Tech-Milliardär Elon Musk greift nach seinem großangelegten Einstieg bei Twitter eine alte Forderung vieler Nutzer auf: Die Möglichkeit, Tweets nachträglich zu ändern. Nutzer können sich in einer von Musk aufgesetzten Twitter-Umfrage dazu äußern, ob sie einen Redigier-Knopf wollen. Nach den ersten Stunden in der Nacht zum Dienstag lag die Zustimmung bei rund 75 Prozent.
Die nichtrepräsentative Umfrage hat zwar keine direkten Konsequenzen, doch die frisch erworbene Beteiligung von 9,2 Prozent sichert Musk automatisch mehr Gehör beim Twitter-Management. Twitter ging auf die jahrelangen Forderungen nach einer Redigier-Möglichkeit nie ein.
Der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla hält sich bisher bedeckt dazu, was er mit dem Einstieg beim Kurznachrichtendienst konkret erreichen will. Am Dienstag wurde aber zumindest schon einmal sein Einzug in den Verwaltungsrat der Firma publik. Musk bekommt damit offiziell größeren Einfluss auf die Strategie. Musk glaube an die Plattform und sei zugleich ein scharfer Kritiker, schrieb Twitter-Chef Parag Agrawal am Dienstag. „Das ist genau, was wir brauchen“, damit Twitter auf lange Sicht stärker werde.
Die Verwaltungsrat in US-Unternehmen spielt zum einen eine kontrollierende Rolle ähnlich wie die deutschen Aufsichtsräte - hat zudem aber auch stärkeren Einfluss auf die Strategie. Die Amtszeit von Musk soll mit der Hauptversammlung 2024 enden.
Twitter-Chef Agrawal erlaubte sich eine dezente Spitze gegen seinen neuen größten Anteilseigner. Agrawal retweetete Musks Befragung mit den Worten: „Die Konsequenzen dieser Umfrage werden bedeutend sein. Bitte stimmen sie sorgfältig ab.“ Mit diesem Satz hatte Musk vor einigen Tagen Twitter-Nutzer nach deren Meinung über die Redefreiheit bei dem Dienst gefragt, bevor er seinen Einstieg bekanntgab.
Die Twitter-Aktie legte vorbörslich sechs Prozent zu, nachdem sie am Vortag mit einem Plus von mehr als 27 Prozent aus dem Handel gegangen war.
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