Tourismus in Katar „Es ist ein extrem sicherer Ort, zum Urlaub machen und leben“

Strand, Hochhäuser und teures Bier - Katar will sich dank der Fußball-WM als Urlaubsziel etablieren.  Quelle: dpa

Katars oberster Tourismuswerber Berthold Trenkel will das Emirat mit ursprünglichem arabischem Lebensgefühl neben den Dubai als Luxusziel etablieren, hält Vorwürfe einer Diskriminierung von Arbeitnehmern oder Homosexuellen für Katar-Bashing und möchte eine Million Fußballfans trotz Bierpreisen von 14 Euro pro Flasche zu Botschaftern machen. 

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WirtschaftsWoche: Herr Trenkel, Katar will sich mit der Fußball-Weltmeisterschaft ab November auch als Urlaubsziel präsentieren. Können Sie mehr oder etwas anderes bieten als ihre Nachbarstaaten wie Dubai, die sich bereits vor Jahren als Destination etabliert haben?

Berthold Trenkel: Ich bin sicher, das gelingt uns. Unser größtes Plus ist, dass Katar den Besuchern ein ganz anderes Erlebnis bietet als unsere Nachbarn in der Region. Bei uns finden sie wie in einem Mikrokosmos eine leichte Einführung in den mittleren Osten. Katar vermittelt noch das ursprüngliche, unverwässerte typisch arabische Lebensgefühl.

…Sie meinen im Gegensatz zu Dubai…
Katar hat den traditionellen Souq Waqif, Dohas jahrhundertealten Handelsmarkt, aber auch eine moderne Infrastruktur mit einem neuen Flughafen und einer neuen U-Bahn. Es gibt Weltklasse-Museen wie das Museum für islamische Kunst und das Nationalmuseum, viele Natursehenswürdigkeiten wie die Inland Sea und die Mangroven. Dabei ist Katar touristisch schon weit erschlossen, anders als einige unserer Nachbarn, die sich erst für den Tourismus öffnen. Dazu sind wir besser erreichbar als andere Länder. Denn unsere nationale Fluglinie Qatar Airways fliegt mit 150 Zielen mehr Langstrecken-Destinationen nonstop an als jede andere Linie in der Welt. Und Katar wird dank der sehr geringen Kriminalitätsrate vom Global Peace Index als das sicherste Land in der MENA genannten Region Nordafrika und dem Mittleren Osten geführt sowie als sicherstes Land der Welt gemäß des Numbeo Safety Index 2022.

Auf welche Art Touristen zielen Sie damit?
Weil mit Qatar Airways eine der größten Fluglinien der Welt ihr Drehkreuz bei uns hat, sind wir zum einen ein gutes Ziel für Umsteigepassagiere. Diese Gruppe kann zwischen zwei Langstreckenflügen ein, zwei Tage unsere Sehenswürdigkeiten genießen. Das ist ein Riesenpotenzial, denn Qatar Airways wächst stark und damit gibt es immer mehr Umsteiger. Das sind vor allem Kulturreisende und Einkaufstouristen. Inzwischen reisen aber auch immer mehr Menschen direkt nach Katar. Das sind dann auch Strandurlauber und Menschen, die Wüstenabenteuer erleben wollen. Dies gilt insbesondere im Winter, wenn die Temperaturen in Europa und vor allem in Osteuropa und Russland auf bis zu minus 20 Grad fallen, dann ist Katar wegen des idealen Wetters für sonnigen „Winterurlaub“ äußerst attraktiv.

Zur Person

Zumindest in der Jahreshälfte von Mai bis Oktober ist es doch für alle viel zu heiß, um sich draußen aufzuhalten.
Im Sommer ist der Mittlere Osten in der Tat nicht so attraktiv für Europäer und Nordamerikaner. Doch für die Bevölkerung der GCC genannten Länder am Persischen Golf oder Indien und Pakistan ist unser Wetter auch dann attraktiv. Denn bei uns ist es im Sommer weniger heiß und vor allem weniger schwül als in ihrer Heimat.

Trotzdem sind dann bereits vor Corona weniger Urlauber gekommen. Warum?
Bis 2016 ist die Zahl der Besucher gewachsen von knapp einer Million nach der Jahrtausendwende auf drei Millionen im Jahr 2016. Dann wurde der Zugang zu Katar von der Region…

Sie meinen von den GCC-Nachbarstaaten wie Saudi-Arabien...

…blockiert, und seit 2020 hatte natürlich Covid-19 merkliche Auswirkungen auf die Touristenankünfte. Seit dem Sommer 2022 geht es wieder aufwärts. Allein für den Zeitraum der Fußballweltmeisterschaft erwarten wir mehr als eine Million Besucher. Darum werden wir 2022 wahrscheinlich wieder die drei Millionen erreichen.

Mitten in der Energiekrise treibt Berlin das Land in die Abhängigkeit des Emirs von Katar. Doch der neue Gaslieferant ist mehr als umstritten – nicht nur wegen der Sklavenarbeit für die Fußball-WM.
von Volker ter Haseborg, Sonja Álvarez, Max Haerder, Rüdiger Kiani-Kreß, Cornelius Welp

Bringen Sie die Fußballfans denn alle unter? Die gut 30.000 Zimmer, die es Ende 2021 gab, sind jedenfalls nicht genug.
Wir werden alle Besucher unterbringen. Zum einen werden wir bis zur WM wahrscheinlich mehr als 50.000 Hotelbetten haben. Dazu kommen weitere 60.000 Zimmer in Appartements und Wohnanlagen. Es gibt während des Turniers zwei Kreuzfahrtschiffe als schwimmende Hotels mit 8000 Betten. Ein drittes Schiff in ähnlicher Größe wird wohl noch dazu kommen. Schließlich bieten wir noch Tausende lizenzierte Privatunterkünfte als Appartements, Villen oder auch Privatzimmer, sowie Campingplätze, sogenannte Fan-Dörfer, mit teilweise sehr luxuriösen Zelten. Und zu guter Letzt gibt es noch hunderte Shuttleflüge aus Riad, Dschidda, Dubai oder Maskat, mit denen die Fans für die Spiele anreisen.

Wie teuer sind die Zimmer – wie derzeit in München beim Oktoberfest bis zum Drei- oder Vierfachen der normalen Preise?
Bestimmt nicht. Natürlich sind die Raten wie bei allen Events höher als sonst. Bislang hatte die FIFA das Vorrecht, Hotelzimmer nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ zu reservieren, um Kontingente für die Mannschaften zu sichern. Doch die Regierung hat sich mit dem Weltfußballverband FIFA auf Obergrenzen geeinigt. Nun kommen die unverkauften Kontingente auf den Markt und werden über die staatlichen Seiten angeboten. Da beginnen die Preise bei 80 Dollar pro Nacht.

Berthold Trenkel, COO von Qatar Tourism Quelle: PR

In Katar ist Alkohol streng reguliert und wo er angeboten wird, ist er extrem teuer. Veranstalten Sie mehr oder weniger die erste trockene WM?
Wie in vielen anderen Ländern der Welt wird der Zugang zu Alkohol hier reglementiert. Sie werden alkoholisches Bier nicht im Supermarkt finden, aber in lizenzierten Hotels und Bars. Dazu gibt es alkoholhaltige Getränke wie Bier in den vielen Fanzonen während der FIFA 2022, vor den Spielen rund um die Stadien bis 30 Minuten vor Anpfiff sowie nach Spielende.

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