Tourismus Wie Reisebüros der Konkurrenz aus dem Internet trotzen

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Das Internet ist in der Regel nicht günstiger

Auf solch ein Angebot kann Timo Schumacher nicht zurückgreifen. Dafür müsste er die Eigenständigkeit des Reisehauses aufgeben, die er so schätzt. So hat er im Namen des Reisebüros das Onlineportal „Finest Luxury“ gestartet. Hier können Kunden spezielle Luxusreisen nach ihren Wünschen gestalten. Die Spezialisierung sei laut Schumacher wichtig, um zwischen den vielen Anbietern im Netz durch Expertise auf einem bestimmten Gebiet aufzufallen.

Traditionelle Reisebüros sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, die gleichen Reisen teurer zu verkaufen als es die Anbieter im Internet tun. „Dabei ist die Buchung einer Urlaubsreise im Internet in der Regel nicht günstiger“, sagt Uwe Richter von der Hochschule Harz. Die Onlineportale und die stationären Reisebüros würden Reisen von den selben Reiseveranstaltern verkaufen und bieten die Angebote der Veranstalter deshalb auch oft zu den gleichen Preisen an.

Der Eindruck, dass die Reisen im Internet günstiger seien, entstehe unter anderem durch das Marketing der Onlineportale. „Bundesweit werden Angebote, Rabattaktionen und günstige Traumreisen im Fernsehen, Radio und Internet oder auf riesigen Plakaten beworben“, sagt Richter.

Die Vorzüge des klassischen Reisebüros

Als vor einigen Jahren die ersten Reiseanbieter im Internet starteten, merkte auch Schumacher, dass weniger Kunden in das Reisebüro kamen und stattdessen den neuen Service im Internet ausprobierten. Um diese zurückzuholen, startete er den eigenen Onlineauftritt.

Obwohl das zugkräftigste Argument der stationären Reisevermittler die persönliche Beratung vor Ort sei. „Ein mehrwöchiger Urlaub ist für viele Kunden die schönste Zeit des Jahres. Da diese Zeit nahezu perfekt werden soll, lassen sich immer noch viele Reisende im stationären Reisebüro beraten, weil sie die Mitarbeiter oftmals schon länger kennen und ein Vertrauen zu diesen aufgebaut haben“, sagt Uwe Richter.

von Rüdiger Kiani-Kreß, Volker ter Haseborg

Gerade wenn sich Reisende aufgrund der politischen Situationen in beliebten Urlaubsländern wie Ägypten oder der Türkei nicht sicher sind, ob sie bedenkenlos eine Reise dorthin buchen können, geben ihnen die Mitarbeiter im Reisebüro eine gewisse Sicherheit. „Das Callcenter eines großen Onlineportals arbeitet viel anonymisierter und kann den Kunden einen solchen Service nicht bieten“, sagt Richter.

Diese Vorteile mit einem ansprechenden Internetauftritt zu vereinen, reicht aber nicht aus. Auch die Räumlichkeiten des Reisebüros und das Beratungsgespräch müssen digitaler werden. „Durch den Einsatz digitaler Technologien, wie interaktiven Karten auf großen Bildschirmen oder Virtual-Reality-Brillen kann die Urlaubssuche im Reisebüro zum Erlebnis werden“, sagt Uwe Richter. Künftig können Kunden schon im Reisebüro mit den Virtual-Reality-Brillen ins Hotelzimmer gehen, um den Pool streifen oder das Buffet begutachten.   

Dass digitale Urlaubsplanung so mehr sein kann, als ein paar Klicks für den preiswerten Abschluss, davon müssen die Kunden überzeugt werden. Und sei es ganz analog und herkömmlich im persönlichen Gespräch auf dem städtischen Marktplatz.

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