Tourismus gegen Corona „Die Luxus-Impfreise gibt es ab 20.000 Euro pro Person“

Gesundheitsvorsorge mal anders: Christian W. Mucha will seine Impf-Reisenden auf Wunsch sogar im Burj Al Arab unterbringen – sagt er. Quelle: imago images

Christian W. Mucha ist kein Mann der leisen Töne. Jetzt kündigt der Wiener Verleger an, Impfreisen ins Ausland anbieten zu wollen – als Mittel gegen die Vakzin-Verweigerer. Meint er das wirklich ernst?

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Christian W. Mucha, 67, ist Verleger mehrerer Zeitschriften über Medien, Gastronomie und Luxus. Der mehrfache Millionär pendelt mit seiner Frau Ekaterina zwischen Wien, St. Tropez und einem Schloss am Wörthersee. Er ist Kunstsammler und hat sein Unternehmen in eine Privatstiftung eingebracht. Mucha sucht gern die Öffentlichkeit mit kontroversen Auftritten: Dem Chef des Billigfliegers Ryanair, Michael O’Leary, bescheinigte er etwa eine „schäbige und miese Art des Geschäftemachens“.

WirtschaftsWoche: Herr Mucha, Sie wollen als einer der Ersten Reisen anbieten, bei denen die Teilnehmer im Rahmen eines Urlaubs gegen Corona geimpft werden. Was soll Ihr impftours.at genanntes Angebot außer der Spritze bieten?
Christian W. Mucha: Freiheit, Freude, Sicherheit. Es ist eine Art Pauschalurlaub in drei Kategorien. Das Diskontangebot gibt es für 3000 bis 4000 Euro pro Person, das Vorzugsangebot für das Doppelte und ein Luxusangebot ab 20.000 Euro pro Person. Und wer etwas ganz Exklusives will, wie die Präsidentensuite im Burj Al Arab in Dubai mit Limousine und eigenem Butler – auch dem kann geholfen werden.

Ähnliches wollten auch andere aus der Branche wie der Frankfurter Veranstalter Fit Reisen. Aber die mussten sich zurückziehen, weil derzeit kein Land Impftouristen will. Was kann ausgerechnet ein fachfremder Verleger von Luxuszeitschriften besser?
Ich mache seit über 40 Jahren Reisefachzeitschriften und habe den Vorstand des Unternehmens vorige Woche angerufen. Auf seinen versprochenen Rückruf warte ich noch immer. Ich habe ihm erläutert, warum wir schon viel weiter sind als er. Wenn er zurückziehen will, dann würde ich das verstehen. Das ist eine immens komplizierte und arbeitsaufwendige Materie.

Christian W. Mucha, 67, ist Verleger mehrerer Zeitschriften über Medien, Gastronomie und Luxus. Quelle: Privat

Warum?
In den letzten Tagen haben etliche Länder über ihre Gesundheitsverantwortlichen signalisiert, dass sie keine Impfstoffe an Touristen abgeben wollen. Mein Vorteil ist, dass sich Verantwortliche von spannenden Destinationen bei mir gemeldet haben, die die Gabe von Impfstoff als Zeichen der Gastfreundschaft nutzen, um auf das Tourismusangebot ihrer Länder international aufmerksam zu machen. Die Namen werde ich unverzüglich bekannt geben, wenn die Verträge unterschrieben sind. Aber wir sind da bereits sehr weit und es sieht sehr gut aus.

Trotzdem sind Sie kein erfahrener Touristiker.
Ich glaube schon, dass ich mich in der Tourismusbranche gut auskenne. Aber ich bin natürlich kein Reiseveranstalter. Ich bin ein Nachdenker und Unternehmer, der Ideen hat, die er dann gern weitergibt. Organisieren wird die Reisen ein professioneller Tour-Operator. Das Impfen muss vom Reisenden direkt beauftragt und bezahlt werden. Der Veranstalter stellt den Kontakt her.

