation mit dem aufstrebenden arabischen Konkurrenten Etihad einzugehen, um der Lufthansa ihren Spitzenplatz abzujagen.
China Eastern Airlines (China) - 50,3 Millionen Passagiere
Mitte 2011 wurde die chinesische Airline ins SkyTeam aufgenommen. Die 285 Flugzeuge steuern im wesentlichen Ziele im Inland an, aber auch Flughäfen in Nordamerika, Europa und Australien. Größter Anteilseigner der Fluggesellschaft ist die chinesische Regierung.
US Airways (USA) - 51,8 Millionen Passagiere
Einst als reine Logistik-Fluggesellschaft gegründet, transportieren die Amerikaner mittlerweile so viele Passagiere wie Südafrika Einwohner hat. Weltweite Bekanntheit erlangte die Airline im Jahr 2011 durch eine spektakuläre Notlandung im Hudson River.
United Airlines (USA) - 54 Millionen Passagiere
Mit 3500 Flügen am Tag gehört die Airline seit ihrer Fusion mit Continental zu den größten Fluggesellschaften in Nordamerika. Die Amerikaner fliegen ca. 700 Ziele in 127 Ländern weltweit an.
Lufthansa (Deutschland) - 56,7 Millionen Passagiere
Die größte deutsche Fluggesellschaft macht rund 75 Prozent ihrer Umsätze im Passagiergeschäft. Das Geschäft im Heimatmarkt wird derzeit getrübt durch die Schuldenkrise. Zuletzt musste die Airline sogar einen Verlust ausweisen. Nun soll gespart werden.
Ryanair (Irland) - 71,2 Millionen Passagiere
Ryanair-Chef Michael O'Leary ist berühmt für seine ausgeflippten Auftritte. Durch seine Billigstrategie sind die Iren mittlerweile die größte Fluggesellschaft Europas. Nun soll die 286 Flugzeuge starke Flotte um 23 Maschinen erweitert werden.
China Southern (China) - 76,1 Millionen Passagiere
Asiens größte Fluggesellschaft verfügt über eine Flotte von 360 Maschinen - darunter auch ein Airbus A380. Damit soll die Expansion noch lange nicht abgeschlossen sein, in den kommenden Jahren soll die Flotte um 121 Flugzeuge ausgebaut werden.
American Airlines (USA) - 86,1 Millionen Passagiere
Bronze geht an die Silberpfeile am Himmel. Dabei musste die Fluggesellschaft Ende 2011 Insolvenz anmelden. Der Flugbetrieb geht vorerst weiter - es werden aber weiterhin Verluste in Millionenhöhe eingeflogen.
Southwest Airlines (USA) - 106,2 Millionen Passagiere
Die bunten Texaner sind die größte Inlandsfluggesellschaft der Welt. Nachdem die Passagierzahl in der Finanzkrise zuletzt heftig gesunken war, erreichte sie 2010 wieder ein Rekordniveau weit über der 100-Millionen-Marke. Nur eine einzige Airline transportierte mehr Passagiere.
Delta Airlines (USA) - 111,1 Millionen Passagiere
Die Amerikaner sind immer noch unangefochten die größte Fluggesellschaft der Welt - doch in einem Jahr ist die Passagierzahl um satte 50 Millionen geschrumpft. 752 Flugzeuge gehören zur Flotte, weitere 125 sind bestellt.
Leidet auch Ihr Unternehmen?
(Zückt eine interne Präsentation). Wir werden statt 30 Prozent im Vorjahr wohl nur noch um 28 Prozent wachsen (lacht). Dabei schaffen wir wahrscheinlich erneut einen Rekordgewinn und zählen beim operativen Gewinn wohl wieder zu den fünf, sechs besten Fluglinien der Welt, obwohl wir beim Umsatz nicht zu den 15 größten gehören.
Viele Ihrer Landsleute befürchten, die Türkei und Turkish Airlines könnten deutlich islamischer werden und sich damit von der Bevölkerung und einem großen Teil der Kunden entfremden.
Das sehe ich nicht. Natürlich prägen die türkischen Traditionen auch uns. Aber so etwas wie einen islamischen oder westlichen Service gibt es nicht, nur guten und weniger guten. Deshalb kann Turkish Airlines im Zeitalter der zunehmenden Globalisierung nur Erfolg haben, wenn wir uns allen Kulturen öffnen und einen für alle Menschen guten Service anbieten.
Wie stark wollen Sie damit wachsen?
Wir fliegen heute in 193 Städte in 103 Ländern. Bis Ende 2014 sollen mindestens 25 Städte und neun Länder dazukommen. Bis 2017 wollen wir unsere Passagierzahl auf mindestens 100 Millionen Passagiere verdoppeln. 2023 wollen wir mehr als 120 Millionen Passagiere haben, den Umsatz auf 24 Milliarden Dollar verdreifachen und die Flotte auf gut 450 Flugzeuge verdoppeln.
Wenn Sie so weitermachen wie bisher, sind Sie spätestens 2019 mit 150 Millionen Passagieren Europas größte Fluglinie.
Ich habe ihnen die offiziellen Ziele genannt, die wir hoffentlich sogar übertreffen. Aber wir wollen nicht übermütig werden, denn wir haben gelernt, dass immer etwas dazwischenkommen kann.