Tourismus gegen Corona „Die Luxus-Impfreise gibt es ab 20.000 Euro pro Person“

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„Auch aus Deutschland sind Interessierte dabei“

Heißt das, Sie wollen die Impf-Zögerer motivieren, sich doch auf das Vakzin einzulassen?
Genau das ist der Punkt. Es gibt in Österreich einen bekannten Witz. Ein Autofahrer hört im Radio: „Achtung, es kommt ihnen ein Geisterfahrer entgegen.“ Und der Mann schreit auf: „Wieso einer? Hunderte!“ Denn der Geisterfahrer ist er selbst. Wenn die Leute jetzt über die Medien sehen, dass sich innerhalb von acht Tagen mehr als 10.000 Menschen bei uns vorangemeldet haben, und für eine Impfreise zwischen 3000 und 4000 Euro berappen, dann werden die Zauderer nachdenken und sich fragen: Bin ich vielleicht der Geisterfahrer? Und wenn dieses Umdenken um sich greift, was mir übrigens jüngst Österreichs Gesundheitsminister bestätigt hat, dann hätte ich mein Hauptziel erreicht. So schräg das klingen mag, meine angedachten Impfreisen würden dann so bald wie möglich überflüssig werden.

Sie gelten als schillernde Persönlichkeit, die öffentliches Interesse durchaus genießt. Worin zeigt sich die Seriosität Ihres Reiseangebotes.
Da würde ich widersprechen. Ich verstehe mich nicht als schillernd, sondern als umtriebig. Wenn ich eine Idee habe, dann setze ich sie konsequent um. Aber zu Ihrer Frage. Ob wir das realisieren, hängt davon ab, ob meine Rahmenbedingung, die ich persönlich als Teilnehmer einer Impfreise an Ethik und Qualität stelle, realisiert werden können.

Die wären?
Das sind mehrere Punkte. Wir brauchen einen zertifizierten Impfstoff. Dazu gehört die Garantie, dass den Menschen keine Kochsalzlösung untergejubelt wird. Genauso wichtig ist qualifiziertes Personal in einem professionellen Umfeld, etwa eine saubere Klinik, professionelle Ärzte und gut ausgebildetes Personal, das unsere Gäste betreut. Zudem brauchen wir effiziente Betreuung, die bereitsteht, wenn allergische Reaktionen auftreten. Und wenn es nicht klappt, einen international anerkannten Impfpass auszustellen, werde ich einräumen, dass wir gescheitert sind. Dann würde ich mit meinem Namen ein solches Projekt keine Sekunde weiter betreiben.

Wie wichtig ist es Ihnen, dass Ihre Kunden in Ihren Reisezielen den Impfstoff nicht anderen Menschen wegnehmen, die ihn nötiger brauchen?
Da ich mittlerweile ausrecherchiert habe, dass die Impfstoffhersteller nur an Regierungen verkaufen, benötigen wir die Unterstützung von anerkannten staatlichen Institutionen. Eine seriöse Quelle des Impfstoffs ist die deto conditio sine qua non. Doch bei diesem Punkt bin ich erstaunlicherweise sehr weit. Und der Passagier einer Impfreise muss bei uns zu Hause nicht mehr geimpft werden, womit die Summe aller verwendeten Dosen gleich bleibt.

Welche Impfstoffe wollen Sie anbieten?
Möglichst jeden, der gut wirkt. Aber bevorzugt wünschen sich unsere vorangemeldeten Kunden Biontech/Pfizer. Johnson & Johnson wäre auch sehr praktisch. Dafür braucht man nur eine einmalige Immunisierung. Der chinesische Impfstoff hat zwar einen geringeren Wirkungsgrad. Doch gibt es dort mit Abstand die meisten klinischen Studien. Bei AstraZeneca zögern wir. Aber jetzt sollten Sie sich anschnallen.

Erledigt.
Wir planen, den Impfdurchgang und die Reise voneinander zu trennen.



Bitte?
Ich habe viel nachgedacht. Es ist doch eigentlich ein immenser Aufwand, an diversen Reisezielen Kliniken, Ärzte und Fachpersonal mühevoll zu suchen. Da gibt es Qualitätsunterschiede, mögliche Hygieneprobleme und die Unsicherheit, dass irgendjemand in der Klinik den originalen Impfstoff heimlich durch eine Kochsalzlösung ersetzt – und uns einfach so bestiehlt. Da kam mir die Idee: Wir wickeln die Impfung noch vor dem eigentlichen Urlaubsantritt auf einem Kurzflug ab. Unsere Gäste gehen an Bord. Wir fliegen ein naheliegendes Ziel außerhalb der EU an und führen die Impfung im Flieger mit vertrauenswürdigem Personal durch. Nach drei Tagen Beobachtungspause geht dann die eigentliche Reise los. Und nach der Rückkehr aus dem Urlaub gibt es den zweiten Impfkurztrip. Luftfahrtexperten haben mir gerade bestätigt, dass dies möglich ist. Freilich gibt es da eine Reihe von Problemen zu klären. Wie etwa, dass der Impfstoff nicht in die EU eingeführt werden darf. Das ist eine Herausforderung, aber es könnte klappen. Und es wäre eine weit sicherere Lösung, als an verschiedenen Reisezielen zu impfen. Mal sehen, ob wir das hinkriegen.

Wie viele Anmeldungen hatten Sie bisher?
Knapp 3000. Da sich in der Regel mehrere Personen unter einer Anmeldung registriert haben, ergibt das die erstaunliche Zahl von 10.000 Reisenden. Bei einer solchen Zahl in nur acht Tagen wird selbst ein Reisekonzern wie die Tui blass um die Nase, hat mir gerade ein Experte aus der Airline-Branche verbindlich erklärt. Freilich bleibt die Frage, wie viele Vorangemeldete dann eine echte Buchung abschließen. Aber selbst wenn am Ende nur jeder Zehnte Vorangemeldete mitfährt, übertrifft das meine kühnsten Erwartungen um Längen und spornt mich an.

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Haben Sie auch Interessenten aus Deutschland?
Ja klar. Ein paar Hundert vor allem aus Süddeutschland sind mit dabei.

Wie sieht Ihr typischer Impfpassagier aus?
Ich habe die Liste genau durchgeschaut und bin vom Hocker gefallen. In der Topkategorie liest sie sich wie ein Who's who der besseren österreichischen Gesellschaft. Dazu teilen uns beim Diskontangebot viele mit, dass sie sich das nie leisten können. Wenn ich die Begründungen dafür lese, bewegt mich das extrem. Was diese Personen verbindet, ist: Sie vertrauen mir. Und viele schreiben mir: „Wenn einer das schafft, dann der Mucha.“ Trotzdem werde ich keine Sekunde zögern, die ganze Sache unverzüglich abzublasen, wenn meine Ansprüche auch nur in einem einzigen Punkt nicht erfüllt werden können. Und ich bin sicher, dass mir niemand darüber bös‘ wäre. Denn ich wäre mir selbst böse, wenn ich da Kompromisse machen würde. Dann könnte ich mich nicht mehr im Spiegel ansehen.

Mehr zum Thema: Für alle, die nicht bis zum Herbst auf einen Termin für einen Covidschutz warten wollen, versprechen immer mehr Unternehmen Reisen rund um eine Immunisierung. Die Angebote sind teuer und unsicher.

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