Aber die Reiseverträge schließen die Kunden mit Ihnen?
Nein. Ich habe das Konzept erfunden, verfüge über die Urheber- und Markenrechte und beschränke mich auf das Vermitteln.

Also scheuen Sie das Risiko?
Nein. Die medizinischen Leistungen können und dürfen weder ich noch der Veranstalter anbieten. Darum schließen die Kunden einen Vertrag direkt mit der medizinischen Einrichtung.

Damit sind Sie fein raus und riskieren nichts.
Nein! Ich stehe mit meinem guten Ruf dafür, dass alles seriös und sicher abläuft. Ich bin seit 46 Jahren Zeitungsverleger. Weil ich seriös arbeite und einigermaßen bekannt bin, vertrauen mir die Menschen. Und dieses Vertrauen war wohl bei diesem heiklen Thema der Grund für den starken Andrang.

von Rüdiger Kiani-Kreß, Sonja Álvarez

Was treibt Sie an? Geld?
Ach was. Geld war noch nie mein Antrieb. Aber wenn Du eine gute Idee hast, dann funktioniert das meist auch wirtschaftlich. Das braucht man nicht mit Gewalt zu forcieren. Im Gegenteil. Ich möchte auch viele mitnehmen, die sich diese Reisen nicht leisten können. Wer glaubhaft begründet, warum er aufgrund seiner schwierigen Situation den Preis nicht aufbringen kann, dem geben wir die Möglichkeit, die Reise zu gewinnen und (unter Ausschluss des Rechtswegs) von der Glücksfee gezogen zu werden. Denn wir nehmen einen von zehn in der günstigen Diskont-Kategorie gratis mit.

Was war es dann?
Zum einen habe ich mich geärgert, dass sich so viele Leute nicht gegen Corona impfen lassen wollten. Denn eines steht für mich unverrückbar fest: Unsere einzige Chance aus der Pandemie herauszukommen, ist die Impfung. Flächendeckend. Die Quote der Verweigerer und Zauderer lag im vorigen Jahr in Österreich noch bei deutlich über 60 Prozent. Für mich sind das Wichtigste im Leben Glück, Gesundheit und Freiheit. Das alles haben wir weitgehend verloren. Und da habe mir gesagt: Verdammt, ich will das wieder zurückhaben. Und zwar für uns alle.

Aber ein Einzelner kann das doch nicht drehen.
Ich meine schon. Ich glaube an die Kraft der Idee. Das Reisekonzept ist zudem bereits mein zweiter Anlauf. Der erste war im vorigen Jahr das Projekt impfmitmensch.at, eine Art Bonuscard mit Rabatten für Geimpfte am Flughafen und vielen anderen Vorteilen von Unternehmenspartnern. Denn aus meiner Sicht stehen wir vor der Spaltung unserer Gesellschaft. Die Geimpften dürfen reisen, haben Sonderrechte und Freiheiten, genießen Privilegen wie Besuche von Konzerten, Theatern und Sportveranstaltungen. Und die Impfverweigerer mutieren zu Parias, die unter Einschränkungen leiden werden. Doch impfmitmensch.at – die Bereitschaft, sich zur Impfung öffentlich zu bekennen – ging schief.

Warum?
Weil wir es in der EU versäumt haben, für die Impfstoffe einen marktgerechten Preis zu bezahlen. Es wurde gefeilscht, gezögert und gepfuscht. Bei 20 Euro mehr auf zwölf Euro Einkaufspreis etwa für eine Dosis des Biontech/Pfizer-Impfstoffs hätte Österreich bei zehn Millionen Dosen 200 Millionen Euro mehr ausgegeben. Das ist ein vernachlässigbarer Betrag, wenn uns nur ein Tag Lockdown eine Milliarde kostet. Und wir hatten jetzt 42 Tage davon. Wie dumm muss man sein, als Verantwortlicher nicht alles dafür zu tun, um das Serum ins Land zu holen nach dem Vorbild von Israel? Also wollte ich ein Stachel im Fleisch der EU sein und hatte die Idee mit den Reisen.

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