Thomas-Cook-Pleite Wer die Condor-Rettungsmission steuert

Condor Schutzschirmverfahren Quelle: REUTERS

Eine Riege hochrangiger Sanierungsexperten soll die Thomas-Cook-Tochter Condor in der Luft halten – und bei den Reiseveranstaltern retten, was zu retten ist. 

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Die deutsche Thomas-Cook-Tochter Condor bekommt im Schutzschirmverfahren mit Detlef Specovius und Lucas Flöther zwei bekannte Sanierungsexperten zur Seite gestellt. Specovius soll als Generalbevollmächtigter die Condor-Geschäftsführung unterstützen und sich um die rechtlich-operativen Details des Verfahrens kümmern. Aufgabe Flöthers als vom Amtsgericht Frankfurt bestellter vorläufiger Sachwalter ist es, dafür zu sorgen, die Interessen der Condor-Gläubiger zu wahren.

Die beiden Juristen sind ausgewiesene Restrukturierungsexperten und haben Erfahrung im Reise und Tourismusbereich. So war Flöther schon bei den Insolvenzen der Fluglinie Air Berlin, der Reiseportal-Gruppe Unister und zahlreichen weiteren Großverfahren als Insolvenzverwalter im Einsatz. Er ist Sprecher des Gravenbrucher Kreises, einer Vereinigung überregional tätiger Insolvenzverwalter. 

Specovius, Partner der auf Insolvenzverfahren spezialisierten Kanzlei Schultze & Braun, war bei der Insolvenz der Fluglinie Germania anfangs als Berater involviert. Darüber hinaus begleitete er unter anderem die Werkstattkette A.T.U und den Modehändler Sinn Leffers durch deren Restrukturierungen.

Das Unternehmen hatte am Mittwoch ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt, eine Insolvenzvariante, die auf den Erhalt des Unternehmenskerns zielt und bei der die bisherige Geschäftsführung im Amt bleibt. Nach Unternehmensangaben will sich Condor über das Verfahren von möglichen Forderungen der insolventen Konzernmutter Thomas Cook befreien und sich aus dem Konzernverbund lösen. „Dieser Schritt ist in der derzeitigen Lage das Beste für unsere Kunden, unsere Geschäftspartner und für uns. Denn wir erlangen so die volle Unabhängigkeit von der Thomas Cook Group plc und mehr Sicherheit für unsere Zukunft“, teilte das Unternehmen mit. 

Das Sanierungsteam dürfte nun gemeinsam mit der Geschäftsführung um Condor-Chef Ralf Teckentrup versuchen, möglichst rasch den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren, eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter sicherzustellen und anschließend einen Verkaufsprozess für das Unternehmen oder Teile davon umzusetzen. Teckentrup hatte bereits am Dienstagabend in einer Telefonkonferenz gesagt, dass Gespräche mit möglichen Kaufinteressenten liefen: „Wir sind in den letzten zwei Tagen bereits in Gesprächen mit solventen interessierten Parteien.“ Nach Teckentrups Darstellung beginnen die Gespräche mit möglichen Käufern damit nicht bei Null. Schließlich habe Thomas Cook seine Airlines bereits im Februar zum Verkauf gestellt.

Während die Airline damit zunächst weiterfliegen kann, ist die Lage bei den deutschen Reiseveranstaltern von Thomas Cook deutlich unübersichtlicher. Der Konzern hatte das Touristikgeschäft unter der Thomas Cook GmbH mit Sitz in Oberursel gebündelt. Die Gesellschaft musste am Mittwochmorgen eine Regelinsolvenz beantragen. Betroffen sind auch die Thomas Cook Touristik GmbH und Bucher Reisen & Öger Tours GmbH. Das Amtsgericht Bad Homburg bestellte nach Informationen der WirtschaftsWoche die Juristen Ottmar Hermann, Julia Kappel-Gnirs und Fabio Algari zu vorläufigen Insolvenzverwalter der Reiseveranstalter. Algari ist dabei für die Thomas Cook GmbH zuständig, Kappel-Gnirs steuert die Bucher Reisen & Öger Tours GmbH und Hermann kümmert sich um die Thomas Cook Touristik GmbH.

Die drei Insolvenzrechtler sind Partner der Kanzlei Hermann Wienberg Wilhelm. Insbesondere Ottmar Hermann gilt als einer der renommiertesten deutschen Insolvenzexperten. Er war unter anderem bereit bei Großverfahren wie der Insolvenz der Kaufhaus-Kette Woolworth, des Autozulieferers Karmann und des Bauriesen Philipp Holzmann im Einsatz. Gespräche der deutschen Geschäftsführung mit möglichen Kapitalgebern über eine Fortführung der Thomas Cook GmbH waren zuvor ergebnislos geblieben. 

Der britische Touristikkonzern Thomas Cook hatte am Montag Insolvenz angemeldet, alle Flüge gestrichen und die Geschäfte eingestellt. Insgesamt waren nach Unternehmensangaben zu dem Zeitpunkt 600.000 Touristen mit dem zweitgrößten Reisekonzern Europas unterwegs.

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