Tourismus Coronakrise hinterlässt immer tiefere Spuren in der Tourismusbranche

Die Tourismusbranche leidet weiterhin massiv unter der Pandemie. Laut einer Umfrage überlegt jeder vierte Ferienhausvermieter in Deutschland, aufzugeben.

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Reisebüros und Veranstalter rechnen das zweite Jahr in Folge mit einem massiven Geschäftseinbruch. Quelle: dpa

Die Not vieler Tourismusunternehmen wächst mit der Dauer der Corona-Zwangspause. Einer Umfrage zufolge überlegt inzwischen jeder vierte Ferienhausvermieter in Deutschland aufzugeben. Sollte der Tourismus erst im Juni wieder anlaufen, wäre das für weitere 36,9 Prozent schwer zu verkraften, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Befragung des Deutschen Ferienhausverbands und des Deutschen Tourismusverbands hervorgeht. Zugleich rechnen Reisebüros und Veranstalter das zweite Jahr in Folge mit einem massiven Geschäftseinbruch.

Nach Angaben des Deutschen Ferienhausverbandes sind die Einnahmen aus der Vermietung für viele Besitzer von Ferienimmobilien existenziell. Rund jeder Fünfte lebe davon. Weiteren 31,5 Prozent diene die Ferienimmobilie als Altersvorsorge. Hier seien die Mieteinnahmen „ein wichtiger Grundstock für den Erhalt der Ferienimmobilie“.

Lediglich 15,5 Prozent der Ferienhausvermieter und Agenturen konnten den Angaben zufolge staatliche Hilfen in Anspruch nehmen. Das Gros gehe leer aus, weil sie privat oder im Nebenerwerb vermieten, beklagte der Verband.

In den ersten drei Monaten des Jahres verzeichneten 81,4 Prozent der Ferienhausbesitzer Buchungsrückgänge im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum 2020. Bei jedem Dritten brachen die Buchungen um mehr als die Hälfte ein. Im vergangenen Jahr beklagten 85,7 Prozent der Vermieter Umsatzrückgänge. Befragt wurden im April 10.528 private und gewerbliche Vermieter.

Reiseunternehmen fordern von der Politik ein Konzept für einen Restart

„Wir appellieren an die Bundesländer, nach sechsmonatigem Lockdown endlich konkrete Schritte für eine Wiedereröffnung des Tourismus vorzulegen“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Ferienhausverbandes, Göran Holst. Einige Bundesländer haben angekündigt, erste regionale Öffnungsschritte im Tourismus vorzunehmen. Je nach regionalen Infektionszahlen sollen dann auch Camping und Übernachtungen in Ferienwohnungen zu touristischen Zwecken erlaubt sein.

Düster ist die Stimmung auch bei Reisebüros und Veranstaltern. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen gehen laut einer Umfrage des Reiseverbandes DRV davon aus, weniger als 50 Prozent der Umsätze aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 erzielen zu können. Mehr als zwei Drittel erwarten sogar weniger als 25 Prozent. Im vergangenen Tourismusjahr war der Umsatz mit organisierten Reisen wegen der Coronakrise um 65 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro eingebrochen.

Die große Mehrheit der im April befragten 450 Reiseunternehmen fordert von der Politik ein Konzept für einen Restart. Zudem halten 90 Prozent eine Verlängerung der Überbrückungshilfen für notwendig. Mehr als zwei Drittel sprachen sich auch für eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes aus, um die Belegschaften zu halten.

„Fast alle an der Umfrage beteiligten Unternehmen haben Wirtschaftshilfen der Bundesregierung beantragt. Das unterstreicht einmal mehr, wie dramatisch die wirtschaftliche Situation in der Reisewirtschaft ist“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig.

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